Rosenheim – Der Blick in den Geldbeutel kann auf dem Rosenheimer Herbstfest schnell zum Verhängnis werden. Wenn dort gähnende Leere herrscht, dann ist der Abend meistens vorbei. Rettung in der Not kann in solchen Fällen die Kreditkarte oder das Smartphone werden, mit denen digital bezahlt wird. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die andere Seite diese Zahlungsmethode anbietet. Und genau das ist auf Festen manchmal so eine Sache.
„Auf Volksfesten ist Bargeld immer noch die Nummer eins“, sagt Klaus Hertreiter, Geschäftsführer vom Wirtschaftlichen Verband. Allerdings – auch das betont der Herbstfest-Chef – kann man auf dem Rosenheimer Herbstfest auf verschiedene Arten bezahlen. „Wir sind dabei, das digitale Bezahlen nach und nach zu ermöglichen, da passiert zurzeit sehr viel“, sagt Hertreiter. Auch, weil die Nachfrage immer größer werde. Und wenn man mitbekomme, dass viele Leute inzwischen so zahlen wollen, müsse man sich dem auch annehmen, macht er deutlich.
Dem Wirtschaftlichen Verband sei deshalb daran gelegen, dass digitale Bezahlmöglichkeiten auf der Wiesn immer mehr angeboten werden. Komplett auf das Bargeld zu verzichten, sei bislang aber auch nicht der richtige Weg. „Es kann ja auch sein, dass die Geräte der Betriebe plötzlich kaputt sind und dann könnten sie so lange nichts mehr verkaufen“, gibt der Herbstfest-Chef zu bedenken. Dennoch gebe es auf der Rosenheimer Wiesn schon einige Betriebe, bei denen mit Karte oder Handy bezahlt werden kann, andere seien gerade dabei, es umzusetzen und wieder andere seien „etwas zögerlich“.
Zum Beispiel habe in diesem Jahr ein Autoscooter-Betrieb einen Ticketautomaten dabei, an dem die Besucher ihre Fahrchips digital kaufen können. Da brauche es nicht mal mehr eine Kasse für die Chips. „Es ist bei dem Thema auf jeden Fall Bewegung drin“, sagt Hertreiter. Nicht nur bei den Fahrgeschäften und Imbissbuden, sondern auch bei den größeren Gastro-Betrieben.
Im Proseccostadl ist das digitale Bezahlen sogar schon seit einigen Jahren möglich. „Wir waren einer der Vorreiter und einer der ersten Betriebe auf dem Herbstfest, was das betrifft“, sagt Silvy Schmidt aus dem Betreiber-Team. Inzwischen könne das Glas Wein, der Prosecco oder auch der Gin mit „allen Zahlmöglichkeiten“ gekauft werden – von der Kreditkarte über Apple Pay bis zu Google Pay, sagt auch Schmidts Kollege Franz Stettner. Bargeld gehe aber natürlich auch. Dennoch sei es wichtig, mit dem Fortschritt mitzugehen, betont Silvy Schmidt.
Wer eine Fischsemmel oder Backfisch möchte, der braucht auch nicht zwingend Bargeld dabei zu haben. „Wir haben schon seit ein paar Jahren ein komplett digitalisiertes Kassensystem“, sagt Christian von Bentzel, Geschäftsführer der Fischbraterei Bierbichler. An den zwölf Kassen könnten die Gäste mit EC-Karte, Kreditkarte, aber auch mit dem Handy bezahlen. Heuer sei zudem neu, dass auch die Gutscheine digital geworden sind. „Wir arbeiten auf den Gutscheinen mit QRCodes, die an den Kassen über ein Lesegerät eingelöst werden können“, erklärt der Geschäftsführer.
Ähnlich ist es auch beim Feurigen Tatzlwurm. „Wir bieten größtmögliche Freiheit beim Bezahlen“, sagt Andreas Kiesl, Geschäftsführer vom Tatzlwurm. Und das sei schon seit vielen Jahren so. Die Servicekräfte könnten sämtliche Zahlungsmöglichkeiten, darunter auch Biermarken der Flötzinger Brauerei, annehmen. Das gelte für alle Bestellungen, Beschränkungen gebe es keine. „Auch dann nicht, wenn direkt am Tisch oder im Biergarten nur ein Getränk bestellt wird“, betont Kiesl.
Im Flötzinger-Zelt kann die Mass Bier, andere Getränke und die Speisen in fast allen Fällen nicht mit Karte am Tisch bezahlt werden. „Aktuell gibt es dafür keinen Bedarf“, sagt Flötzinger-Geschäftsführer Lorenz Stiglauer. Er betont aber auch, dass nicht auszuschließen ist, dass das digitale Bezahlen auch mal im Bierzelt kommt. Bislang funktioniere es aber ohne – die gängigen Bezahlmethoden im Zelt seien Bargeld und Wertmarken. Zudem es im Umfeld des Zeltes auch mehrere Geldautomaten gibt.
Dennoch gebe es aber auch im Flötzinger-Zelt Möglichkeiten, den Wiesn-Besuch digital zu bezahlen. „In den Boxen gibt es bei den Bedingungen Kartenlesegeräte“, sagt Stiglauer. Bei größeren Bestellungen – zum Beispiel Firmenevents – könne mit der Karte auch im Zelt-Büro bezahlt werden. Bei „kleineren“ Bestellungen sei der Zeitaufwand dafür aber zu hoch, sagt der Geschäftsführer.
Genauso ist es auch in der Auerbräu Festhalle. Der einfachste Weg zu Bier und Hendl seien nach wie vor Bargeld oder die Biermarken und Wertgutscheine. Eine Kartenzahlung am Tisch ist nicht möglich, sagt eine Mitarbeiterin der Auerbräu Brauerei. Dabei müsse man auch immer bedenken, dass die rund 130 Servicekräfte mit einem Kartenlesegerät ausgestattet werden müssen. Dennoch können auch in der Festhalle größere Rechnungen mit der Karte im Büro bezahlt werden. Und wem das Geld doch mal ausgehe, der finde auch dort Geldautomaten, versichert die Mitarbeiterin.