Einguter Platz

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Im überfüllten Biergarten sucht eine Familie noch einen Platz. Der Vater läuft geschäftig voraus und scannt mit seinem Blick die Tische, aber alle sind belegt. Die Mutter schaut schon etwas genervt, die Kinder werden bereits ungeduldig. Schließlich fragt der Vater zaghaft: „Ist hier noch frei?“ Ein freundliches Nicken und alle sind erleichtert. Ein guter Platz hat sich ergeben, weil andere einen Raum eröffnet haben und zusammengerückt sind. Es ist wie im richtigen Leben.

Wie oft meinen wir, uns einen Platz erkämpfen zu müssen. Ob im Kindergarten, in der Schule, im Beruf oder anderswo. Es steht uns schließlich zu. Jesus greift dieses Phänomen an einer Stelle der Bibel auf und erzählt von einer Situation, in der sich viele wiederfinden: Wer bei einer Einladung von sich aus den Ehrenplatz einnimmt, kann leicht beschämt werden. Wer aber den hinteren Platz wählt, den bittet der Gastgeber manchmal nach vorne.

Das klingt paradox und ist doch oft Realität. Der beste Platz ist keiner, den man sich selber schnappt. Er wird einem zugesprochen. Er ist Geschenk und manchmal sitzt man plötzlich genau da, wo man spürt, hier bin ich richtig. Bei Freunden, die zuhören. In einer Aufgabe, die Sinn stiftet. Am Krankenbett, wo Zeit und Nähe wichtiger sind als viele Worte. Es ist befreiend zu wissen: Ich muss nicht ständig kämpfen, mich beweisen und meinen Stuhl reservieren. Wenn ich anderen Raum gebe, wird auch mir ein Platz geschenkt. Der beste Platz ist immer dort, wo man mit offenem Herzen sitzt und anderen ein Stück Platz freimacht.