Mehr als Noten

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Morgen ist es wieder so weit. Der Zeugnistag ist für viele Kinder ein aufregender Moment, für manche auch ein schwerer. Die Noten stehen jetzt schwarz auf weiß. Auch wenn wir alle wissen, dass es nicht so ist: Manchmal entsteht an diesem Tag doch der Eindruck, als würde dieses Papier den Wert eines Menschen festlegen. Mir kommt dazu immer ein Vers aus der Bibel in den Sinn, der im ersten Buch Samuel steht und bei dem sich eine ganz andere Sichtweise auftut: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.“ Dahinter verbirgt sich für mich ein hoffnungsvolles Menschenbild. Unsere Gesellschaft schaut auf Leistungen, auf Erfolge, auf Zahlen. Gott aber sieht das, was oft verborgen bleibt: das Herz, den Einsatz und den Mut. Ja, Noten zeigen etwas, aber sie sagen nicht alles. Nicht, wie sehr sich ein Kind bemüht hat. Nicht, welche Fortschritte es gemacht hat und wie oft es über sich hinausgewachsen ist. Nicht, wie freundlich, wie hilfsbereit oder kreativ es war. Gerade am Schuljahresende tut es gut, auf das zu schauen, auch wenn es nicht immer messbar ist. Vielleicht ist jemand geduldiger geworden, selbstbewusster, ehrlicher. Das steht höchstens im Wortgutachten, aber es zählt. Vielleicht sogar mehr, und ich weiß um viele liebevolle Lehrer und Lehrerinnen, die beim Schreiben der Zeugnisse in den letzten Wochen dafür gute Worte gefunden haben.

Auch Gott misst anders, denn er liebt uns nicht, weil wir etwas leisten, sondern einfach, weil wir sind. Ein jeder Mensch auf dieser Welt ist völlig einzigartig.

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