Knallharte Antwort auf den Abriss

von Redaktion

Ein jahrelanger Streit um einen Stadl-Schwarzbau eskaliert. Weil ihr vom Landratsamt Rosenheim der Abriss ihres Stadls auferlegt worden war, hat Monika Engl jetzt einen beliebten Geh- und Radweg zwischen Kolbermoor und Großkarolinenfeld verbarrikadiert.

Kolbermoor/Großkarolinenfeld – Ist es der finale Akt in einem jahrelang andauernden Streit zwischen einer Grundbesitzerin aus Großkarolinenfeld und dem Landratsamt Rosenheim? Wie bereits im vergangenen Herbst angekündigt, hat Monika Engl einen Weg über ihren Grund, der von Fußgängern und Radlern als beliebte Verbindungsstrecke zwischen Großkarolinenfeld und Kolbermoor genutzt wird, verbarrikadiert. Und zwar als Reaktion auf einen ohne Baugenehmigung errichteten Stadl, der in den kommenden Tagen abgerissen werden soll. „Für mich ist das Thema dann endgültig erledigt“, sagt Engl, die nicht verstehen kann, wieso sich das Landratsamt nicht gesprächsbereit zeigt: „Es gewinnt ja keiner etwas dabei.“

Massive Barrikade
aus Betonblöcken versperrt den Weg

Als Klaus Ax aus Großkarolinenfeld jüngst an dem Weg, der von der Harthauser Straße über eine Schrebergartensiedlung in die Ganghoferstraße führt, vorbeikam, staunte er nicht schlecht ob der massiven Barrikade aus Betonblöcken, die dort errichtet worden war. Als vermeintliche Aufklärung ist an einer Holztafel neben dem Hinweis „Privatgrund – Videoüberwachtes Gelände!“ nur ein kryptischer Text auf einem weiteren Plakat zu lesen, der lautet: „Aufgrund der besonderen Bemühungen und der freundlichen Unterstützung des Landratsamtes Rosenheim ist dieser Weg ausgebaut. Für zukünftige Vereinsspenden wenden Sie sich bitte künftig an das Amt.“

Auf den Text will Monika Engl, Besitzerin des Grundstücks, das dort auf Kolbermoorer Grund verläuft, auf OVB-Anfrage nicht näher eingehen. Im Telefongespräch verrät sie aber, dass die Sperrung des Weges im Endeffekt eine Reaktion auf einen Bescheid des Landratsamtes ist, in der ihr auferlegt wird, einen bereits vor rund 15 Jahren gebauten Stadl auf dem Grundstück des Familienunternehmens, der Engl Bagger-Fuhrbetrieb & Recycling GmbH, abzureißen. „Der Stadl wird in den kommenden Tagen abgerissen“, sagt die Großkarolinenfelderin.

Damit endet für die Familie Engl ein Streit mit dem Landkreis Rosenheim, der seit rund zehn Jahren tobt. Denn einst hatte Engl einen dort platzierten, mit den Jahren aber heruntergekommenen Stadl durch einen neuen ersetzt, in dem seither Heu und Brennholz gelagert wird. Das Problem: Für den neuen Stadl lag keine Genehmigung vor. Was wiederum dem Landratsamt zu Ohren gekommen war. „Wie die überhaupt darauf gekommen sind, weiß ich nicht“, sagt Engl, die sich gerichtlich gegen den Abrissbescheid zur Wehr gesetzt – letztlich aber nicht Recht bekommen hatte.

