Ein Zuhause für die „Zukunft der Rettung“

von Redaktion

OVB-Leser spenden 734000 Euro – Johanniter-Zentrum Oberbayern Südost eingeweiht

Wasserburg – „Danke“: Das war das Wort des Tages bei der Einweihung des neuen Johanniter-Zentrums in Wasserburg. 1900 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Stockwerken in der Tegernau, hochmoderne Räume für Einsatzmanagement, Ausbildung und Jugendarbeit, dazu Fahrzeug-Garagen und ein großzügiger Hof: All dies wäre nicht möglich geworden, wenn sich nicht so viele Spender, Förderer und Unterstützer für das Vorhaben stark gemacht hätten.

Allen voran die OVB-Leser, die 734000 Euro für den Neubau gaben, die mit Abstand größte Spende. Der Erlös der Weihnachtsspendenaktion“OVB-Leser zeigen Herz“ im Jahr 2023 war in das Vorhaben geflossen. OVB-Verleger und Geschäftsführer Oliver Döser schnitt deshalb mit der stellvertretenden Chefredakteurin Rosi Gantner symbolisch das Band durch und übergab mit den Verantwortlichen aus dem Johanniter Regional, Landes- und Ortsverband das Gebäude seiner Bestimmung: der Rettung und Begleitung von Menschen in akuter Not, sei es nach Unfällen jeglicher Art, bei schrecklichen Schicksalsschlägen oder Katastrophen.

„Menschen das eigentliche Fundament“

Überglücklich zeigten sich beim Festakt, moderiert vom Ortsbeauftragten Ralph Bernatzky nicht nur die Johanniter, sondern auch Landrat Otto Lederer. Das neue Zentrum sei gegenüber der alten Rettungswache, die nur wenige Meter entfernt liegt, aber viel zu klein geworden war, „eine Verbesserung in höchstem Maße“, sagte Lederer. Der Gebäudekomplex biete optimale Dienstbedingungen für die 150 Ehrenamtlichen und 70 Hauptamtlichen.

Sie seien bei aller Freude über das hochmoderne Gebäude das eigentliche Fundament des neuen Zentrums, „denn es sind Menschen wie die Johanniter, die Menschen in der Region helfen, wenn sie in Not sind“. Dass es Mitbürger gebe, die sich derart selbstlos für andere einsetzen würden, sei keine Selbstverständlichkeit, ergänzte Lederer. Jeder Cent, der in das neue Zentrum geflossen sei, „ist hier gut angelegt“, betonte der Landrat, der nicht verhehlte, dass das neue Haus eine beruhigende Wirkung hat, „denn selbst, wenn es mal zur Katastrophe kommen sollte, sind wir auch dank dieses Johanniter-Zentrums gut aufgestellt“. Das Gebäude biete auch ein „stabiles Fundament für die Zukunft des Rettungswesens und Katastrophenschutzes“.

Diese stehen vor neuen Herausforderungen, betonte Andreas Hautmann, Mitglied des Landesvorstands der Johanniter. Klimawandel und geopolitische Veränderungen würden dafür sorgen, dass neue Aufgaben zu bewältigen seien. Die Tradition des Helfens, der die Johanniter, entstanden aus einem evangelischen Orden, verbunden seien, müsse mit den neuen Herausforderungen im Bevölkerungsschutz verbunden werden. Damit dies gelinge, brauche es Zentren wie jenes in Wasserburg. Und Menschen, die sich für andere einsetzen würden.

Dieses Engagement liege in der besonderen Johanniter-DNA. Typisch sei hier auch das gute Miteinander von Ehren- und Hauptamtlichen. Viele haben sich laut Boris Cramer, Mitglied des Regionalvorstands der Johanniter-Unfall-Hilfe, eingebracht in den Neubau: Insgesamt wurden 2500 Stunden ehrenamtlich geleistet. Verantwortliche wie der Wasserburger Ortsbeauftragte Markus Haindl, Begleiter des Bauvorhabens von der Planung bis zur Einweihung, würden den Neubau vermutlich besser kennen als das eigene Zuhause.

