Rosenheim – Tracht ist mehr als Tradition. Tracht ist Mode. Das beweisen auch in diesem Jahr die aktuellen Trends bei Dirndl und Lederhosen. Die Herbstkollektionen passen sich farblich der Jahreszeit an. Die frühlingshaften Pastellfarben verschwinden langsam aus den Läden. Manche Styles bleiben aus dem alten Jahr, andere sind dieses Jahr brandneu. Was trägt man in wenigen Wochen zum Rosenheimer Herbstfest, wenn man auf der Suche nach neuer Tracht ist – oder auch das ein oder andere Fettnäpfchen vermeiden möchte?
Maria Reiter von der „Boutique Beo“ am Max-Josefs-Platz weiß, was bei den Dirndln aktuell gefragt ist. Die Flügelärmel, die im vergangenen Jahr schon in waren, sind auch heuer wieder Thema – „egal ob als Bluse oder direkt am Gewand“, erklärt Reiter.
Entscheidend sind
die „Hingucker“
Nach wie vor angesagt ist außerdem der Ärmel am Dirndl, nicht nur als Puffärmel, sondern auch als gerader Arm. Aber mit einer kleinen Veränderung: „Der Puffärmel ist jetzt in diesem Jahr nicht mehr ganz so lang und so weit“, sagt Reiter. Doch er feiert generell ein Comeback. Nicht nur am Kleid, sondern auch bei den Blusen sind Puffärmel heuer wieder modern, betont Verkäuferin Patricia von „Trachten Unterseher“ am Ludwigsplatz.
Gerade bei Dirndlblusen gibt es noch weitere Hingucker, zumindest im Internet sieht man sie dieses Jahr häufig: die Tüllblusen mit Stickereien. In Rosenheim haben sie sich noch nicht so stark durchgesetzt. Dafür gibt es bei „Karl Jäger“ zumindest Blusen aus farbigem Tüll. „Damit kann man tolle monochrome Looks kreieren“, teilt Martin Kolb von der Filiale am Max-Josefs-Platz mit. Beliebt seien heuer außerdem die langärmeligen Blusen aus Chiffon. Die sind auch bei „Dirndl und Stenz“ ein Verkaufsschlager, erzählt Sabrina Brunnhuber, Inhaberin des Trachtengeschäfts in der Münchener Straße.
Anders als in den vergangenen Jahren werden die Blusen auch wieder weiter ausgeschnitten. Die Ausschnitte bei den Dirndln dagegen rutschen weiter rauf. „So kann man das Dirndl auch ohne Bluse als Kleid tragen“, betont die Beo-Inhaberin Maria Reiter. Darüber hinaus werden die Röcke wieder länger – bis zu 85 Zentimeter, wie Patricia von „Trachten Unterseher“ erklärt.
Ganz neu sind Gürtel zum Dirndl. „Die trägt man statt der Schürze. Damit wird das Dirndl zum Kleid und kann lässiger getragen werden“, sagt Maria Reiter. Mit den Gürteln lässt sich auch ein monochromer Look zaubern, der in diesem Jahr im Trend liegt – aber zumindest in der „Boutique Beo“ in diesem Jahr weniger auf der Ladenfläche seien.
Was außerdem Maria Reiter zufolge wieder mehr in Mode kommt, sind die Dreiteiler bestehend aus Rock, Mieder und Schürze oder Gürtel. Out sind dagegen Schnürungen bei Dirndln. Die sieht man in den Läden kaum mehr. Dafür dominieren Mieder aus Samt und Babycord die Kleiderstangen. Bei den Burschen voll im Trend liegen neben den klassischen Trachtenwesten mit Stehkragen jetzt auch welche mit Ausschnitt. Ob Modelle mit doppelreihigen Knopfleisten oder einfach mit Ketten, ist für jeden Geschmack was dabei, betonten die Trachtenverkäufer. Modern sind heuer Westen mit ruhigen Mustern und gedeckten Farben.
Dafür dürfen die Lederhosen in einer helleren Farbe einen Kontrast zum dunklen Oberteil bieten, sagt Paul Unterseher, Leiter von „Trachten Unterseher“. An kalten Tagen trägt der Mann dieses Jahr doppelreihige Sakkos oder Janker. „Die Doppelreiher kommen natürlich zur Geltung, wenn man sie geschlossen trägt, aber sie sind auch so gemacht, dass man sie locker offen super tragen kann”, sagt Unterseher.
Immer mehr gefragt seien außerdem Loferl, also zweiteilige Strümpfe bestehend aus Waden- und Fußteil, sind sich die Betreiber von „Karl Jäger“ und „Beo“ einig. Out sind hingegen Hemden mit Karomuster. Dafür tragen die Herren heuer einfarbige oder gestreifte Hemden.
Zu den Trendfarben 2025 gehören sowohl bei Männern als auch bei Frauen Grün-, Blau- und Brauntöne, aber auch Schwarz, teilen die Mitarbeiter von Trachten Unterseher mit. Die Damen tragen bei „Beo“ und „Dirndl und Stenz“ außerdem Bordeaux und bei Karl Jäger auch noch viel Pastell, die Trendfarben aus dem Frühling. In der Boutique Beo sieht man obendrein viele romantische Blumen- und Rankenmuster auf den Dirndlstoffen.
Trachten-Fauxpas, die
man vermeiden sollte
Jedes Jahr werden auch die Trachten No-Gos diskutiert. Besonders die Schuhwahl ist vielen ein Dorn im Auge. Doch die Rosenheimer Trachten-Experten sind sich einig: So streng ist das gar nicht. Einen lässigen, gepflegten Sneaker könne man auch mal zu Lederhosen oder zum Dirndl kombinieren, findet Maria Reiter von der „Boutique Beo“. „Ein schöner Sneaker in Lederoptik ist zur Lederhosen super“, sagt auch Paul Unterseher.
Viel wichtiger sei sowieso die richtige Länge von Dirndl und Lederhosen: Dirndl sollten laut den Rosenheimer Trachtenexperten unters Knie gehen und Lederhosen darüber. „Was ich finde, was gar nicht geht, ist, wenn bei den Damen die Schürze länger als das Gewand ist“, betont Maria Reiter.