Details zu SEK-Einsatz in Ruhpolding: 46-Jähriger kurz vorher schon auffällig

von Redaktion

Mann randaliert in therapeutischer Einrichtung – Polizei erläutert umsichtiges Vorgehen – Verweis auf individuellen Hilfeplan

Ruhpolding – Große Aufregung herrschte am vergangenen Montag in Ruhpolding, als das Sondereinsatz-Kommando (SEK) der Polizei aus München anrückte, um eine potenzielle Gefahrenlage zu entschärfen (wir berichteten).

Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in einer Pressemitteilung schreibt, randalierte ein 46-jähriger Mann in einer therapeutischen Wohneinrichtung und drohte damit, anderen etwas anzutun. Dabei war nicht klar, ob der Mann, ein Deutscher, bewaffnet war oder nicht.

„Es gab schon mal einen Einsatz mit ihm, da hatte er ein Messer dabei und die Kollegen mussten ihn mit gezogener Dienstwaffe auffordern, das Messer wegzulegen“, erläutert Stefan Sonntag, Teamleiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, im OVB-Gespräch weitere Hintergründe. „Solche Infos sind für uns natürlich wichtig, um besonders vorsichtig vorzugehen“, so Sonntag weiter. Als die Polizei vor Ort war, vergewisserten die Beamten sich zunächst, dass aus dem Gebäude auch wirklich alle draußen waren. Der Mann wurde vom SEK aus dem Zimmer geholt und in der Folge in ein psychiatrisches Krankenhaus überstellt. „Allgemein nehmen wir Rücksicht auf persönliche Umstände und versuchen grundsätzlich immer Kontakt aufzunehmen, um ein gutes Ende herbeizuführen. Deshalb ist die Verhandlungsgruppe auch immer dabei“, so der Polizei-Pressesprecher und ergänzt: „Wenn das nicht gelingt, muss hin und wieder Option zwei durch unsere Spezialkräfte, durch das SEK, gezogen werden und die Lage anders beendet werden.“ Stationiert ist das SEK in München. „Sobald unsere Einsatzleiter sehen, dass das SEK gebraucht wird, werden die Kollegen über die Einsatzzentrale angefordert“, erklärt Sonntag und fügt hinzu: „Die sind dann in der Regel sehr viel schneller hier, als normale Autofahrer von München nach Rosenheim.“

Auch eine verantwortliche Person aus dem betroffenen Haus äußert sich gegenüber dem OVB, möchte aber zum Schutz der Menschen vor Ort nicht genannt werden. „Die auffällige Person lebte in einer Wohngemeinschaft und war nicht in einer stationären Einrichtung untergebracht. In dem Haus leben Menschen, die wenig Begleitung brauchen, aber psychische Episoden haben“, stellt die Person klar und bestätigt, dass es mit dem 46-Jährigen zum zweiten Mal in einer Woche einen Vorfall gab.

Zur SEK-Situation: „Wenn da einer in so einer Lage aus dem Fenster schaut und viele Gewehre auf einen gerichtet sind, trägt das nicht zur Deeskalation vor Ort bei. Aber wie gesagt, rückwirkend, kann ich die Entscheidung, das SEK zur Hilfe zu holen, total nachvollziehen.“ In den Wohngemeinschaften leben ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Zielen.

Fachkräfte wie Sozialpädagogen sind für die Betreuung vor Ort angestellt: „Es gibt für jede Person einen individuellen Hilfeplan. Bei manchen geht es vorrangig um Gesundheit, bei einem um Arbeit, bei einer darum, alleine zu leben oder um Gemeinschaft.“Patrick Nägele

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