Samerberg – Gut möglich, dass es zum nächsten Hochzeitstag ein Geschenk von der Ehefrau an ihren Gatten gibt: einen Strauß Vergissmeinnicht. Denn was sich am frühen Morgen des Freitags, 5. September, auf der Salzburger Autobahn Richtung München abspielte, überraschte sogar die Polizei, die hinterher von einem „ungewöhnlichen Vorfall“ sprach: Ein Mann (47) vergaß nach einer Rast einfach seine Frau (44).
Es darf tatsächlich von „vergessen“ ausgegangen werden, dem Vorgang lag keine tiefere oder gar geplante Ursache zugrunde. Der Mann wollte laut Polizei seine Frau nicht loswerden, sie sprach von einer guten und erprobten Ehe.
Demnach lebt der 47-jährige türkische Staatsbürger seit 20 Jahren „glücklich“ mit seiner Frau in Frankreich. Jedenfalls waren die beiden gegen 3.30 Uhr Richtung Westen unterwegs, als der Mann das Auto für eine kurze Pause von der Autobahn zur Tankstelle am Samerberg lenkte. Anschließend fuhr er wieder auf die Autobahn – ohne seine Frau. Der Mann muss tief in Gedanken versunken gewesen sein, so liest es sich bei der Polizei: „Erst einige Minuten später fiel ihm das Fehlen seiner Beifahrerin auf.“ An der Tank- und Rastanlage Holzkirchen Nord fuhr der Mann raus und teilte einem Mitarbeiter der Tankstelle seinen Verlust mit.
Und der verständigte die Autobahnpolizei Holzkirchen. „Der Ehemann war völlig aufgelöst und so durch den Wind, dass eine Weiterfahrt zunächst nicht mehr möglich war“, berichtet die Polizei.
Eine Zivilstreife der GPI Raubling konnte die vermisste Frau schließlich wohlbehalten an der Tankstelle am Samerberg antreffen. Nach einer kurzen Klärung der Situation wurde sie wieder mit ihrem Ehemann zusammengeführt.
Die Weiterreise in die Heimat war nach einer weiteren Pause an der Tankstelle gesichert. Der Ehemann hatte sich mittlerweile beruhigt.
Dass Menschen zurückgelassen werden, sei über weite Abschnitte des Jahres seltener, sagt Dienststellenleiter Michael Janski. Allerdings sei das Phänomen häufiger in der Reisezeit zu beobachten. „Allein hier in Holzkirchen spielte sich das Phänomen in den letzten zwei Wochen zweimal ab“, sagt Janski.
„Vor ein paar Tagen hatten wir davon berichtet, dass eine vierköpfige Familie nach dem Tankstopp einen der beiden Söhne zurückgelassen hatte.“ Typischer seien die Fälle, in denen ein Streit des Fahrers mit einem weiteren Fahrzeuginsassen so ende, dass einer das Fahrzeug verlasse.
Das sei bei dem Paar sicher nicht der Fall gewesen, schließlich habe der Mann seine Frau ja vermisst. „Es ist uns soweit vermittelt worden, dass dem Ausstieg aus dem Auto kein Streit vorangegangen war“, sagt Janski mit einem Augenzwinkern.
Die Polizei äußert daher diese dringende Bitte für den Rückweg aus den Ferien: „Bitte prüfen Sie vor der Weiterfahrt nicht nur Tankanzeige und Ölstand, sondern auch, ob Ihre Mitreisenden wieder an Bord sind!“ Michael Weiser