Rosenheim will noch kinderfreundlicher werden

von Redaktion

Kreistag beschließt Teilnahme am Zertifizierungsverfahren – Prozess zieht sich über fünf Jahre hin

Rosenheim – Das Wohl von Kindern und Jugendlichen ist ein zentraler Standortfaktor für einen zukunftsfähigen und lebendigen Landkreis Rosenheim. Eine große Mehrheit im Rosenheimer Kreistag sieht das so und beschloss die Teilnahme des Landratsamtes Rosenheim an einem fünfjährigen Zertifizierungsverfahren. An dessen Ende soll der Erwerb des Siegels „Kinderfreundliche Kommune“ stehen.

Der Abstimmung ging eine intensive, teilweise emotional geführte Debatte voraus, an der sich 17 Kreisräte beteiligten. Landrat Otto Lederer meinte am Ende: „Ich habe herausgehört, dass unser Jugendamt gute Arbeit leistet und gut aufgestellt ist.“ Weiter sagte der Landrat, aus dem Jugendamt heraus sei der Wunsch an ihn herangetragen worden, mit Expertise von außen festzustellen, wo man sich noch verbessern könne. „Wir geben über 50 Millionen Euro für Jugendhilfeleistungen aus. Wenn wir es schaffen, unsere Prozesse zu optimieren, effektiver werden, dann hat es sich rentiert.“ Dem schloss sich die Mehrheit der Kreisrätinnen und Kreisräte an und stimmte mit 49 Ja-Stimmen für den Beschlussvorschlag. Dagegen gab es elf Stimmen.

Bei dem Zertifizierungsverfahren wird das Landratsamt Rosenheim vom Verein „Kinderfreundliche Kommune“ begleitet. Als Vertreter des Vereins sprach Programmleiter Sönke Deitlaff im Kreistag. Gemeinsames Ziel soll es sein, die kommunalen Angebote Planungen und Strukturen im Sinne der Kinderrechte zu verbessern. Um dies zu erreichen, sind unter anderem eine Bestandsaufnahme in der Verwaltung, eine Befragung von Kindern und die Erarbeitung und Umsetzung eines Aktionsplanes vorgesehen.

Die Teilnahme an dem Programm bietet dem Landratsamt Rosenheim die Möglichkeit, vorhandene Angebote sach- und fachgerecht zu bewerten, Synergien zu stärken und Fördermöglichkeiten gezielter zu nutzen. Für das Zertifizierungsverfahren fallen pro Jahr Kosten in Höhe von 21000 Euro an.

Das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ wird seit 2012 vergeben, bisher ausschließlich an Städte und Gemeinden. Für Landkreise besteht diese Möglichkeit erst seit dem vergangenen Jahr. Mit dem Beschluss des Rosenheimer Kreistages ist der Landkreis Rosenheim, nach den Landkreisen Stade und Schaumburg in Niedersachsen, erst der dritte in der Bundesrepublik, der sich dem Zertifizierungsverfahren stellt.

Ob es sich lohnt, wollte 2020 das Institut der deutschen Wirtschaft wissen und befragte 123 Kommunen, welche Auswirkungen durch die Stärkung der Kinderrechte spürbar sind. Wie Sönke Deitlaff vom Verein „Kinderfreundliche Kommune“ berichtete, wurde unter anderem festgestellt, dass in knapp 86 Prozent der Städte und Gemeinden jüngere Personen beziehungsweise Familien zuziehen. In 70 Prozent der befragten Kommunen nahm die Zahl der Arbeitsplätze zu, und in knapp 62 Prozent wurde bei den unter 25-Jährigen ein Rückgang der Arbeitslosenzahlen festgestellt.

Im Landkreis Rosenheim leben 45000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, davon 6000 Kinder unter sechs Jahren. Sie stellen einen Anteil von 17 Prozent an der Gesamtbevölkerung dar. Zum Vergleich, die Bürgerinnen und Bürger über 65 Jahren stellen 23 Prozent.

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