„Das ist der schönste Platz der Welt“

von Redaktion

Jeder erlebt das Rosenheimer Herbstfest anders. Roland Merk, der Dirigent der Dreder Musi, und Josef Niedermeier, die erste Klarinette, nehmen die fünfte Jahreszeit nochmals anders wahr: auf der Bühne des Flötzinger Zelts. So wählt die Wiesn-Band die Lieder für die 16 Tage auf der Loretowiese aus.

Rosenheim – Es ist die zweite und letzte Woche des Rosenheimer Herbstfests 2025. Bei manchen haben die vergangenen Wiesn-Tage schon ihre Spuren hinterlassen, unter anderem in Form von heiseren Stimmen. Das wäre für Roland Merk als Dirigent und einer der Sänger der Dreder Musi fatal, schließlich tritt er jeden Abend im Flötzinger Bierzelt auf.

Seit 41 Jahren
auf der Bühne

Merk steht dort schon seit 41 Jahren auf der Bühne. Davon 36 Jahre als Dirigent der Dreder Musi. Er sei eigentlich eher zurückhaltend, doch auf der Bühne blühe er total auf: „Das ist für mich der schönste Platz der Welt.“ Dort zeigt er an, welches Lied als nächstes gespielt wird, denn eine feste Reihenfolge gibt es nicht. „Ich entscheide ständig spontan, was gespielt wird. Ich schaue, was die Leute möchten und dann wird das gespielt“, sagt Merk.

Beim Auswählen des nächsten Liedes helfe ihm vor allem seine Erfahrung, aber auch Intuition. Dadurch müsse er sich nur das Publikum anschauen und wisse, was die Dreder Musi als nächstes spielt. „Das ist grundsätzlich von der Tageszeit abhängig, aber auch vom Zeltablauf: was machen die Bedienungen, sind sie mit dem Essen durch? Dann kann man Gas geben“, erklärt Merk. Wenn er sich mal nicht sicher sei, habe er aber auch erfahrene Band-Kollegen, mit denen er sich dann austausche.

Die Dreder Musi kann dabei auf ein Repertoire aus 500 bis 700 verschiedenen Liedern zurückgreifen. „Es werden immer wieder Noten neu hinzugefügt und auch aussortiert, sonst könnte man die Notenmappen nicht mehr tragen“, sagt Josef Niedermeier. Er ist seit 45 Jahren bei der Dreder Musi und spielt genauso lange schon auf dem Rosenheimer Herbstfest. Er habe einen Pilotenkoffer, den man sich wie eine große Aktentasche vorstellen kann, der randvoll mit Noten sei.

Die Noten sind für seine zwei Instrumente: das Saxofon und die Klarinette. Bei der Dreder Musi ist er auch oft die erste Klarinette, doch nicht mehr so häufig wie früher. Mit seinen 63 Jahren lässt er den Jüngeren den Vortritt und spielt heuer nur zweieinhalb Tage auf dem Herbstfest. „Ich spiele auch nicht mehr so viel, weil es von meiner Arbeit her nicht geht“, sagt Niedermeier. Er ist Hausmeister und muss in der Herbstfest-Zeit alles für das neue Schuljahr vorbereiten.

Die Dreder Musi hat für das Herbstfest keine direkte Vorbereitung. „Wir spielen den ganzen Sommer fast jedes Wochenende auf den verschiedensten Festen. Ich finde, das ist die beste Vorbereitung“, sagt Merk. Trotzdem studieren sie die besonderen Schlager direkt vor dem Herbstfest nochmal ein. Außerdem würden sie nach den neuen Liedern schauen, welche aktuell gefragt sind.

So spielt die Dreder Musi auch jedes Jahr den aktuellen Wiesn-Hit. „Der kristallisiert sich manchmal schon am Anfang vom Jahr raus, teils aber auch erst kurz vorm Herbstfest“, sagt Merk. Laut dem Dirigenten ist dieses Jahr Bella Napoli von Roy Bianco und die Abbrunzati Boys „der Renner“. Ein Heimspiel für die Dreder Musi, schließlich spielen sie das Lied schon seit drei Jahren auf dem Herbstfest. „Die Fans von Roy Bianco und die Abbrunzati Boys haben damals große Augen gehabt, als wir das die ersten Male gespielt haben. Da war das noch nicht so bekannt wie jetzt“, erzählt Merk.

Aber auch das Lied Wackelkontakt vom Oimara ist dieses Jahr sehr beliebt, sagt Merk. Es gehört auch zu seinen Favoriten. „Ich mag das Lied einfach, weil es so lustig ist. Was aber auch nach wie vor zieht, ist Cordula Grün“, erzählt er. Doch ebenso die Blasmusik begeistert ihn immer wieder. Denn auch das spielt die Dreder Musi auf dem Herbstfest. Unter der Woche sind sie ab 15 Uhr für die Musik im Flötzinger Zelt zuständig, am Wochenende schon ab 14 Uhr. „Wir spielen in den zwei Wochen 140 Stunden. Insgesamt verbringen wir in der Herbstfestzeit über 200 Stunden auf der Loretowiese“, sagt Merk. Denn die Musiker sind bereits eine Stunde vor Spielbeginn im Zelt: sich vorbereiten. Merk richte auch alles her, dass die Musiker ihr Essen bekommen. „Es ist wichtig, frühzeitig da zu sein, damit man mental in den richtigen Zustand kommt. Hektisch zu sein, ist nicht förderlich“, erklärt Merk.

Immer noch
Lampenfieber

Merk und Niedermeier sind beide seit über 40 Jahren bei der Dreder Musi dabei und haben dadurch eine gewisse Routine, trotzdem seien sie manchmal noch aufgeregt. „Es ist das schönste Fest im ganzen Jahr. Im Vorfeld bin ich nervös und habe Lampenfieber“, sagt Merk. Doch wenn es am ersten Tag losgeht, verfliege das alles. Niedermeier habe Respekt vor den Auftritten, doch aufgeregt sei er dieses Jahr vor allem bei der Ehrung gewesen. „Das ist eine riesengroße Ehre. Ich habe mich total gefreut und das ist eine tolle Anerkennung von der Flötzinger Brauerei“, sagt Niedermeier, der für 45 Jahre bei der Dreder Musi und auf der Bühne im Flötzinger Zelt geehrt wurde. „Die lange Zusammenarbeit mit der Dreder Musi ist durch Vertrauen und Respekt geprägt“, sagt Lorenz Stiglauer, Geschäftsführer der Flötzinger Brauerei. Das Flötzinger Festzelt sei ohne die Dreder Musi nicht das Gleiche. Denn diese Tradition würde das Flötzinger zu dem machen, wie man es kenne: etwas ganz Besonderem.

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