Die „enge Tür“ steht jedem offen

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Haben Sie schon einmal eine Kirche betreten, bei der Sie sich bücken mussten? In Bethlehem ist das so. Die Geburtskirche, der Ort, an dem Jesus zur Welt gekommen sein soll, hat nur eine winzige Eingangstür von 1,20 Meter Höhe. Wer hineinwill, muss den Kopf neigen. „Demutspforte“ nennt man sie. Die Legende erzählt: Früher kamen reiche Pilger zu Pferd und wollten direkt in dieses Heiligtum reiten. Also mauerte man den Eingang zu. Eine praktische Lösung und zugleich ein starkes Bild: Wer vom hohen Ross absteigt, wer bereit ist, sich klein zu machen, der kann das Geheimnis des Lebens berühren.

Auch Jesus spricht im Evangelium vom kommenden Sonntag von einer „engen Tür“. Gemeint ist nicht, dass wir uns ständig selbst kleinreden müssen. Sondern dass wir wirklich groß werden, wenn wir achtsam bleiben für das Heilige in unserem Leben. Die enge Tür steht jedem offen und führt oft in einfache Hütten. Vielleicht, und das ist gar nicht so abwegig, meint Jesus dabei sogar die Tür zu unserem Herzen. Dort finden wir, was wir suchen: Liebe, Sinn und Hoffnung. Wer hindurchgeht, entdeckt, dass die enge Tür nicht eng bleibt. Dahinter öffnet sich die Weite im Blick auf den Himmel.

So ähnlich erleben wir es im Alltag: Ein ehrliches „Entschuldigung“ nach einem Streit, eine kleine Geste der Versöhnung oder der Mut, jemanden um Hilfe zu bitten – das sind enge Türen. Sie verlangen Demut. Doch wenn wir hindurchgehen, öffnet sich ein weiter Raum: Beziehungen werden heil, Nähe wächst, und das Leben atmet auf.