Rosenheim/Rohrdorf – Ein großer Turm, mitten in der Innenstadt, rund 1800 Mitarbeiter und weltweit einer der größten Namen, wenn es um Funk- oder Antennentechnologie ging. In Fachkreisen wurde Anton Kathrein eine Zeit lang gar als heimlicher „König von Rosenheim“ bezeichnet. Doch in der dritten Generation ist der einstige Riese deutlich geschrumpft. Der dritte Anton Kathrein trat ein schweres Erbe an. Finanzielle Probleme, Quersubventionierung und eine fehlende Struktur führten sechs Jahre nach dem Antritt des Junior-Juniors zum Verkauf des Herzstücks an die Firma Ericsson.
Herzstück
an Ericcson verkauft
Die verschiedenen Sparten der übergeordneten Kathrein SE fielen auseinander und nur noch die Kathrein Broadcast kümmerte sich um die Herstellung von Rundfunk-Antennensystemen.
Und das, wie das Unternehmen betont, ab sofort selbstständig. „Kathrein
Broadcast ist heute ein eigenständiges Unternehmen mit einer neuen Eigentümerstruktur. Entwicklungen bei der Kathrein SE haben daher keinerlei Einfluss auf die Kathrein Broadcast GmbH“, heißt es auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. Der Antennenspezialist aus Rohrdorf hat damit wirtschaftlich nichts mehr mit der bisher übergeordneten Kathrein Familie zu tun.
Hintergrund dieser Distanzierung sind erneut finanzielle Probleme. Im März 2025 wurde ein Insolvenzverfahren von Kathrein Broadcast eröffnet. „Wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“, wie das Amtsgericht Traunstein bestätigt. Somit war auch die verbliebene Sparte mit rund 70 Mitarbeitern in Rohrdorf in Gefahr.
Diese Gefahr ist jedoch vorerst gebannt, wie Jörg Lippert, designierter Geschäftsführer von Kathrein Broadcast, auf Nachfrage bestätigt. Denn mit der Lenbach Capital aus München wurde nun ein neuer Investor gefunden. Die gute Nachricht dabei: „Die neuen Eigentümer bekennen sich klar zum Standort Rohrdorf und Oberbayern“, meint Lippert. Die Arbeitsplätze bei Kathrein Broadcast sind demnach durch den Einstieg der Investoren gesichert. „Die neue Eigentümerstruktur schafft Stabilität und wir bauen auch künftig auf das bestehende Team sowie seine Expertise“, sagt Lippert.
Bei Lenbach Capital handelt es sich um einen allgemeinen Beratungsdienstleister aus München, der sich auf die Erstellung von Marktanalysen spezialisiert hat und mehrere Firmen unter sich vereint.
Geschäftsführer Hans Liebler übernimmt damit „sämtliche Anteile“ von Kathrein Broadcast. Trotz der neuen Führung soll der Name aber erhalten bleiben. Schließlich stehe dieser für „jahrzehntelange Ingenieurkompetenz“. Über die genaue Summe, die die Lenbach Capital investierte, gibt das Unternehmen keine Auskunft.
Mit dem Einstieg des neuen Investors hofft Lippert, das Insolvenzverfahren bald beenden zu können. „Der offizielle Abschluss des Verfahrens wird in den kommenden Wochen erwartet, sobald alle rechtlichen Schritte abgeschlossen sind”, meint er. Der Geschäftsführer geht zudem davon aus, dass sich die Marktlage stabilisiert.
„Rundfunksysteme werden weltweit auch in den kommenden Jahrzehnten betrieben und weiter ausgebaut”, meint Lippert.
Doch auch wenn der Name Kathrein mit der Übernahme bestehen bleibt und zunächst keine Arbeitsplätze verloren gehen. Rein wirtschaftlich schrumpft der einstige Rosenheimer Gigant damit ein weiteres Mal.