So war Laura Dahlmeier

von Redaktion

Nachruf Ruhpoldinger Stadionsprecher-Legende erinnert sich an eine bemerkenswerte Frau

Ruhpolding – Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist im Alter von nur 31 Jahren tödlich verunglückt – das schockt viele Menschen in der Region und auch Karlheinz Kas, eine BR-Radio-Legende am Mikrofon. Seit 21 Jahren ist Kas die Stimme des Biathlon-Weltcups von Ruhpolding. Er erinnert sich an eine bemerkenswerte junge Frau und erzählt, warum sie bei ihm ganz oben auf der Sympathie-Liste der Sport-Stars steht.

Eine sympathische Korrektur im VIP-Zelt

Ich bin seit 21 Jahren Stadionsprecher beim Biathlon in Ruhpolding. Es war genau ein Jahr nach den Weltmeisterschaften 2012 bei uns, als Laura ihr Weltcup-Debüt gab. Im Januar 2016 feierte sie dann bei uns zwei Weltcupsiege, im Massenstart und in der Verfolgung – es folgten drei weitere Podestplatzierungen in der Chiemgau-Arena. Bei der WM 2012 gehörte sie als damals 18-Jährige noch nicht zum A-Kader und bei der Junioren-WM 2009 war sie noch zu jung. Unvergessen: Ich sagte einmal, dass sie aus Garmisch-Partenkirchen stamme, was ja stimmte, aber ich sagte auch, sie sei vom SC Garmisch. Da korrigierte sie mich im VIP-Zelt am Abend, dass ich doch bitte immer SC Partenkirchen sagen möge. Es sei eine große Rivalität am Ort mit dem Skiclub Garmisch, dem sie nicht angehöre. Das tat sie aber auf eine ausgesprochen sympathische Art und Weise, keinesfalls vorwurfsvoll oder oberlehrerhaft, sondern eher kollegial von Athlet zu Stadionsprecher. Sie war damals mit ihrem Trainer Bernhard Kröll gekommen, wir hatten uns eher zufällig im Zelt getroffen.

Zwei Jahre später war sie beim Weltcup-Massenstart in Ruhpolding auf Platz zwei gelandet. Ich hatte ihr aus der Sprecherkabine aus dem Fenster bei der Ausgangskontrolle zugerufen, ob sie nicht in die Kabine raufkommen wolle. Alle würden sich freuen. Weil aber so ein Medienandrang war, ließ sie mir über den Sprecher des Deutschen Skiverbandes, Stefan Schwarzbach, ausrichten, dass sie es nicht schaffe wegen Pressekonferenz und mehreren Anfragen von Medienvertretern. Das gibt es auch nicht alle Tage, dass ein echter Sport-Star wie Laura sich quasi entschuldigt.

Das letzte Treffen mit Laura hatte ich in Garmisch beim City-Biathlon vor der Corona-Pandemie. Da war sie richtig locker, plauderte aus dem Nähkästchen. Niemals wirkte sie genervt wegen irgendwelcher Fragen. Ich kann mich aber noch erinnern, als ich nach ihrem Freund fragte, da machte sie sofort zu, bat um die nächste Frage. Alles verständlich.

„Immer zugänglich, nie abweisend“

Trotz allem Stress und Riesenwirbel um ihre Person war Laura immer zugänglich, wirkte nie genervt, war niemals unhöflich oder gar abweisend. Sie sah in mir auch weniger einen Medienvertreter, mehr einen Freund, der sie auf ihren Laufstrecken und am Schießstand begleitete. Bei all den vielen Biathletinnen und Biathleten, die ich in Ruhpolding kennenlernen durfte, war sie bei mir ganz vorne, auf einer Stufe mit Magdalena Neuner, auch eine unheimlich großartige Person und Sportlerin. Neuner durfte ich zu zwei WM-Titeln 2012 in Ruhpolding kommentieren – im Sprint und in der Staffel.

Meine Gedanken sind jedoch bei Laura – eine großartige Sportlerin und ein einzigartiger Mensch, viel zu früh verstorben.

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