Dennoch hatte Engl nach eigenen Angaben jüngst erneut versucht, den Abriss doch noch zu verhindern, und Kontakt zu Rosenheims Landrat Otto Lederer gesucht. „Da ist aber nur eine E-Mail zurückgekommen mit dem Hinweis, dass er keinen Gesprächsbedarf sieht“, sagt die Großkarolinenfelderin, die der ganze Streit „tierisch nervt“, zumal „der Stadl dort, wo er steht und kaum sichtbar ist, niemanden stört“. Für Heu und Brennholz habe sie mittlerweile einen Alternativstandort auf dem Firmengelände gefunden, aber. „Den Platz brauchen wir eigentlich für andere Dinge.“

„Keine Maßnahme
gegen die Fußgänger und Radler“

Wobei Kreisbaumeister Rupert Seeholzer auf OVB-Anfrage betont, dass es in diesem Fall keine Alternative für den nun scheinbar bevorstehenden Abriss des Stadls gegeben habe. „Es ist ja nicht so, dass grundsätzlich jeder Schwarzbau auch wirklich beseitigt werden muss“, sagt Seeholzer. „Manchmal ist es auch möglich, einen derartigen Bau nachträglich zu legalisieren.“ Auch in diesem Fall sei das ausführlich geprüft worden – letztlich hätten aber zu viele Punkte dagegengesprochen. Beispielsweise die Lage in der Filze, einem in puncto Naturschutz besonders „sensiblem Bereich“, wo es noch nicht einmal landwirtschaftlichen Betrieben gestattet sei, so zu bauen.

Einfach hinnehmen will Engl den Abriss aber dennoch nicht. Sozusagen als Retourkutsche hat sie – wie bereits im Herbst 2024 angedroht – den kurzen Geh- und Radweg, der 2010 im Rahmen der Landesgartenschau Rosenheim als Teil der „Via Julia“ vom Landratsamt angelegt worden war und über ihren Grund verläuft, gesperrt – und will diesen auch nicht mehr öffnen. „Das ist keine Maßnahme gegen die Fußgänger und Radler, die sich dort anständig verhalten haben“, sagt Engl. Es sei als Maßnahme gegen die Behörde zu verstehen, die sie mittlerweile seit „zehn Jahren wegen des Stadls ärgert“. Denn ihrer Meinung nach habe die Behörde Wichtigeres zu tun, als sich um derartige Bauten zu kümmern. Engl: „Wenn sich die Behörde dem Bürokratieabbau widmen würde, wäre es deutlich sinnvoller.

Dass in der Bevölkerung der Eindruck entstehen könnte, der Streit werde durch die Sperrung des Weges nun auf dem Rücken der Fußgänger und Radler ausgetragen, glaubt die Großkarolinenfelderin indes nicht. „Mich haben schon einige Menschen darauf angesprochen“, erzählt Engl. „Wenn ich denen dann erkläre, was der Hintergrund ist und wieso ich das gemacht habe, dann höre ich eigentlich immer: ‚Recht hast!‘“

Kreisbaumeister
glaubt nicht an Rechtmäßigkeit

Wer in diesem Streit das Recht auf seiner Seite hat, das spielt beispielsweise für Klaus Ax aus Großkarolinenfeld aber nicht die entscheidende Rolle. Er findet es einfach schade, dass dieser Weg nun verbarrikadiert ist. „Ich habe den Weg oft genutzt, ebenso viele ältere Damen, die in Richtung Kolbermoorer Schwimmbad unterwegs sind“, weiß Ax. Und auch bei Eltern, die mit ihren Kindern zur Eisdiele nach Kolbermoor fahren, sei dieser Weg beliebt gewesen. „Jetzt müssen die Leute an der Hauptstraße entlangfahren“, sagt der Großkarolinenfelder. „Da war die andere Strecke natürlich deutlich sicherer.“

Wobei sich der Ist-Zustand aber auch schnell wieder ändern könnte, wie Seeholzer gegenüber dem OVB verrät. Denn der Kreisbaumeister ist überzeugt davon, dass die Grundstücksbesitzerin „diese Absperrung wieder entfernen muss“, schließlich handle es sich dabei um „eine bauliche Anlage, die so in der freien Natur überhaupt nicht zulässig ist“. Eine Anhörung dazu sei bereits in Vorbereitung.

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