Stephanskirchen – Der Schock saß tief. Dass sich die Gesellschafter der Hamberger Industriewerke Hals über Kopf von Peter Hamberger junior als Geschäftsführer trennen, damit hätte wohl niemand gerechnet. Auch nicht er selbst, wie er jetzt im exklusiven OVB-Gespräch verrät.
Sie wurden vor Kurzem von der Gesellschaftermehrheit aus der Geschäftsführung der Hamberger Firmengruppe abberufen. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen?
Die Entscheidung kam für mich überraschend. Innerhalb des Gesellschafterkreises gab es bereits seit einiger Zeit Gespräche über die zukünftige Ausrichtung der Unternehmensführung. Dass es jetzt so kurzfristig und ohne Übergangsregelung zu meiner Abberufung kam, war für mich nicht absehbar. Ich respektiere die Entscheidung der Mehrheit der Gesellschafter, auch wenn ich sowohl inhaltlich als auch in der Art und Weise der Umsetzung andere Vorstellungen hatte.
Wie erklären Sie sich diesen Schritt?
In Familienunternehmen sind Entscheidungen nie rein wirtschaftlich. Die Gesellschafterstruktur bei Hamberger ist familiär geprägt: Meine engere Familie hält 25 Prozent der Anteile, die restlichen 75 Prozent liegen bei weiteren direkten Nachkommen des Firmengründers. Ich denke, bei dieser Entscheidung spielten auch persönliche und emotionale Faktoren eine Rolle. Solche Prozesse sind nie einfach – und in Zeiten wie diesen besonders sensibel.
Wie blicken Sie auf Ihre persönliche Zeit bei Hamberger zurück?
Mit großer Dankbarkeit, aber auch mit Wehmut. Hamberger ist für mich weit mehr als ein Arbeitsplatz – es ist Teil meines Lebens. Mein Vater hat das Unternehmen maßgeblich in der Vorgängergeneration geprägt, und ich habe diesen Weg über viele Jahre mitgestaltet und weiterentwickelt. Die Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden, Region und Familie war für mich nie nur ein Lippenbekenntnis, sondern täglicher Antrieb. Gerade die letzten zwei Jahre mit intensiver Restrukturierung haben viel Kraft gekostet – aber ich bin froh, diesen Weg gegangen zu sein. In guten wie in schlechten Zeiten, stets war es mir eine Freude, das Unternehmen sowohl intern als auch extern führen und vertreten zu dürfen.
Wie muss es bei Hamberger Ihrer Meinung nach nun weitergehen, um die schwierige wirtschaftliche Zeit zu überstehen?
Die gesamte Baubranche steht vor großen Herausforderungen. In meiner Zeit als Geschäftsführer habe ich gemeinsam mit dem Management-Team immer versucht, frühzeitig notwendige Maßnahmen einzuleiten, um die Firmengruppe strategisch und wirtschaftlich zu stabilisieren. Wir haben Kostenstrukturen angepasst, Prozesse optimiert und mit großem Verantwortungsbewusstsein gehandelt – immer im Interesse des Unternehmens und unserer Belegschaft. Ich bin überzeugt: Mit Weitblick und Kontinuität kann Hamberger gestärkt aus dieser Phase hervorgehen.
Wie geht es für Sie persönlich weiter?
Die aktuelle Situation beschäftigt und belastet mich natürlich. Es ist keine einfache Phase. Zunächst werde ich künftig etwas bewusster auf meine Gesundheit achten. Nach einer gewissen Auszeit werde ich dann sehen, ob und wie ich noch einmal beruflich tätig werde. Vorstellen kann ich mir das schon – schließlich stamme ich ja aus einer Unternehmerfamilie.
Bleiben Sie dem Unternehmen verbunden?
Selbstverständlich, Hamberger ist ja nach wie vor ein Familienunternehmen und ich bin und bleibe Gesellschafter. Außerdem wohne ich hier, die Region ist meine Heimat und ich bin mit den Menschen eng verbunden.
Was wünschen Sie dem Unternehmen Hamberger für die Zukunft?
Ich wünsche dem Unternehmen auch zukünftig eine klare strategische Ausrichtung, mutige und gleichzeitig bedachte Entscheidungen – und dass das Miteinander, das ein Familienunternehmen ausmacht, weiterhin gepflegt wird. Unser Motto zum 150-jährigen Jubiläum 2016 lautete: „Mit der Zukunft verwurzelt.“
Ich hoffe sehr, dass dieser Gedanke auch künftig prägend bleibt. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünsche ich das Beste und danke ihnen für ihr Vertrauen, ihre Loyalität und ihr tägliches Engagement.
Interview: Patricia Huber