Corratec in Raubling muss Mitarbeiter entlassen

von Redaktion

Sinkende Nachfrage an neuen Rädern betrifft Standort in Raubling – Corona-Boom schon längst vorbei

Raubling – „Der Fahrradmarkt ist gebeutelt“, erklärt Konrad Irlbacher, Firmenchef von Corratec, gleich zu Beginn des Gesprächs mit dem OVB. Demnach haben sämtliche Händler aktuell mehr als genug Räder in ihren Lagern stehen und zunehmend Schwierigkeiten, diese zu verkaufen. „Daher werden im Moment sehr wenige neue Räder bestellt. Wir haben einen Warenüberbestand und sämtlichen Rad-Produzenten geht es schlecht“, sagt Irlbacher. 

Das hat nun Folgen für die Mitarbeiter. Elf Angestellte vom Firmensitz in Raubling werden entlassen, allein sieben davon aus der Produktion. „Das ist nie eine leichte Entscheidung, aber wir müssen auf die aktuellen Marktbedingungen reagieren”, meint der Firmenchef. Der Grund für die dürftige Auftragslage liegt laut Irlbacher an den verzögerten Nachwehen der Corona-Pandemie. „Damals wollte gefühlt jeder ein Rad haben und die Händler haben bestellt ohne Ende.“ So war auch Corratec eine Zeit lang schon für bis zu zwei Jahre im Voraus ausgebucht und produzierte im Jahr 2023 eine Rekordstückzahl von über 100000 Rädern. 

Doch nach der Pandemie sank die Nachfrage und was zunächst die Händler zu spüren bekamen, kommt jetzt bei den Herstellern an. Laut den Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) wurden im Jahr 2024 in Deutschland insgesamt 3,85 Millionen Räder verkauft – rund 2,5 Prozent weniger als im Vorjahr.  Doch wie gefährdet ist das traditionelle Geschäft, das seine Ursprünge in Rosenheim in den 1960er-Jahren hat? „Grundsätzlich wird sich hier nichts ändern“, verspricht Irlbacher. Die nun reduzierte Produktion wird sich weiterhin auf die speziellen Carbonräder konzentrieren. Auch die Verwaltung, Logistik und das Sportgeschäft Iko bleiben in Raubling erhalten. Somit sind noch circa 120 Mitarbeiter in Raubling angestellt.

Die große Produktion befindet sich mittlerweile in Rumänien. Dort erwarb der Geschäftsführer im November 2021 eine 500000 Quadratmeter große Fläche in Timisoara. „Dort läuft es gut und wir werden in Rumänien nach wie vor den Großteil unserer Räder herstellen“, sagt der Corratec-Chef. 

Er sei davon überzeugt, dass sich der Markt im kommenden Jahr wieder etwas stabilisieren wird und die Überbestände abgebaut werden. „Bei unseren jährlichen Treffen am Tatzelwurm haben sich 160 Händler angekündigt, so viele wie noch nie“, gibt sich Irlbacher optimistisch. Für die elf Mitarbeiter kommt das jedoch zu spät. „So etwas ist niemals einfach, aber wir werden für jeden eine möglichst gute Lösung finden“, verspricht Irlbacher. Korbinian Sautter

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