Illegales Glücksspiel im Visier

von Redaktion

Polizei mit Razzia in ganz Europa – Größter Einsatz in der Region

München/Waldkraiburg – Als sich die ersten Kinder auf den Weg zur nahen Goetheschule machen, ist die enge Wohnstraße bereits voll mit Einsatzfahrzeugen der Polizei. Zivile Autos parken hier genauso wie mehrere große Polizeiwagen. Für die Kinder wird der Schulweg zum Schauplatz, der Raum für Spekulationen lässt. „Vielleicht war‘s ein Diebstahl?“, erinnert sich eine Nachbarin wenige Stunden später an die Vermutung eines Jungen. Der Grund ist aber ein anderer: Mit einer groß anlegten Razzia ist die Münchner Polizei gegen die mutmaßlichen Betreiber illegaler Online-Glücksspiele vorgegangen. Auch in Waldkraiburg standen mehrere Objekte im Fokus der Ermittler – darunter ein Privathaus, ein Wettbüro von Bet3000 und Wohnungen in der Innenstadt.

Mehrere hundert Beamte im Einsatz

Wohl mehrere hundert Beamte waren seit dem frühen Morgen im Einsatz – nicht nur in München und Bayern, sondern auch in anderen Bundesländern und im europäischen Ausland. Das bestätigte die Münchner Polizei. Wie viele Objekte am Mittwoch durchsucht worden sind, ist unbekannt. Klar ist aber: Die größte Razzia fand in Waldkraiburg statt. Dort fuhr ein Großaufgebot zum Wettbüro von Bet3000 und zu einem schicken Einfamilienhaus.

Bei den Nachbarn des Hauses mitten in einem Wohngebiet bleibt das große Polizeiaufgebot natürlich nicht unbemerkt – und wirft Fragen auf. Denn niemand kann sich erklären, warum ausgerechnet dort plötzlich so viel Polizei auftaucht. „Auf einmal sind die Polizeifahrzeuge um die Ecke gebogen und die Beamten standen in der Einfahrt“, erzählt ein Nachbar. Er wohnt nur wenige Häuser entfernt. Die Nachbarn, deren Haus die Beamten aufsuchten, kennt er aber nicht, hat er noch nie gesehen. Wie ihm geht es auch einer Frau, die wegen der vielen Polizeiautos einen Vorfall an der nahen Grundschule befürchtet hat. Doch schnell ist ihr klar, dass ein Privathaus durchsucht wird.

Über mehrere Stunden bleiben die Beamten vor Ort, durchsuchen das Haus. Erst gegen Mittag steigen die letzten Beamten ins Auto. „Ich hätte nicht gedacht, dass ein Polizeieinsatz in so einem Haus sein könnte“, sagt die Nachbarin. Sie meint damit das gepflegte Erscheinungsbild der Villa, in der Einfahrt steht ein Maserati, daneben geht eine Tiefgaragenabfahrt hinab. Ein Schild am Gartentor weist auf eine Videoüberwachung hin.

Nach dem Einsatz sind die Rollläden an fast allen Fenstern geschlossen, nur das Auto in der Einfahrt lässt vermuten, dass jemand zu Hause ist. Auch ein Hundeführer war zwischenzeitlich im Haus, was in der Nachbarschaft Anlass für Spekulationen gibt: „Wenn ein Hund in der Wohnung ist, dann könnte es sich um Drogen oder Waffen handeln“, vermutet ein anderer Nachbar.

Das aber soll nach Aussagen vom Polizeipräsidium München nicht Grund für die Razzia gewesen sein. Hintergrund ist stattdessen ein Ermittlungsverfahren wegen illegalen Glücksspiels im Online-Bereich.

Dazu passt ins Bild, dass am Mittwochmorgen mehrere Polizisten ein Wettbüro in der Waldkraiburger Innenstadt durchsuchten. Die Eingangstür haben die Beamten mit einem Siegel verschlossen, das gegen Mittag aber schon wieder durchtrennt war, nachmittags hatten beide Wettbüros von Bet3000 in Waldkraiburg geöffnet.

Auch rund um die Wohnungen, die die Polizei in der Innenstadt aufsuchte, herrscht Ratlosigkeit. Eine der Wohnungen liegt in einem Innenhof, den betroffenen Bewohner kennt die Nachbarin nicht. „Die Polizisten waren plötzlich da, die einen sind in den Keller runter, die anderen in die obere Etage.“ Bis zum Nachmittag waren Einsatzfahrzeuge vor einem Bürogebäude in der Innenstadt geparkt, auch hier durchsuchten Beamte ein Objekt.

Details zu der „groß angelegten Durchsuchungsaktion“ wollte die Polizei zunächst nicht bekannt geben. Weitere Informationen sollen erst am heutigen Donnerstag bei einer Pressekonferenz in München genannt werden. Die Geschäftsführung von Bet3000 war bis Redaktionsschluss weder telefonisch noch per E-Mail für eine Stellungnahme zu erreichen.

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