Dass es trotzdem auch mal Zeit für das Innehalten geben muss, unterstrich das BRK mit einem besonderen Geschenk: einem Liegestuhl. Eine Übergabe mit großer Symbolkraft: Denn 1991 war der Johanniter-Ortsverein Wasserburg nach Kontroversen als Abspaltung vom Roten Kreuz entstanden. Freddy Eisner, stellvertretender Vorsitzender des BRK-Kreisverbands Rosenheim, gratulierte den „ehemaligen Kameraden“. Die Gräben sind längst zugeschüttet. Beide Rettungsdienste verbinde schließlich der Wille, anderen zu helfen, unparteilich, ohne Berücksichtigung von Herkunft, Religion, sozialer Stellung, so Eisner. Das neue Johanniter-Zentrum sei ein Ort, „an dem das Helfen Zukunft hat“, findet er. Auch zahlreiche Vertreter anderer Blaulichtorganisationen, etwa aus den Feuerwehren, von der Polizei und von weiteren Rettungsdiensten sowie im Bevölkerungsschutz tätigen Dienststellen, nahmen am Festakt teil. Die Zusammenarbeit aller Blaulichtorganisationen im Landkreis verlaufe vorbildlich, würdigte auch der Landrat dieses beispielhafte Miteinander.

„Aus Liebe zum Leben und zu den Menschen“ werde gemeinsam gehandelt, betonte Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl. Er nannte die Entwicklung der Johanniter, die vor über 30 Jahren mit einem kleinen Team und einem selbst gekauften Notfall-Köfferchen gestartet waren, eine „gigantische Erfolgsgeschichte“. Was aus der Idee einer Gründung einer Handvoll Mutiger geworden ist, nämlich ein Verband für ganz Oberbayern Südost mit großem Zentrum und Rettungswache, darüber können auch die Gründungsmitglieder heute nur staunen. Für die Mütter und Väter, Albert Reiter, Hans Ruhrseits, Josef Kerschl, Mathias Horn, Helmut Zaschka, Nicole und Günther Bauer, gab es beim Festakt, musikalisch begleitet von der Stadtkapelle, einen Extra-Applaus.

„Alle wollten den Erfolg, schon damals, genauso wie heute“, betonte Kölbl, der auch die „hervorragende Jugendarbeit“ der Johanniter in Wasserburg würdigte. Die Stadt unterstützte auch das neueste Projekt: mit der Bereitstellung des Grundstücks im Erbbaurecht über die von der Kommune verwaltete Heiliggeist-Spitalstiftung und mit Geldern der Hermannsdorfer-Stiftung für die Ausstattung des Jugendraums.

Eine neue Heimat

– auch zum
Kraft schöpfen

Auch viele Firmen aus der Region, Vereine und weitere Stiftungen spendeten. Vor allem örtliche Handwerksbetriebe übernahmen die Arbeiten, berichtete Cramer. Er würdigte den besonderen Spendeneinsatz der Leser der OVB-Heimatzeitungen und ihrer Online-Portale und die Bereitschaft zahlreicher Botschafter, die Sinnhaftigkeit des Bauvorhabens zu übermitteln. Jetzt ist das Werk vollbracht. Bei Führungen zeigte Haindl die Räumlichkeiten, die nun in den nächsten Wochen Stück für Stück bezogen werden. Das freut auch die Jugend: „Super cool“ sei das neue Haus, freute sich beispielsweise Katharina Haindl, Gruppenleiterin der Nachwuchsausbildung: „Endlich genug Platz.“ Dekanin Dagmar Häfner-Becker, die das Gebäude als Standortpfarrerin segnete, nannte es eine neue Heimat für Menschen, die ausziehen, um anderen zu helfen, und nach ihren Einsätzen hierher zurückkehren könnten, um neue Kraft zu tanken. Denn auch das ist wichtig, damit Helfer helfen können.

Weitere Bilder und ein Video finden Sie auf ovb-online.de

Zahlen und Zuständigkeit

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