Mit einer Schulfreundin verabrede ich mich zu einer abendlichen Bergtour. Da wir spät dran sind, dürfen wir nicht mehr trödeln. Jetzt führt der Eingang zum Kaisertal Richtung Naunspitze vom Parkplatz aus aber erst mal über 280 Stufen. Es hilft alles nichts. Diese müssen wir bewältigen, bevor der Weg richtig beginnt, Stufe um Stufe. Wir haben uns zuvor lange nicht mehr gesehen, deshalb gibt es einiges zu erzählen. Unvermittelt ist ganz plötzlich der erste Abschnitt geschafft und überrascht schauen wir zurück auf Kufstein, das jetzt schon weit unter uns liegt. Auch im Leben kann ein Weg entweder mühselig oder auch kurz und leicht erscheinen. Ein Sprichwort sagt: „Mit einem guten Freund an der Seite ist kein Weg zu lang.“ Dabei muss ich an viele Erzählungen der Bibel denken, in denen Menschen oft gemeinsam unterwegs sind. Die 72 Jünger und Jüngerinnen schickt Jesus immer zu zweit los in alle Dörfer und Ortschaften. Im gegenseitigen Austausch ist nämlich sowohl eine Kurskorrektur des Weges als auch der Gedanken viel leichter möglich. Auf dem Weg nach Emmaus reden ebenfalls zwei miteinander, als auf einmal ein Dritter mitgeht. Erst am Ziel erkennen sie beim gemeinsamen Mahl Jesus in der Person des unbekannten Weggefährten. Diese Erzählung erlaubt die Frage, ob die Kraft des Himmels nicht immer schon an unserer Seite war, dort wo wir das zugelassen haben? Spüren können wir das oft erst in der Rückschau, wenn ein schwieriger Wegabschnitt hinter uns liegt. Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass er letzte Woche auf dem Weg durch das Kaisertal mit dabei gewesen ist.