Rosenheim – Endlich ist es da: Als aus Berlin grünes Licht für die Einrichtung temporärer Durchfahrtsverbote bei Stau auf der Autobahn kam, war die Freude riesig. Seit dem 15. August gilt die Regelung in Stadt und Landkreis Rosenheim. Wenn auf der Autobahn Stau ist, darf nicht mehr abgefahren werden, um den Stau zu umgehen. Von Anfang an war aber auch klar, dass das Verbot, welches es so in Deutschland bisher nicht gab, kontrolliert werden muss. Und so ist es nun auch geschehen.
„Es gab über das Wochenende verschiedene Staus“, erklärt Stefan Sonntag, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd, auf OVB-Anfrage. Sowohl in Richtung Süden als auch beim Rückreiseverkehr Richtung München. Da die Regelung allerdings nur bei wirklich stehendem und nicht bei nur zäh fließendem Verkehr gelte, müssen die entsprechenden Dienststellen flexibel auf das Geschehen reagieren. „Wir müssen beobachten, wie der Verkehr auf der Autobahn ist und wo sich ein Stau bildet. Im Bereich dieser betroffenen Autobahnanschlussstellen müssen wir dann ein Auge darauf haben, dass diese Regelung eingehalten wird“, sagt Sonntag.
Die meisten Probleme gab es dem Pressesprecher zufolge im Bereich Rosenheim und Bad Aibling. Von Freitag bis Sonntag haben die Beamten in der Region insgesamt 258 Verkehrsteilnehmer kontrolliert, die bei Stau die Autobahn verlassen wollten. 106 wurden zurückgeschickt, da sie lediglich den Stau umgehen wollten. 79 Fahrer wurden mündlich verwarnt, da sie von der Polizei angehalten wurden, nachdem sie das Durchfahrtsverbotsschild bereits passiert und missachtet hatten. Darüber, ob die 79 Fahrer auch ihren Geldbeutel öffnen mussten, kann Sonntag keine Auskunft geben. Ob Verwarnungen gebührenfrei oder mit Gebühren belegt sind, sei aus der Statistik nicht ersichtlich. Aber: „Unser üblicher Weg ist, dass wir zu Beginn, wenn neue Regelungen in Kraft treten, eher nachsichtig sind und mit Überzeugung und Erklärungen agieren und es weniger auf den Geldbeutel des Autofahrers abgesehen haben.“
Und wie kam die neue Regelung bei den Autofahrern an? „Die meisten waren einsichtig und verständnisvoll“, sagt Sonntag. „Einige wenige haben ihren Unmut geäußert und fanden es nicht gut, dass wir sie jetzt zurückschicken. Aber ich denke, das ist menschlich.“ Schließlich versuche jeder, so schnell wie möglich von A nach B zu gelangen und sei genervt, wenn er eine gewisse Zeit im Stau verbringen muss. Im Großen und Ganzen zeigt man sich beim Präsidium über den Verlauf des ersten Wochenendes „ganz zufrieden“.
Seitens der Polizei habe man auch versucht, den Zurückgeschickten den Hintergrund der Maßnahme zu erklären. Schließlich diene sie dazu, die Anwohnergemeinden rechts und links der Autobahn von den Verkehrsströmen zu entlasten. So beispielsweise Frasdorf.
Dort hat sich die Bürgerinitiative (BI) „Staufreies Dorf – Bleibt auf der Autobahn“ für ein Abfahrtsverbot starkgemacht. Das temporäre Durchfahrtsverbot kommt diesem nun gleich. „Es ist alles gut gelaufen“, berichtet Maximilian Keil von der BI. „Der Verkehr war nur mal zähfließend, sonst war alles ruhig.“ Entsprechend musste dort die Polizei nicht tätig werden. Patricia Huber