Rosenheim – Der letzte Schultag des Schuljahres endete an der Staatlichen Berufsschule 1 mit der Verabschiedung von zwei außergewöhnlichen Lehrkräften: dem evangelischen Pfarrer Fabian Ludwig und der Studiendirektorin Sabine Irgmaier, einem „Urgestein“ der Schule. Sie gehörte seit 1988 zum Lehrerkollegium der Berufsschule 1. Auch Schulleiter Stefan Schellenberger sagte nach nur einem Jahr als Chef am Beruflichen Schulzentrum schon wieder „Servus“.
Nach acht Jahren an
der FOSBOS Wechsel
nach Holzkirchen
Damit endet für ihn seine achtjährige Rosenheimer Zeit als schulleitender Pädagoge. Von 2017 bis 2024 war Schellenberger stellvertretender Schulleiter an der FOSBOS Rosenheim, davor 16 Jahre Lehrer an der Berufsschule in Bad Tölz. Auf die Frage, weshalb seine Amtszeit als Leiter des Beruflichen Schulzentrums (zu dem neben der Staatlichen Berufsschule 1 auch die Fachschule für Holztechnik gehört) bereits nach einem Jahr wieder endet, sagte Schellenberger, dies sei dem Zufall geschuldet.
Bereits bevor er sich im vergangenen Jahr auf die Stelle des Schulleiters am Beruflichen Schulzentrum bewarb, habe er sich bereits zweimal erfolglos als Leiter der FOSBOS Holzkirchen beworben.
Dritte Bewerbung –
aus „egoistischen
Gründen“ – gelingt
Nun sei die Stelle in Holzkirchen aufgrund des Ausscheidens von Schulleiterin Cornelia Taube erneut ausgeschrieben worden und Schellenberger zögerte nicht, „aus egoistischen Gründen“, wie er augenzwinkernd sagte, sich ein drittes Mal darauf zu bewerben. Ein Hauptgrund, genau diese Stelle zu bekommen, sei die Nähe zum Wohnort Schellenbergers in Valley: „In sieben Minuten bin ich dort. Bei der dritten Bewerbung hat’s jetzt geklappt.“
Seine beiden Stellvertreter, Claus Schemm von der BS 1 und Josef Oberniedermaier von der Fachschule für Holztechnik, bestätigten ihrem Chef „großen Tatendrang“. So habe Schellenberger gleich nach Amtsantritt über ein neues Schul-Logo abstimmen lassen, einen bunten Jahresbericht der Berufsschule koordiniert (unter Mithilfe des Kollegiums und der Schulfamilie), mit Bravour den Besuch von Kultusministerin Anna Stolz gestemmt und an weiteren Stellschrauben im schulischen Ablauf gedreht. „Beim Besuch der Ministerin war ich schon sehr nervös“, gab Schellenberger bei seiner Verabschiedung zu. Wohl um bei der Kultusministerin einen bleibenden positiven Eindruck zu hinterlassen, übergab er ihr beim Rundgang durch die Schule aus der Schreinerei spontan einen Schachtisch mit Intarsienarbeiten als Geschenk mit ins Ministerium, an dem die Ministerin offensichtlich Gefallen fand.
Einen baugleichen Tisch erhielt nun auch Schellenberger von seinem Stellvertreter Claus Schemm als Abschiedsgeschenk der Schule zur bleibenden Erinnerung. Schellenberger habe ein Klima der Wertschätzung ins Kollegium gebracht. Das sei ihm hoch anzurechnen, sagte Schemm.
Auch von Josef Oberniedermaier kamen Worte des Lobes. Schellenberger habe sich sehr schnell in den festen Traditionen der Holztechniker-Schule zurechtgefunden und die Jubiläumsfeier zum Hundertjährigen sehr engagiert mitgetragen und organisiert.
Mit Sabine Irgmaier gehe der Berufsschule ein „Urgestein“ verloren, würdigte der Schulleiter die gebürtige Brannenburgerin, die selbst am Finsterwalder-Gymnasium das Abitur abgelegt hat und sich bereits als Studentin für das Höhere Lehramt an Beruflichen Schulen in der Fachrichtung Ernährung und Biologie 1983 als Praktikumsstelle die BS 1 ausgesucht hatte.
Zusammenarbeit über
Jahrzehnte – seit 1988
„ihrer Schule“ treu
Nach Referendariatsjahren in Vilshofen und Starnberg kam Irgmaier 1988 an „ihre Schule“. 1990 bestand die damalige Studienrätin die Ergänzungsqualifikation für den Einsatz in Fachklassen des Berufsfeldes Körperpflege. Damit startete die gute Zusammenarbeit mit den Friseursalons der Landkreise Rosenheim und Ebersberg. Seit 1994 war Irgmaier im Prüfungsausschuss der Innung Rosenheim tätig. Seit 2010 war die beliebte Pädagogin Fachbetreuerin für Körperpflege und Schulbeauftragte der berufsschulpflichtigen Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz (JoA-Klassen).
Mit Beginn der ersten großen Flüchtlingswelle 2014 war Sabine Irgmaier zudem als Pionierin für den Aufbau der Berufsintegrationsklassen an der Berufsschule 1 tätig. 2011 wurde sie zur Studiendirektorin befördert und erhielt für ihr außerordentliches Engagement eine Leistungsprämie. Dass Irgmaier im Kollegium sehr geschätzt ist, würdigte nicht nur Oberstudiendirektor Schellenberger, dies belegten auch Geschenke, die Kollegen zur Verabschiedung überreichten.
Neben Blumen erhielt die Pensionistin ein individuell gefertigtes Ruhestandskissen mit passenden Sprüchen für erholsame Zeiten nach dem Schuldienst.
Nach dreijähriger Teilzeittätigkeit wurde auch der evangelische Pfarrer Fabian Ludwig vom Kollegium verabschiedet. Der junge Familienvater war neben seiner Rolle als Hausmann und Vater von drei Söhnen nebenberuflich als Pfarrer im Schuldienst an der BS 1 tätig. Nun hat die evangelische Kirchenaufsicht für Pfarrer Ludwig einen Schulwechsel an zwei Rosenheimer Gymnasien vorgesehen. Ludwig soll künftig am Ignaz-Günther-Gymnasium und am Finsterwalder-Gymnasium in Rosenheim jeweils als Religionslehrer eingesetzt werden.
Der bei Schülern und der Lehrerschaft gleichermaßen beliebte Pfarrer sagte bei seiner Verabschiedung: „Die tolle Schulatmosphäre an der BS 1, spannende Gespräche mit Berufsschülern als interessantem Publikum und der unkomplizierte Umgang mit Lehrerkollegen waren sehr angenehm. Ich komme sehr gerne wieder, wenn man mich braucht.“
Schulleiter Schellenberger sprach im Namen des Kollegiums seinen Dank an den scheidenden Pfarrer aus. Einen Geistlichen im Schulhaus und als Kollegen zu haben, sei etwas Besonderes für die gesamte Schulfamilie. „Und die von Pfarrer Ludwig mit den Religions- und Ethiklehrern vorbereiteten Schulgottesdienste waren nahbar und berührend. Dafür mein herzlicher Dank“, so Schellenberger.
Der letzte Tag des Schuljahres endete mit einem bereitgestellten Buffet der Verabschiedeten. Mit angeregten Gesprächen über Vergangenes und die bevorstehenden Ferien verabschiedete sich das Lehrerkollegium mit dem Sekretariat in den Sommerurlaub.