Angst vor dem Feuerteufel – Landwirte im Leitzachtal rüsten auf

von Redaktion

Nach zwei Hofbränden in Hundham binnen weniger Stunden spricht vieles für Brandstiftung – Polizei überprüft auch frühere Fälle

Hundham – Auch wenn es die Polizei noch nicht bestätigen kann: Nach zwei Bränden auf landwirtschaftlichen Anwesen in Hundham bei Fischbachau (Landkreis Miesbach) binnen weniger Stunden sind die Dorfbewohner überzeugt davon, dass in ihrer Nachbarschaft ein Feuerteufel sein Unwesen treibt. „Wir haben Angst – und zwar gewaltig“, sagt eine Landwirtin aus dem Leitzachtal gegenüber dem OVB. Ihren Namen will sie, aus Angst davor, zur Zielscheibe zu werden, nicht nennen. Was sie allerdings verrät: „Die Landwirte in der Region rüsten jetzt auf.“

Bauern in Sorge
um ihr Hab und Gut

Es sind diese beiden Fälle, die die Landwirte des Leitzachtals in Aufregung und Sorge um ihr Hab und Gut versetzen: Zunächst war am Montagabend auf einem Bauernhof an der Leitzachtalstraße im Herzen von Hundham ein Feuer ausgebrochen. Die Familie, die den Hof bewohnte und bewirtschaftete, konnte sich zwar vor den Flammen in Sicherheit bringen. Vier Kälber verloren aber durch das Feuer ihr Leben. Das Anwesen brannte nahezu vollständig nieder, den Schaden taxierte die Polizei in einer ersten Schätzung auf einen hohen sechsstelligen Betrag.

Noch während der Löscharbeiten auf dem Gelände brach dann auf einem landwirtschaftlichen Anwesen an der Leitzachtalstraße in Richtung Dürnbach – nur knapp einen Kilometer vom ersten Einsatzort entfernt – ein weiterer Brand aus. Der Sohn des Hofbesitzers, der den Hof für seinen im Krankenstand befindlichen Vater gehütet hatte, konnte sich, seine Freundin und ein Kleinkind in Sicherheit bringen, die Feuerwehr zudem ein Übergreifen auf das Wohnhaus verhindern. Ein Nebengebäude und die dort abgestellten landwirtschaftlichen Geräte wurden jedoch zerstört, wodurch laut Polizei ein Schaden in Höhe eines niedrigen sechsstelligen Betrags entstanden ist.

Die Kriminalpolizei Miesbach hat die Ermittlungen zu den beiden Bränden übernommen, in die unter anderem die Brandfahnder des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) involviert sein werden, wie Daniel Katz, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, verrät. Was in derartigen Fällen aber eine „gängige Vorgehensweise“ sei. Die Auswertung und Spurensuche bei derartigen Brandgeschehen sei „äußerst komplex“, weshalb sich erste Ergebnisse rund um die Frage, wie und wo die Brände ausgebrochen sind, noch einige Zeit hinziehen werden.

Daher könne die Polizei, die laut Katz im Hinblick auf den Zeugenaufruf bereits erste Hinweise aus der Bevölkerung bekommen hat und diese nun auswertet, derzeit noch keine weiteren Angaben dazu machen, ob in Hundham ein Brandstifter am Werk war, so der Polizeisprecher am gestrigen Mittwoch gegenüber dem OVB. Seine frühere Aussage, dass für die Kripo ein „Brandstiftungsdelikt denkbar“ sei, gelte weiter. Zumal es in und um das Leitzachtal in den vergangenen Monaten auffällig viele Brände gegeben hat, wie auch Katz bestätigt. „Es hat in der Region in der Vergangenheit einige Brandfälle gegeben, die sich die Ermittler jetzt natürlich genau anschauen werden“, sagt der Polizeisprecher. „Je landwirtschaftlicher es da dann wird, umso interessanter könnte es natürlich für uns sein.“ Einer der Fälle, die bei den Ermittlern dabei in den Fokus rücken könnte, ist der Brand eines Stadls in Fischbachau am 19. September 2024. Der Schaden damals lag ebenfalls im niedrigen sechsstelligen Bereich. Dass bei den beiden jüngsten Bränden an der Leitzachtalstraße in Hundham der Zufall eine Rolle gespielt hat, daran glauben in der Region indes nur noch die wenigsten. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese beiden Feuer nicht zusammenhängen“, sagt auch die Landwirtin, die es durchaus für wahrscheinlich hält, dass der mutmaßliche Feuerteufel aus der Region stammt. „Man weiß ja, dass solche Feuerteufel oftmals in ihrem nahen Umfeld zuschlagen“, sagt die besorgte Frau über diese ihrer Meinung nach „kranken Leute“, die von einer „Feuersucht“ angetrieben würden.

Was sie dabei besonders entsetzt, ist die Skrupellosigkeit, mit der die Brandstifter zu Werke gehen. „Die nehmen in Kauf, dass Menschen sterben und Tiere qualvoll verenden“, so die Landwirtin. „Und dass die teilweise über mehrere 100 Jahre gehütete Vergangenheit von Menschen ausgelöscht wird, in dem all ihre Erinnerungen zerstört und sie völlig deprivatisiert werden.“ Als Beispiel führt sie das Schicksal der Familie an, bei der am Montagabend der erste Brand ausgebrochen war: „Die haben eigentlich nur noch das, was sie am Leib getragen haben.“

Damit es anderen Landwirten aus dem Leitzachtal nicht ebenso ergeht, rüsten die Bauern jetzt sicherheitstechnisch deutlich auf, wie die Bäuerin verrät: „Viele Landwirte haben bereits reagiert und installieren jetzt beispielsweise vernetzte Brandmelder, die sofort eine Nachricht aufs Smartphone senden, sowie Bewegungsmelder auf den Höfen“, sagt die Leitzachtalerin, die jedem Landwirt zudem nur raten kann, auf einen ausreichenden Versicherungsschutz zu setzen und regelmäßig technische Geräte prüfen zu lassen, um im Schadensfall nicht auf den Kosten sitzenzubleiben.

Ratschläge, die Josef Huber, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Miesbach, nur unterstreichen kann. Auch wenn er selbst im Norden des Landkreises, und damit bereits außerhalb des Leitzachtals lebt, gehen dem Landwirt die Vorfälle in Hundham nahe. „So viele Kilometer Entfernung sind es ja von mir bis Fischbachau auch nicht“, sagt Huber. Da mache man sich bei derartigen Vorfällen schon „Gedanken, was das für einen selbst und seinen Betrieb bedeuten würde.“

Kreisobmann glaubt nicht an einen Zufall

Man müsse zwar zunächst abwarten, ob es wirklich Brandstiftung gewesen sei, sagt der Kreisobmann, der aber ergänzt: „Das wäre schon ein unglaublicher Zufall, an den ich eigentlich nicht glaube.“ Dass es bei derartigen kriminellen Handlungen immer wieder mal landwirtschaftliche Anwesen treffe, könne er sich nur damit erklären, dass „die Zugangssituation zu einem Bauernhof leichter ist, als bei einem Wohnhaus.“

Huber plant nun, demnächst mit den beiden Familien, die bei den Bränden in Hundham betroffen waren und ihr Hab und Gut verloren haben, Kontakt aufzunehmen. „Wir werden den Familien natürlich unsere Hilfe anbieten und schauen, wo wir sie unterstützen können“, so der Kreisobmann. „Dafür ist der Bauernverband ja letztlich da.“

Mathias Weinzierl

Zeugenaufruf der Kripo Miesbach

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