Wieder steigen wir um sechs Uhr in die Pedale. Es ist kein Sportereignis, das die fast fünfzig Menschen aller Altersgruppen frühmorgens zum Aufbruch bewegt, sondern die jährliche Wallfahrt nach Altötting. In jedem Rucksack sind für diesen heißen Sommertag ausreichend Flüssigkeitsreserven, in den Herzen haben die Radler aber ganz unterschiedliche Anliegen mit dabei. Unterwegs kommen wir ins Gespräch und ich höre von Sorgen und Problemen, aber auch von einem Dank für die überstandene Gefahr nach einem schweren Unfall. Gemeinsam das Bedürfnis, all das im Herzen Bayerns bei der Muttergottes in der Gnadenkapelle abzugeben. In der Kirche St. Konrad entdecke ich im Boden verschiedene Inschriften. Eine davon lautet „Liebe ohne Ende“.
Diese spricht mich am meisten an und erinnert mich an das Leben des heiligen Konrad, der in dieser Kirche begraben liegt. Auf den ersten Blick ist sein Leben unspektakulär. Insgesamt 41 Jahre war er als Pförtner im dortigen Kapuzinerkloster tätig. Aber gerade darin liegt sein Geheimnis. Durch seine bescheidene, menschenfreundliche und tief spirituelle Art hat er auch ohne große Worte bei den vielen Ratsuchenden und Bittstellern an der Pforte tiefe Spuren hinterlassen. „Liebe ohne Ende“ ist am Ende das, was zählt. Das dürfen wir an diesem Tag mit nach Hause nehmen als Kraft für die große Pilgerreise, die Leben heißt.
Foto maurer