Atemholen der Seele

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Beim Erreichen eines Berggipfels empfinde ich zuallererst Dankbarkeit für den geschafften Weg. Dann aber für den Blick in die Weite, der mein Leben da unten ganz schön klein erscheinen lässt. Da ist dann eine Stille, die gar nicht leer, sondern erfüllt ist von einem größeren Ganzen. Es lässt uns in solchen Momenten erahnen: Ich bin nur Teil von etwas, das alles andere übersteigt. In solchen Momenten wird die Dankbarkeit still zum Gebet, das tief aus dem Innersten kommt. Gebet ist immer wie ein Atemholen der Seele. Es verbindet uns mit uns selbst, mit dem Leben und mit Gott. Auch wer nicht in die Berge gehen kann, kennt solche Augenblicke. Nach einer schweren Zeit beim Blick aus dem Fenster in den Sonnenuntergang, beim Hören eines besonderen Liedes oder in einem guten Gespräch mit einem anderen Menschen. In den Bibeltexten vom kommenden Sonntag wird deutlich, dass beten eben gerade nicht bedeutet, viele Worte zu machen, sondern vielmehr in Beziehung zu sein. Abraham handelt sogar erfolgreich mit Gott, dessen Wege er nicht mehr versteht. Ob der geschaffte Berggipfel, Sonnenuntergang oder Regenbogen, es sind nur kurze Momente, die wir nicht festhalten können. Sie machen aber bewusst, wie geschenkt das Leben ist. Sie ordnen das Herz und machen damit offen für neue Gedanken. Sie erinnern mich auch daran, dass ich mir dieses Atemholen der Seele durch ein hörendes Gespräch mit Gott auch im Alltag jederzeit einrichten kann. Er schenkt so viel mehr, als wir brauchen, nur manchmal eben ganz anders, als wir es erhoffen.

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