Prien/Rimsting/Bad Aibling/Rosenheim/Aschau – Wohnraum schaffen, der Lebensraum ist, Rückzugsort oder Arbeitsplatz. Denkmalgeschützte Gebäude erhalten und zugleich für eine neue Nutzung öffnen. Eine preisgekrönte Mehrzweckhalle und ein Freigelände, das nicht nur Freigeister anzieht, sondern das sich auch mit den Menschen weiterentwickelt. Die Architektentour 2025 machte am Wochenende Station in Rimsting, Bad Aibling, Rosenheim und Aschau und war nicht nur für Planer und Bauprofis, sondern gerade für Laien eine spannende Reise in die Zukunft des Bauens.
Baukultur im
ländlichen Raum
In Prien am Bahnhof ging die Bus-Reise los, und Heiner Pflugfelder, Architekt von „Brand 01 Architekten“, erläuterte auf dem Weg zur ersten Station in Rimsting für die interessierten Fahrgäste, wie es zu der Objektauswahl gekommen ist. Eine Jury der Bayerischen Architektenkammer habe aus den unzählig eingereichten Objekten 197 ausgewählt, die jeweils in den Architektur-Touren bayernweit besichtigt werden. „Letztlich geht es um die Vermittlung von Baukultur im ländlichen Raum“, erläuterte Pflugfelder, der mit einem sanierten Einfamilienhaus 2024 in Rimsting ebenfalls von der bayerischen Architektenkammer ausgezeichnet worden war.
Erste Station der kostenlosen Busreise waren zwei Einfamilienhäuser an der Rimstinger Straße. Architekt Eik Kammerl und Kollegin Michele Riedmatten (Kammerl + Kollegen) erläuterten die besonderen Herausforderungen und die Lage mit der nahen, lauten und viel befahrenen Straße von Prien nach Rimsting. Die beiden Einfamilienhäuser seien in Holz-Hybrid-Bauweise entstanden, und während sich Beton als Baumaterial auf das jeweilige Erdgeschoss konzentriere, sei das Obergeschoss bei beiden Häusern in Holzrahmen-Bauweise entstanden. Kammerl ging durch die Nähe der beiden Häuser auf die privaten Bereiche im ersten Stock ein, die nach seinen Worten durch umlaufende Balkone und deren filigrane Einkleidung durch Holzstreben viel privaten, geschützten Raum bieten. „Die Häuser haben beide sogar einen sehr großen Dachvorsprung“, nur sehe man diesen durch den umlaufenden Balkon eben nicht, so Kammerl. Mittels Photovoltaik und Luftwärmepumpe werden beide Einfamilienhäuser beheizt, führte Kammerl weiter aus. Auf Nachfrage erläuterte er weiter, dass die Lerchenhölzer gewünscht ihre Farbe veränderten, was den Stadlcharakter der Bauten unterstreiche.
Denkmal-Auflagen
beim Flötzinger-Stadl
Im Anschluss ging es mit dem Bus weiter nach Bad Aibling auf das Gelände des Unternehmens B+O. Hier war es ein Bürokomplex, der trotz beeindruckender Größe in Holz-Modulbauweise errichtet worden ist. Komplett fertig montiert seien alle drei Etagen mit Sattelschleppern angeliefert worden und in kürzester Zeit sei so ein dreigeschossiger Komplex entstanden.
Für die Fragen stand David Wolferstetter als Architekt (DWA Architekten) zur Verfügung.
Einem ganz anderen Bereich widmete sich die nächste Station, wo Helmut Cybulska als ehemaliger Bau-Dezernent der Stadt Rosenheim auf die Interessierten wartete. Er führte die Teilnehmer über die für die Landesgartenschau geschaffenen Park- und Freiflächen, die vor rund 15 Jahren entstanden sind. Dabei ging er nicht nur auf die Entstehungsgeschichte ein, sondern erläuterte auch, wie sich das Projekt über die Jahre verändert hat.
Der Flötzinger-Stadl, eine denkmalgeschützte ehemalige Lagerhalle an der Loretowiese, war ein weiterer interessanter Haltepunkt. Hier waren es nicht nur die Auflagen des Denkmalamtes, sondern auch statische Probleme, die von den ausführenden Architekten (Kammerl + Kollegen) gemeistert werden mussten.
Auch hinsichtlich der völlig geänderten Nutzung zu Veranstaltungs- und Wohnzwecken waren einige Hürden zu nehmen. Besonders ein fantastischer Gewölbe-Saal mit Säulen beeindruckte die Besucher.
Zum Schluss ging es nach Aschau zu der gemeindlichen Mehrzweckhalle und hier fanden die Reiseteilnehmer nicht nur eine perfekt multifunktionale Halle vor, die von Vereinen und für Sportunterricht genutzt wird, sondern auch einen fantastischen Ausblick in die Berge bietet. Der viel genutzte Komplex, der in Holz-Beton-Bauweise entstanden ist und über dessen jahrelange Planungsphase die OVB-Heimatzeitungen berichteten, wurde bei der Architektentour 2025 sogar besonders ausgezeichnet: Das Gebäude erhielt von Doris Lackerbauer von der Bayerischen Architektenkammer die „Klima-Kultur-Kompakt-Plakette“.