Altötting/Berchtesgadener Land/Mühldorf/Rosenheim/Traunstein – Im Gegensatz zu anderen Gegenden in Deutschland geht es dem Grundwasser in den meisten Landkreisen in Südostoberbayern gut. Allerdings sind zwei Landkreise und eine Stadt akut von Grundwassermangel betroffen: die Landkreise Altötting und Mühldorf und die Stadt Rosenheim. Bei dieser Einschätzung beruft sich der Bund auf das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das die Studie durchgeführt hat.
Folgen des
Wassermangels
deutlich sichtbar
„Die Folgen des Wassermangels sind bereits heute spürbar“, kommentiert der Bund die Folgen des allgemeinen Wassermangels. „Grundwasserspiegel sinken, Böden trocknen aus und Flüsse führen weniger Wasser.“ Das habe nicht nur Auswirkungen auf die Natur, sondern auch auf den Menschen, dessen Trinkwasserversorgung bedroht sein könne. „Auch die Landwirtschaft leidet unter den sinkenden Grundwasserständen, da Ernten ausbleiben oder Erträge geringer ausfallen.“ Die Artenvielfalt nehme ab, weil Feuchtgebiete und Moore austrocknen und damit Lebensräume für Tiere und Pflanzen verloren gehen.
Laut Bund liegen die Landkreise Mühldorf und Altötting klimatisch im Übergangsbereich zwischen den feuchteren Alpenregionen im Süden und den etwas trockeneren Gebieten des Donautals im Norden. „Sie gehören also eigentlich eher zu den feuchteren Gebieten in Bayern“, erklärt Felix Hälbich vom Bund.
Auch feuchtere Gebiete spüren Klimaerhitzung
Warum dennoch „Grundwasserstress“ vorliege, sei schwer zu sagen. „Es kann mit regional unterschiedlichen Niederschlagsmengen zu tun haben“, erklärt Hälbich. „In Altötting könnte es mit dem Chemiedreieck zusammenhängen.“ Sicherlich spiele die allgemeine Klimaerhitzung eine Rolle.
„Die steigenden Temperaturen und ausbleibenden Niederschläge sorgen mittlerweile in ganz Bayern für fallende Grundwasserstände, selbst in eigentlich feuchten Gebieten.“
Zur Studie der Naturschutzorganisation wollen sich die Fachleute der heimischen Wasserwirtschaftsämter nicht näher äußern, da sie die Grundlagen nicht kennen. Das Ergebnis aber tragen sie mit: „Die Studie bestätigt unsere Beobachtungen“, antwortet Andreas Holderer vom Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim.
Aus dem Wasserwirtschaftsamt in Traunstein heißt es: „Für diesen begrenzten Betrachtungszeitraum und für die in unserem Zuständigkeitsbereich liegenden Landkreise Altötting, Berchtesgadener Land und Traunstein teilen wir die Einschätzung des Bund“. Im Landkreis Altötting dauert der Rückgang des Grundwassers schon länger an, „vor allem im nördlichen Landkreisteil beobachten wir seit zehn Jahren und bis heute bereichsweise einen Trend hin zu fallenden Grundwasserpegeln“, teilt das Wasserwirtschaftsamt Traunstein mit. „Auch in den beiden anderen Landkreisen unseres Amtsbezirks (Berchtesgaden und Traunstein) werden zum Teil sinkende Grundwasserstände und nachlassende Quellschüttungen registriert.“ Die sind laut Bund aber noch nicht so stark betroffen wie die Landkreise Altötting, Mühldorf und die Stadt Rosenheim.
Andreas Holderer spricht für seinen Bereich vom wiederkehrenden Absinken der Grundwasserstände. „Dies betrifft jene Landkreise und kreisfreien Städte, in denen ein signifikanter Anstieg der Anzahl neuer Tiefststände verzeichnet werden konnte.“ Wenn es um die Gründe geht, gibt das Wasserwirtschaftsamt Hinweise, woran der schlechte Zustand des Grundwassers liegen könnte. „Vor allem im Landkreis Mühldorf ist auch dieses Jahr wieder ein Niederschlagsdefizit zu verzeichnen“, sagt Holderer. Mit Blick auf die Studie des Bund spricht er von Trockenphasen, während der neue Tiefststände an den Grundwasserpegeln beobachtet worden seien.
Im Landkreis Mühldorf und in der Stadt Rosenheim gebe es Industrie mit besonders hohem Wasserbedarf wie Molkereien und Brauereien, durch die die nichtöffentlichen Wasserentnahmen erhöht werde.
Auf der Internetseite des Niedrigwasser-Informationsdienstes Bayern können sich Interessierte einen aktuellen Überblick verschaffen, wie es an den einzelnen Grundwassermessstellen aussieht. Die Fachleute vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein betonen: „Derzeit liegen uns noch keinerlei Meldungen der öffentlichen Wasserversorger über bestehende oder drohende Versorgungsengpässe vor.“