Vom Mäzen zum Welterbe

von Redaktion

„Ohne seine Illusionen wäre Bayern ärmer“: Festakt für Ludwig II. in Prien

Prien – „Es ist ein schöner Anlass, einen Geburtstag zu feiern, vor allem einen 180.. Wer hat schon das Glück, dass man einen Geburtstag so lange in Erinnerung hält und regelmäßig feiert?“ Mit diesen Worten eröffnete Prinz Luitpold von Bayern seine Festrede beim Festakt zum 180. Geburtstag von König Ludwig II. an den Priener Schären. Wie an vielen Plätzen in Bayern gedachten auch die Priener dem Märchenkönig mit einer Feier an seinem Denkmal am Chiemseeufer.

Schon eine Stunde vorher spielte die Mühlbach-Musi vor Ort auf und die Auftritte der Aktiven des Priener Trachtenvereins und der Priener Goaßlschnalzer lockten schnell über 100 Menschen an die Schären, bevor der Festzug mit Ehrengästen, Fahnenabordnungen und Vertretern der Ortsvereine angeführt von der Priener Blaskapelle am Denkmal eintraf.

Eindrucksvolles
Vermächtnis

„Wenn wir den Blick über den See hinüber zu Schloss Herrenchiemsee schweifen lassen, sehen wir ein eindrucksvolles Vermächtnis Ludwigs II. – ein Bauwerk, das seine unvergleichliche Vision, seine Liebe zur Kunst und seine Sehnsucht nach Schönheit und seine ewige Suche nach Idealen auf so einzigartige Weise verkörpert“, so hatte Andreas Friedrich die Feierlichkeiten eröffnet. König Ludwig sei ein Mann gewesen, „der in einer oft nüchternen Welt Räume für Poesie, für Musik, für Kunst und für das Außergewöhnliche schuf“. Diese Idee der Einheit von Kultur, Ästhetik und Natur hat Generationen überdauert und so wurden die Königsschlösser vor wenigen Wochen in das UNESCO-Welterbe aufgenommen. Diese Auszeichnung bedeute aber auch die Verantwortung, dieses kostbare Erbe zu bewahren und lebendig zu halten.

In Prien sei die Verwurzelung in der Geschichte stark und deshalb freute sich Andreas Friedrich ganz besonders, Seine Königliche Hoheit, Prinz Luitpold von Bayern als Ehrengast und Festredner begrüßen zu dürfen.

In seiner Ansprache gab Prinz Luitpold einen Einblick in das Leben von Ludwig II, „einer Persönlichkeit, die aber auch die Leute gespalten hat“. Über keinen König auf der Welt sei nur annähernd so viel geschrieben worden, in über 4000 Publikationen, „und leider auch viel Blödsinn“.

Prinz Luitpold gab einen Einblick in das Leben des schillernden Monarchen. In seiner kurzen Regierungszeit habe Ludwig II. viel bewegt. Er war ein Mäzen, förderte und forderte die Wissenschaftler, das erste Elektrokraftwerk der Welt wurde in Linderhof gebaut, fünf Jahre vor der offiziellen Erfindung der Glühbirne. Der Musikgeschichte hätte wahrscheinlich ein Richard Wagner mit seinen innovativen Ideen gefehlt, hätte Ludwig II. hier nicht als Mäzen gewirkt. Auch wenn Prinz Luitpold lachend anmerkte, dass ihm nicht jedes Wagner-Stück gefällt. Seinem größten Feind würde er sofort eine Stehkarte für „den Ring“ (der Nibelungen) schenken. Auch die Gründungen der TU München und Weihenstephan gingen auf das Konto von König Ludwig II.

Besonders wichtig war es Prinz Luitpold, in seiner Ansprache richtigzustellen, dass keine Staatsgelder in den Bau der Ludwig-Schlösser geflossen seien. Ludwig II. hatte ausschließlich mit eigenen Mitteln und später mit Krediten, für die die Familie gebürgt hatte, seine Bauten finanziert. Diese Darlehen wurden von der königlichen Familie bis 1920 vollständig zurückgezahlt.

Von den weiteren Ehrengästen, den Bezirksräten Marianne Loferer und Mathias Eckerl, den Ehrenbürgern Renate Hof und Michael Anner junior und Friedrich von Daumiller, Vorsitzender der Freunde Herrenchiemsee, ergriff Landrat Otto Lederer das Wort. Er erinnerte, dass nach dem Zweiten Weltkrieg das Schloss Neuschwanstein im Life Magazine Symbol des neuen Deutschland wurde und dass Ludwig II. immer noch populär sei. „Wenn zu einem 180. Geburtstag so viele Menschen kommen, müsse diese Persönlichkeit deutliche Spuren hinterlassen haben. Ohne seine Wirklichkeit gewordenen Illusionen wäre Bayern heute bedeutend ärmer!“, so Landrat Otto Lederer. Er zitierte Albaniens Premierminister Edi Rama bei der Eröffnung der Herrenchiemsee Festspiele: „Ludwig II. wurde als verrückter König bezeichnet. Wir sollten in Europa alle etwas verrückt sein, an die Schönheit glauben und zum Herzstück Europas machen.“

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