Zur Mittagszeit bin ich in der kühlen Heilig-Geist-Kirche, um den Aufbau einer Ausstellung zu besprechen, die wir in diesem Kirchenraum geplant haben. Da kommt eine alte Frau herein und sichtbar erschöpft lässt sie sich keuchend auf einen der Kirchenstühle fallen. Auf meine Frage, ob es ihr schon gut gehe, meint sie, es sei einfach nur viel zu heiß da draußen und sie könne die Hitze nicht mehr ertragen. Sie wolle nur innehalten und ein wenig rasten. Nach einer Viertelstunde steht sie erholt auf und geht mit einem freundlichen Gruß wieder lächelnd ihrer Wege. Mir kommt der Gedanke, dass unsere Kirchenräume genau dafür geschaffen sind, nicht nur in der sommerlichen Mittagsglut. Aber gerade momentan wird der Schatten zum Zufluchtsort, ob unter einem Baum oder in einer Kirche hinter kühlen Mauern.
Wir brauchen Orte, an denen wir aufatmen können. Räume, die nicht nur den Körper, sondern auch die Seele erfrischen. In der Bibel heißt es in einem Psalm: „Der Herr ist mein Hirte und nichts wird mir fehlen. Er führt mich über grüne Felder zum Ruheplatz am Wasser.“ Das ist mehr als eine simple Klimaanlage, es ist ein Bild voller Frieden. Gott führt uns zu einer Quelle, an der wir aufatmen und still werden dürfen, wieder zu uns selbst finden. Kirchenräume können das erahnen lassen: Gott ist da wie ein Baum, der seine Äste ausbreitet und wie eine Quelle, die nie versiegt. Oft begegnet er uns ganz konkret im Lächeln eines anderen Menschen, in einem stillen Gebet, in einem Lied, das unser Herz berührt. Vielleicht ist dieser Sommer eine Einladung, solche Schattenplätze neu zu entdecken und sich bewusst Zeit zu nehmen, um einzutauchen in das, was uns nährt.