„Das ist Menschsein für andere“

von Redaktion

Feuerwehr Brannenburg feiert ihren 155. Geburtstag mit einem farbenfrohen Festzug

Brannenburg – Schöner hätte ein Festhöhepunkt nicht sein können: strahlender Sonnenschein und ein feierlicher Gottesdienst im wunderschönen Park des Brannenburger Schlosses. Die Brannenburger Feuerwehr hatte einen mehr als würdigen Abschluss ihres dreitägigen Festes zum 155-jährigen Jubiläum.

Damit sind gleich zwei große Festlichkeiten zu Ende gegangen, denn eröffnet hatte den Festreigen vorletzte Woche das Gautrachtenfest mit dem 105. Jubiläum des Trachtenvereins D´Sulzbergla. Zwei Wochen, die ganz sicher als die großen „Brannenburger Festwochen“ in die Geschichte des ganzen Ortes eingehen werden – derart runde Jubiläen feiert man schließlich nicht alle Tage.

Und 14 Tage lang gab es im Festzelt fast jeden Abend einen anderen Höhepunkt, sodass es für nicht wenige Brannenburger zum festen abendlichen Anlaufpunkt in den vergangenen beiden Wochen wurde.

Dass in beiden Wochen die Höhepunkte jeweils Festgottesdienste mit anschließenden Festumzügen waren, kommt nicht von ungefähr: Ein Gottesdienst ist der Raum, in dem man auf das eingehen kann, was solche Feste erst ermöglicht: Dass es Menschen gibt, die ihre Privatinteressen hintanstellen, um sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Nicht nur bei der Vorbereitung für die Feste, sondern auch im alltäglichen Mitwirken beim Trachtenverein, in der tagtäglichen Einsatzbereitschaft der Feuerwehrmitglieder. Ein Einsatz, der keine Mode, kein Strohfeuer ist, sondern gelebte Tradition – im Fall der Feuerwehr schon seit 155 Jahren.

Quintessenz des
christlichen Glaubens

Diakon Thomas Jablowsky, der die Predigt zum gestrigen Festgottesdienst hielt, sagte es ganz deutlich: „Bei der Feuerwehr zu sein, ist Menschsein für andere.“ Weshalb es berechtigt sei zu sagen, dass beim Dienst in der Feuerwehr die Quintessenz des christlichen Glaubens gelebt werde.

Und in noch einem Punkt könne die Feuerwehr als Vorbild gelten: In der Art und Weise, wie in den Wehren bei einem Ernstfall die verschiedenen Aufgabenträger in einem zielgerichteten Handeln zusammenwirkten, sich bei größeren Einsatzfällen sogar verschiedene Einsatztrupps aus verschiedenen Feuerwehren zu einem geschlossenen Ganzen zusammenfänden: Für Diakon Thomas Jablowsky ist damit ein Grundprinzip eines wirkungsvollen Zusammenlebens verwirklicht, nach dem eigentlich urchristlichen Motto: „Wenn jeder einbringt, was er hat und was er kann, dann muss keiner Hunger leiden.“

Und bei den prachtvollen Festzügen – sowohl bei dem des Gautrachtenfestes als auch beim Feuerwehrumzug – wurde es dann augenfällig: Auf welch lange Tradition Trachtenbrauchtum und Feuerwehrdienst zurückblicken können. Deutlich machten das beim Festzug der Feuerwehr nicht nur die ehemalige Brannenburger Schubleiter aus dem Jahr 1925, sondern einige weitere historische Gerätschaften. Manche der vielen Zuschauer mögen sich dabei gefragt haben, was unter diesen Oldtimern ein modernes Feuerwehrfahrzeug zu suchen hatte. Doch hier täuschte sich der Blick des Laien, denn der Feuerwehrunimog, der mitfuhr, hat ebenfalls schon 43 Jahre auf dem Buckel: Er gehörte einst zur Brannenburger Feuerwehr und ist heute immer noch im Einsatz bei der Wehr in Lengenfeld in der Oberpfalz. Und nicht nur die Lengenfelder waren ein Beweis für den Zusammenhalt unter den Feuerwehrleuten, die Diakon Thomas Jablowsky als geradezu legendär bezeichnete.

Kobarid
hieß Karfreit

Es waren zudem Feuerwehren aus Österreich gekommen, auch eine Feuerwehrabordnung aus dem slowenischen Kobarid: Kobarid hieß zur Zeit des Ersten Weltkriegs Karfreit und war der Schauplatz der großen Schlacht, der der ehemaligen Brannenburger Kaserne ihren Namen gab. Schöner hätte man einen Gedanken nicht bildhaft machen können, den sowohl Festleiter Thomas Vogt als auch Matthias Jokisch, Brannenburgs Bürgermeister und Schirmherr der Festwochen äußerten: Dass in den 155 Jahren Brannenburger Feuerwehrhistorie zwei Weltkriege nur noch Geschichte, Kameradschaft, Zusammenhalt und Einsatz für die Mitmenschen aber nach wie vor lebendig sind.

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