Mordverdacht gegen Pflegerin entkräftet

von Redaktion

Haftbefehl „mangels hinreichenden Tatverdachts“ aufgehoben

Traunstein – Nach fast zweieinhalb Monaten U-Haft wegen angeblichen Mordes an einer 91-jährigen Patientin durch eine tödliche Medikamenten-Dosis ist eine 26-jährige Krankenpflegerin wieder auf freiem Fuß.

Ihr Verteidiger, Hans-Jörg Schwarzer aus Berchtesgaden, konnte den von der Staatsanwaltschaft Traunstein erhobenen Verdacht eines Tötungsdelikts ausräumen. Auf seinen Antrag auf Haftprüfung hin habe die Anklagebehörde die Aufhebung des Haftbefehls beantragt – „mangels hinreichenden Tatverdachts“, betonte der Rechtsanwalt. Dem habe das zuständige Amtsgericht Rosenheim Rechnung getragen. Der Fall hatte im April hohe Wellen geschlagen. Eine Überschrift lautete: „Pflegerin soll schwer kranke Angehörige getötet haben“. Die Frau stehe im Verdacht, im Kreisklinikum Traunstein eine greise Patientin mit starken Arzneimitteln umgebracht zu haben. Zurück ging die Meldung auf eine Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Es handelte sich offenbar um ein Geschehen im engsten Familienkreis. Eine Mordtat, möglicherweise auf Verlangen der Patientin, stand im Raum.

Die schwerstkranke 91-Jährige war am 9. April im Kreisklinikum verstorben. Bei einer Untersuchung keimte der Verdacht auf, eine Angehörige, die als Krankenschwester im gleichen Haus arbeitete, könne mit dem Tod der Dame zu schaffen und ihr am Sterbetag eine zu hohe Medikamentendosis verabreicht haben. Die Kripo Traunstein leitete Ermittlungen hinsichtlich eines eventuellen Tötungsdelikts ein. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ das Amtsgericht Rosenheim am 19. April einen Untersuchungshaftbefehl. Die 26-Jährige wurde in ein Frauengefängnis eingeliefert.

Das Polizeipräsidium äußerte sich im April nicht zu den Hintergründen. Man stehe am Anfang der Ermittlungen, hieß es auf Nachfrage. Zunächst werde „nur niederschwellig ermittelt“. Der Transparenz halber wolle man die Öffentlichkeit aber frühzeitig informieren, „um die Gerüchte nicht ins Kraut schießen zu lassen“. Die Kliniken Südostbayern AG (KSOB) reagierte im April mit großem Bedauern über den Vorfall in Traunstein. Er stelle „ein noch nie dagewesenes Vorkommnis dar“, meinte eine Sprecherin damals. Die KSOB habe „unverzüglich nach Bekanntwerden des Vorfalls alle erforderlichen Schritte eingeleitet, um den Vorfall aufzuklären und das Wohl der Patienten zu gewährleisten“. Man habe die Kripo eingeschaltet und die betreffende Person vom Dienst suspendiert. Auf die Frage, ob die 26-Jährige inzwischen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren konnte, antwortete Verteidiger Hans-Jörg Schwarzer mit: „Leider nein.“ Monika Kretzmer-Diepold

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