Auch beim Rosenheimer CSU-Landtagsabgeordneten Daniel Artmann ist die Freude über die Anerkennung von Schloss Herrenchiemsee groß. Die Aufnahme stärkt den Tourismus und die Region.Foto Tobias Koch
Friedrich von Daumiller vor dem Latonabrunnen am Schloss Herrenchiemsee. Er ist Vorsitzender beim Verein der Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee: „Wir sind natürlich glücklich.“
Prien – Die Chinesische Mauer, Machu Picchu, der Taj Mahal – und nun auch das Schloss Herrenchiemsee. Es ist geschafft. Am Samstagnachmittag hat die UNESCO-Kommission entschieden, die Märchenschlösser des bayerischen König Ludwig II. in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen.
Damit erhält nicht nur das bekannteste Heim des Königs – Schloss Neuschwanstein in Schwangau – diesen Titel. Nein, auch Linderhof, Schachen und eben Herrenchiemsee wurden ausgezeichnet.
Der Weg zu diesem besonderen Titel war lang. Bereits Anfang der 2000er entstand die Idee, das Schloss Herrenchiemsee bei der UNESCO aufnehmen zu lassen. Doch so einfach ist das nicht. Die Aufnahme muss zunächst beantragt werden – und bis die Entscheidung fällt, können Jahre vergehen. Die Idee hatte damals der inzwischen verstorbene Priener Bürgermeister Lorenz Kollmannsberger.
Ein Verein
als Antreiber
Weiter vorangebracht wurde sie nicht nur von politischen Vertretern, sondern auch maßgeblich vom „Verein der Vereinigung der Freunde von Herrenchiemsee“.
„Wir sind natürlich sehr glücklich über die Entscheidung der UNESCO, dass unser Königsschloss Herrenchiemsee zusammen mit Linderhof, Neuschwanstein und dem Königshaus auf dem Schachen in die Welterbeliste aufgenommen worden ist“, sagt der Vorsitzende Friedrich von Daumiller nach der Entscheidung.
Der Verein sehe in dem Titel eine Aufwertung für die gesamte Region. „Wir erhoffen uns gerade für die Nebensaison viele kulturinteressierte Besucher, die nicht nur für unser Königsschloss, sondern auch für die anderen Aspekte Herrenchiemsees aufgeschlossen sind.“ Hoffnung auf viele interessierte Besucher hat auch Christina Pfaffinger, Geschäftsführerin von Chiemsee-Alpenland Tourismus. Mit dem „Ja“ aus Paris gehe ein jahrelanger touristischer Traum in Erfüllung.
„Die meisten Kulturstätten, die ins UNESCO-Weltkulturerbe eingetragen werden, erhalten einen erhöhten Bekanntheitsgrad. Daher rechnen wir mit einer Zunahme an Übernachtungsgästen und damit einer positiven Auswirkung auf den Wirtschaftsfaktor Tourismus“, sagt Pfaffinger.
Sie rechne damit, dass durch die Auszeichnung auch in der Nebensaison mehr Gäste in die Region kommen werden, „da kulturaffine und auch internationale Gäste oft abseits der Hauptreisezeiten unterwegs sind.“
Diese Annahme bestätigt auch Klaus Stöttner, Präsident des Tourismusverbandes Oberbayern und München und seit Kurzem auch Präsident des Bayerischen Tourismusverbandes. Hinzu kommt, dass Gäste, die gezielt UNESCO-Weltkulturerbestätten besuchten, durchschnittlich 2,2 Tage länger blieben und sogar rund 36 Prozent mehr Geld ausgaben.
Intellektuelle und
symbolische Tiefe
„Gut Ding braucht Zeit und Durchhaltevermögen“, sagt Stöttner. Das hat die Region bewiesen. Am 10. Mai 2007 stellte Stöttner, damals als Landtagsabgeordneter für Rosenheim, gemeinsam mit dem Stimmkreisabgeordneten von Traunstein, den Fraktionsvorsitzenden Alois Glück, Joachim Herrmann und Ludwig Spaenle und Vertretern aus dem Allgäu im Landtag den Antrag, die Schlösser vorzuschlagen. Mit Erfolg.
„Die Schlösser König Ludwigs II. von Bayern sind bemerkenswert gut erhalten und weisen eine große Vielfalt an architektonischen und künstlerischen Stilen auf. Sie zeugen von einer großen intellektuellen und symbolischen Tiefe und demonstrieren ein hohes Maß an künstlerischem und technischen Können“, schreibt die UNESCO über die Schlösser von König Ludwig II. „
Sie wurden als Gesamtkunstwerke von bemerkenswerter Schönheit, Größe und Luxus entworfen und beinhalten szenische und theatralische Effekte“, heißt es weiter. Damit erfüllen die Schlösser das Kriterium Nummer vier aus der UNESCO-Liste, um als Weltkulturerbe anerkannt zu werden.
„Mit Schloss Herrenchiemsee hat der Landkreis Rosenheim seine erste UNESCO-Welterbestätte – das macht mich besonders stolz!“, sagt Stöttners Nachfolger, der Landtagsabgeordnete Daniel Artmann (CSU). Die Anerkennung als Weltkulturerbe stärke nicht nur den Tourismus und sorge für eine höhere Wertschöpfung für die Region.
Der Titel helfe vor allem, „diese besondere Kulturstätte auch zukünftig zu bewahren.“ Dafür habe man bereits in der Vergangenheit viel Geld investiert. Zwischen 2000 und 2011 steckte der Freistaat insgesamt 19 Millionen Euro in die Erhaltung von Schloss Herrenchiemsee.
Im Landtag ist die Freude also groß. „Für unsere Märchenschlösser wird ein Märchen wahr: Wir sind Weltkulturerbe!“, sagte etwa Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Kunstminister Markus Blume (CSU) beschreibt die Schlösser als „Denkmäler von Weltklasse“.
„Von ihnen geht eine einzigartige Magie aus: Hier verschmelzen große Baukunst und atemberaubende Landschaft zu unvergleichlichen Gesamtkunstwerken“, ergänzt Blume.
Königsschlösser
sind Sehnsuchtsorte
Und auch bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ist die Freude über die Anerkennung riesig. Die Aufnahme in die UNESCO-Weltkulturerbeliste sei eine große Ehre, macht Präsident Hermann Auer deutlich. „Die Königsschlösser sind Sehnsuchtsorte, die die Menschen weltweit berühren – nun sind sie offiziell als Teil des Erbes der Menschheit anerkannt.“