Rosenheim – Er war vorgeladen, sollte sich am Amtsgericht in Rosenheim wegen Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten. Doch Bernd F. erschien einfach nicht zu seinem Termin am 27. Juli 2025: Der mutmaßliche Reichsbürger zog es vor, die Region Rosenheim zu verlassen und unterzutauchen.
Das war vor gut vier Wochen. Jetzt ist Bernd F. wieder da – genauer: in der JVA Traunstein. Zielfahnder des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd hatten den Gesuchten in der Umgebung von Aschaffenburg (Unterfranken) lokalisiert, nachdem Bernd F. zur Fahndung ausgeschrieben worden war. „Baldmöglichst“ sei nunmehr mit einem neuen Termin für die Verhandlung zu rechnen, sagt sein Verteidiger Harald Baumgärtl, „womöglich noch im September“.
Bernd F.s Fall zieht sich. Es war im Februar 2022, als die Polizei frühmorgens seine Wohnung stürmte und Datenträger mitnahm. Bernd F., so der Verdacht der Ermittler, soll eine Telegram-Gruppe mit dem Namen „King Ather reveals“ aufgezogen haben, in der Verschwörungstheorien geteilt, der Holocaust geleugnet und womöglich auch zur Gewalt aufgerufen wurde.
Über 1000 Mitglieder, auch aus Österreich, soll die Gruppe umfasst haben. Die Ermittlungen gestalteten sich kompliziert.
Auch weil die Ermittler sicher klären wollten, welche Posts und Chatbeiträge zweifellos dem Rosenheimer zugeordnet werden können. Nachdem Bernd F. nicht vor Gericht erschienen war, wurde er zur Fahndung ausgeschrieben.
Zielfahnder der Kriminalpolizei in Rosenheim durchleuchteten das Umfeld des untergetauchten Mannes – und wurden schließlich in Unterfranken fündig. Beamte des Polizeipräsidiums in Würzburg und der Polizeiinspektion Aschaffenburg verhafteten den Mann.
Er sei in einem Privathaushalt angetroffen worden und habe sich widerstandslos die Handschellen anlegen lassen. Untergebracht war der Mann zunächst in der JVA Aschaffenburg, bevor er nach Traunstein verlegt wurde.
Nähere Angaben etwa zur Arbeit der Zielfahnder könne man aus ermittlungstaktischen Gründen nicht machen, hieß es übereinstimmend aus den Polizeipräsidien Unterfranken und Oberbayern Süd. Es habe sich aber eher um Ermittlungsroutine gehandelt – Bernd F. scheint es den Fahndern nicht so schwer gemacht zu haben.
Wie Bernd F. darüber denkt? Vermutlich wähnt er sich in den Händen einer privaten Sicherheitsfirma. Auf Facebook fabulierte der Mann von „Polizei-Söldnern“. In anderen Posts berichtet der Rosenheimer von angeblichen Enthüllungen zur deutschen Geschichte. Auch für Reichsbürger typische Verschwörungstheorien sollen ihm zuzuschreiben sein.
Was vor Gericht keine Rolle spielen wird, ist der Versuch, in Unterfranken unterzutauchen.
Dass sich Bernd F. der Verhandlung entzogen habe, sei keine Straftat, sagte Verteidiger Harald Baumgärtl dem OVB, „es wird die Strafe nicht verschärfen – falls es zu einer Verurteilung kommt.“