Das Innkraftwerk wird ökologisch fit

von Redaktion

Fischwanderhilfe und neue Turbinen für mehr Arten- und Klimaschutz in der Region

Rosenheim – Um die Durchgängigkeit des Inns für Fische wiederherzustellen, baut der Kraftwerksbetreiber Verbund Innkraftwerke eine Fischwanderhilfe, die das Rosenheimer Kraftwerk umgeht. Zentraler Bestandteil dieses Projekts ist ein gut zwei Kilometer langes, naturnahes Umgehungsgewässer am linken Ufer. Außerdem werden die Turbinen und Generatoren durch neue Modelle ersetzt, die einen um zehn Prozent höheren Wirkungsgrad haben.

Breiter Fundus
an Erfahrungen

Ende vergangener Woche kamen Vertreter des Unternehmens und der Politik zum Kraftwerk, um mit dem symbolischen „ersten Spatenstich“ den Baubeginn der Fischwanderhilfe zu feiern. Laut Geschäftsführer Karl Heinz Gruber sind in den Bau der seit 2013 geplanten Anlage die Erfahrungen von 70 Fischwanderhilfen eingeflossen, die das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahrzehnten errichtet hat. Laut seinem Kollegen Michael Amerer hat das Unternehmen bei seinen 22 Laufkraftwerken in Bayern und an der Grenze zu Österreich 100 Millionen Euro für Ökomaßnahmen eingeplant. Da dieses Geld auch verdient werden muss, werde das Unternehmen die Anlage in Rosenheim modernisieren.

Nach 70 Jahren Laufzeit werden die drei Turbinen und ihre Generatoren durch neue Modelle ersetzt, die zehn Prozent mehr elektrische Energie erzeugen. Mit einer Investition von insgesamt 1,5 Milliarden Euro in die Technik seiner Kraftwerke trage das Unternehmen auch zur Energiewende bei. Am Ziel, in Bayern jährlich eine Terawattstunde mehr elektrische Energie aus Wasserkraft zu erzeugen, sei es zu 44 Prozent beteiligt.

Axel Bartelt ist froh, dass jetzt gebaut wird. „Wir haben lange darauf gewartet“, so der Präsident des Landesfischereiverbands zum Beginn der Arbeiten. Die Fischer hätten Verständnis für die Kraftwerke, denn „ohne Wasserkraft könnten wir nicht leben“. Naturschutz müsse aber auch sein. Dabei müssten alle Beteiligten zusammenarbeiten: „Miteinander können wir mehr erreichen als gegeneinander.“

Für die Wasserkraft spricht sich auch Sabine Kahle-Sander aus. Da diese planbar, dauerhaft und regelbar sei, sei sie unverzichtbar. Die Regierungsvizepräsidentin von Oberbayern würdigte in diesem Zusammenhang die Leistung der Kraftwerksbauer von vor 70 Jahren: „Ich bewundere, wie lange diese Ingenieurbauten halten.“

Oberbürgermeister Andreas März und Landrat Otto Lederer sehen in der Fischwanderhilfe und dem begleitenden Biotop einen bedeutenden Beitrag zum Schutz von Tieren und Pflanzen im und am Inn.

Die geplante Fischwanderhilfe überwindet auf einer Länge von 2,2 Kilometern einen Höhenunterschied von 8,3 Metern, wie Projektleiter Ulrich Meyer den Besuchern erklärte. In der oberen Hälfte wird eine flache Rinne mit Kiesboden angelegt, in der unteren Hälfte variiert die Breite zwischen 8,6 und 34 Metern im Bereich lokaler Inselstrukturen.

Bau kostet rund
sechs Millionen Euro

Die Wassertiefe beträgt mindestens 40 Zentimeter, stellenweise bis zu 1,2 Meter. Der Wasserdurchfluss wird an die natürlichen Abflüsse eines Auenbachs angepasst und liegt zwischen anderthalb und vier Kubikmetern pro Sekunde.

Mit der Fertigstellung der Fischwanderhilfe, deren Bau rund sechs Millionen Euro kostet, wird der Inn ab Ende 2026 in Bayern erstmals nach der Errichtung der Kraftwerke wieder für die Fische durchgängig sein.

Dass solche Fischwanderhilfen funktionieren, zeigt laut dem Kraftwerksbetreiber eine Studie, die am Kraftwerk Ering-Frauenstein durchgeführt wurde. Bereits im ersten Jahr nach der Inbetriebnahme 2019 seien dort rund 40000 Fische von 36 Fischarten registriert worden, die das Kraftwerk umwandert haben. Der größte Fisch sei dabei ein 1,2 Meter langer Wels gewesen.

Zusätzlich werden im Bereich der Wanderhilfe Lebensräume für viele Tierarten angelegt, was die Auenfläche im Bereich der Staustufe ökologisch aufwertet. Zu den Gestaltungselementen gehören unter anderem Kiesschnellen, Raubäume, Wurzelstöcke, Schotterbänke für Fische und Vögel, Flachwasserzonen, Eiablageplätze und Steinhaufen für Reptilien.

Das 1960 in Betrieb genommene Kraftwerk ist als Laufkraftwerk in den Inn eingebaut und seine drei Kaplanturbinen mit je einem Generator produzieren ständig elektrische Energie. Es ist mit seiner Spitzenleistung von 35 Megawatt, die es auch bei Dunkelflaute hat, wichtig für die Grundlast. Mit seiner Jahreserzeugung von rund 180000 Megawattstunden aus einer regenerativen Quelle versorgt es die Region mit Ökostrom.

Daten und Fakten zur Fischwanderhilfe

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