Frasdorf/Raubling/Rohrdorf/ Neubeuern – „Wir können noch gar nicht glauben, dass es so schnell gegangen ist“, sagt Maximilian Keil von der Frasdorfer Bürgerinitiative „Staufreies Dorf – Bleibt auf der Autobahn“. Seitdem mehrere Großbaustellen auf der A8 immer wieder für massives Verkehrschaos in der Gemeinde gesorgt haben, kämpfen die Anwohner für ein Abfahrtsverbot bei Stau auf der Autobahn. Denn immer, wenn die A8 dicht war, haben zahlreiche Autofahrer nach Ausweichrouten gesucht – und eine davon ging mitten durch Frasdorf. Ein offizielles Abfahrtsverbot gibt es nun zwar nicht, aber ein Durchfahrtsverbot. Das kommt faktisch einem Abfahrtsverbot gleich.
Lange hatte sich
„weit aus dem
Fenster gelehnt“
Möglich gemacht hat das Verkehrs-Staatssekretär Ulrich Lange (CSU). Er hatte bei seinem Besuch in Rohrdorf versprochen, noch zu Beginn der Sommerferien eine Lösung für das Verkehrschaos in der Region zu finden. Die Skepsis, dass dieses Versprechen gehalten werden kann, war groß. „Wir haben damals gesagt, dass er sich schon weit aus dem Fenster lehnt“, sagt Keil im OVB-Gespräch. Umso größer ist die Freude nun. Am vergangenen Mittwoch kam dann die gute Nachricht aus Berlin: Die regionale Straßenverkehrsbehörde darf Ortsdurchfahrtsverbote erlassen. Heißt also, wer dann von der Autobahn abfährt, kommt nicht weit. Diese Sperrungen sollen dann von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen gelten.
„Wir haben ihm schon einen Brief geschrieben und uns herzlichst bedankt“, berichtet Keil. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings. Voraussichtlich kann die Sperrung erst ab dem 15. August erfolgen. Der Grund ist simpel: Die speziellen Schilder, die an den Autobahnausfahrten im Landkreis darauf hinweisen, müssen zunächst geliefert und angebracht werden. Zum großen Sommerferien-Stau müssen die betroffenen Gemeinden also noch einmal mit Chaos rechnen. „Das müssen wir jetzt hinnehmen“, gibt sich Keil gelassen.
Die Bürgerinitiative werde allerdings auch ein genaues Auge darauf werfen, wie das Verbot letztlich eingehalten und kontrolliert werde. „Wenn das nicht funktioniert, müssen wir halt wieder was machen.“ Er habe von Landrat Otto Lederer (CSU) erfahren, dass man Autofahrer, die sich nicht an die Verbote halten, zunächst nur verwarnen möchte. Inwiefern das wirksam ist, wird sich zeigen. „Da habe ich meine Zweifel“, sagt Keil.
Auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd, ob die Kontrollen für die Dienststellen personell überhaupt stemmbar seien, erklärt Pressesprecher Daniel Katz: „Polizeiliche Überwachungsmaßnahmen werden in enger Abstimmung mit der unteren Straßenverkehrsbehörde abgesprochen, ein personeller Einsatz erfolgt lageangepasst und brennpunktorientiert.“ Klar ist: Der größte Schritt in Richtung „staufreies Dorf“ ist getan. Und nicht nur in Frasdorf freut man sich über das Signal aus Berlin und die schnelle Reaktion aus dem Landratsamt. Direkt nachdem die Meldung von Lange in der Region angekommen war, hatte Lederer die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zu einer Besprechung eingeladen. „Das ist jetzt erst mal ein gutes Zeichen und eine schnelle und pragmatische Lösung“, freut sich Rohrdorfs Bürgermeister Simon Hausstetter.
Dass es nicht mehr pünktlich zur großen Sommerferien-Reisewelle geklappt hat, kann er nachvollziehen. „Die Schilderhersteller haben ja auch eine gewisse Lieferzeit. Und diese Schilder sind nun mal nicht auf Lager.“ Zudem sei der Verkehrs-Ansturm mit den Sommerferien ja nicht vorbei. „Danach kommen Winterferien, Pfingstferien und wieder Sommerferien – jetzt sind wir dann gut dafür aufgestellt.“ Ähnliche Stimmen hört man aus Raubling. „Die Schilder liegen ja nicht irgendwo auf Halde“, äußert Bürgermeister Olaf Kalsperger (CSU) sein Verständnis für die Verzögerung.
Bürgermeister:
„Das ist gelebte
Demokratie“
Auch in Neubeuern freut man sich über die Lösung. Doch Bürgermeister Christoph Schneider merkt auch an, dass man nicht vergessen dürfe, was das nun für die Verwaltungsebene bedeutet. Auf sie komme nämlich auch eine Menge Arbeit zu. „Beim Volk kommt jetzt an, dass die Autobahnabfahrt gesperrt wird. Aber da hängt ja in einem Rechtsstaat eine Maschinerie dahinter“, sagt Schneider.
Trotzdem ist man in den Gemeinden froh, dass es mit dem Draht nach Berlin in diesem Fall so gut funktioniert hat und Bürgermeister, Bürger und Bürgerinitiativen durch ihren Einsatz schnell eine Lösung bewirken konnten. „Das ist gelebte Demokratie“, beschreibt es Kalsperger treffend.