Rosenheim – Die Sorge ist groß. Vor allem bei denjenigen, die gerne Pilze und Beeren sammeln. Ihre Angst: sich mit dem Fuchsbandwurm anzustecken. Erst kürzlich berichteten mehrere Medien darüber, dass trotz Meldepflicht viele Fälle unentdeckt bleiben, dass die Fallzahlen steigen.
„In Deutschland sind besonders Bayern und Baden-Württemberg betroffen“, bestätigt eine Sprecherin des Rosenheimer Landratsamts auf OVB-Anfrage. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ist der Fuchsbandwurm im Durchschnitt bei jedem dritten bis vierten Fuchs nachweisbar.
Im Zeitraum von Januar 2020 bis Dezember 2024 wurden in Bayern der Sprecherin zufolge 40 Fälle bei Tieren nachgewiesen – elf bei Füchsen, 21 bei Hunden und Katzen sowie acht Fälle bei Bibern und Wildschweinen. „Im Landkreis Rosenheim wurde zuletzt im Jahr 2021 der Fuchsbandwurm in einem Biber nachgewiesen“, sagt die Sprecherin.
Bei dem Fuchsbandwurm handelt es sich um einen 2,5 bis sechs Millimeter langen Parasiten, der außer beim Fuchs unter anderem auch im Darm von Hund und Katze vorkommen kann. „Der Kopf ist mit Saugnäpfen zum Anheften an die Darmwand ausgestattet“, erklärt die Sprecherin. Die Endglieder werden ihr zufolge, sobald sie mit reifen Eiern angefüllt sind, abgestoßen und gelangen über den Kot in die Umwelt. Von dort werden die Eier von einem Zwischenwirt aufgenommen. Meist handelt es sich hierbei um Kleinnager wie Feld- und Wühlmäuse. Im Darm schlüpfen aus den Eiern kleine Larven, die in erster Linie zur Leber wandern. Dort wachsen sie zu einem tumorartigen Gebilde heran, das allmählich das Lebergewebe zerstört.
„Der Kreislauf schließt sich für den Fuchsbandwurm, wenn der Zwischenwirt von einem Endwirt gefressen wird“, sagt die Sprecherin des Landratsamts. In anderen Worten: wenn die Maus vom Fuchs gefressen wird. Die Larven werden anschließend im Darm des Endwirts freigesetzt und entwickeln sich zu einem erwachsenen Bandwurm.
Der Fuchs, aber auch infizierte Hunde und Katzen, scheiden die Bandwurmglieder und -eier irgendwann aus. „Die Eier sind in der Umwelt sehr widerstandsfähig“, heißt es aus dem Landratsamt. Und genau hier fangen die Probleme für den Menschen an. Denn auch Lebensmittel können mit Bandwurmeiern verunreinigt sein. Etwa Pilze, am Boden wachsende Beerenfrüchte oder aber Fallobst.
„Darüber hinaus können die am Fell von Füchsen, Hunden oder Katzen haftenden Eier übertragen werden“, sagt die Sprecherin. Eine Gefahr bestehe insbesondere für Jäger, Tierärzte, Tierpräparatoren, Landwirte und Kleintierbesitzer. Das Problem: Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung ist sehr lang und kann über Monate und Jahre hinziehen. „Die Ansteckungsquelle lässt sich daher in den meisten Fällen wegen des unbekannten Infektionszeitpunktes nicht mehr feststellen“, sagt die Sprecherin.
Nach einer Infektion kann der Mensch mit verschiedenen Symptomen reagieren. Das genaue Krankheitsbild wird dadurch bestimmt, in welchem Organ sich die Bandwurmlarven festsetzen. „Am häufigsten ist die Leber betroffen“, sagt die Sprecherin. Dies äußert sich ihr zufolge in Form von Abgeschlagenheit, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht. Menschen, die infektiöse Eier aufgenommen haben, können an Echinokokkose erkranken.
In Oberbayern haben sich heuer bereits acht Menschen mit dem Parasiten infiziert. Im vergangenen Jahr waren es 17. Zum Vergleich: In Deutschland gab es 2024 insgesamt 184 Menschen, die an Echinokokkose erkrankt sind, heuer waren es bisher 64. „Patienten sind dann über einen längeren Zeitraum mit antiparasitär wirkenden Medikamenten zu behandeln“, sagt die Sprecherin des Landratsamtes.
Oftmals ist ihr zufolge eine Dauerbehandlung über viele Jahre oder gar lebenslang notwendig. Bei einem günstigen Verlauf setzt sich das Immunsystem erfolgreich mit dem Parasiten auseinander und schaltet den Eindringling aus. Bleibt die Frage, wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann. Auch hier liefert die Sprecherin des Gesundheitsamtes Antworten. Sie rät beispielsweise dazu, Hunde und Katzen im Abstand von vier Wochen zu entwurmen – zumindest dann, wenn der Zugang zu infizierten Mäusen nicht ausgeschlossen werden kann.
In den Gebieten mit erhöhtem Infektionsrisiko sollten bodennah wachsende Nahrungsmittel, wie Waldfrüchte, Gemüse, Salat oder Fallobst vor dem Verzehr zudem gründlich gewaschen werden. Das Erhitzen bei mindestens 60 Grad für wenige Minuten tötet die infektiösen Bandwurmeier zuverlässig ab.
Selbst tiefgefroren überleben die Eier
In diesem Zusammenhang weist sie darauf hin, dass tiefgefrieren bei minus 20 Grad die Eier des Fuchsbandwurmes nicht abtötet. „Sie verlieren erst bei minus 80 Grad über mehrere Tage ihre Lebensfähigkeit“, sagt die Sprecherin.
Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass nach Arbeiten mit Erde die Hände gründlich gewaschen werden. Tot aufgefundene oder bei der Jagd erlegte Füchse sollten zudem nur mit Plastikhandschuhen angefasst werden. Hunde, die von Jägern in Fuchsbauten eingesetzt wurden, sollten anschließend abgeduscht werden. „Durch die Einhaltung allgemeiner Hygienemaßnahmen lässt sich auf einfache Weise eine Infektion vermeiden“, so die Landratsamt-Sprecherin.