Rosenheim – Herbert Unterreiner ist der Meister der Zahlen. Der Schulamtsdirektor erstellt Excel-Tabellen, analysiert Zahlen und weiß genau, wie viele Schüler die Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis Rosenheim besuchen. „Es gibt auch für das kommende Jahr einen Anstieg“, sagt er gleich zu Beginn seiner Präsentation.
Wie in jedem Jahr hatten er und seine Kollegen auch heuer wieder zu einer Pressekonferenz eingeladen. Anderthalb Stunden lang wurden die wichtigsten Informationen vorgestellt. Insgesamt rechnen die Experten für das kommende Schuljahr mit 18911 Schülern. 15337 davon besuchen die Grund- und Mittelschulen im Landkreis, 3574 die Einrichtungen in der Stadt Rosenheim. „Das bedeutet einen Zuwachs von 329 Schülern. Das ist quasi eine komplette Grundschule“, sagt Unterreiner. Zum Vergleich: Im vergangenen Schuljahr besuchten insgesamt 18582 Kinder die Grund- und Mittelschulen. Für die Schulen im Landkreis bedeutet das einen Anstieg um 271 Schüler, in der Stadt um 57. Die neuen Schüler müssen jetzt auf die vorhandenen Schulen verteilt werden.
15 Klassen mehr
als im Vorjahr
Die Folge: Im Landkreis ist die Zahl der Klassen von 711 auf 721 gestiegen, in der Stadt Rosenheim von 162 auf 165. „Wir haben 15 Klassen mehr als noch im Vorjahr“, erklärt Unterreiner.
Er nutzte die Gelegenheit, um einen differenzierten Blick auf die Grundschüler zu werfen. Auch hier sehe man einen deutlichen Anstieg der Zahlen. Während es im vergangenen Jahr 12958 Grundschüler in Stadt und Landkreis gab, sind es heuer 13143. Die Zahl der Grundschulklassen stieg von 585 auf 599.
Trotz der steigenden Zahlen sei es jedoch gelungen, die Klassenstärken zu senken. Der Durchschnitt liege bei 21,94. Heißt: In einer Grundschulklasse sitzen im Schnitt 22 Schüler. Überraschend sei für Unterreiner die Zahl der Erstklässler gewesen, die eine Tendenz für die kommenden Jahre vorgeben. „Die Schülerzahl ist zurückgegangen, vor allem in der Stadt Rosenheim“, sagt der Schulamtsdirektor. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt diese Aussage.
Während es im vergangenen Jahr 3338 Erstklässler in Stadt und Landkreis gegeben hat, sind es heuer nur 3261. In der Stadt Rosenheim ist die Zahl von 635 auf 574 gesunken, im Landkreis von 2703 auf 2687. Ursache dafür sind laut Schulamtsdirektorin Angelika Elsner die rückläufigen Geburtenzahlen.
Ein etwas anderes Bild zeigt sich, wenn man auf den Mittelschulbereich schaut. „Hier gab es einen Zuwachs“, sagt Unterreiner. So sind die Zahlen in diesem Schuljahr von 5625 auf 5768 angestiegen. „Wir haben eine Klasse mehr als im vergangenen Jahr, zudem ist die Klassenstärke etwas angestiegen“, erklärt Unterreiner. Im Schnitt sitzen in der Klassen an den Mittelschulen in Stadt und Landkreis rund 20 Schüler. „Das ist ein vernünftiger Schnitt, mit dem man gut arbeiten kann“, sagt Unterreiner.
Migration und
Zuzug als Faktoren
In diesem Zusammenhang erinnert er aber auch daran, dass es Klassen gibt, die deutlich kleiner sind und welche, die mit 30 Schülern pro Klasse deutlich größer sind. Vorgaben, wie hoch die Zahl in den Mittelschulklassen sein darf, gibt es nicht. Anders als in der Grundschule. „Bei 29 muss die Klasse geteilt werden“, sagt der Schulamtsdirektor. In den Mittelschulen wird versucht zu vermeiden, dass in einer Klasse mehr als 30 Schüler sind. „Das wäre sonst eine Belastung für Lehrer und Schüler“, so Unterreiner.
Insgesamt gibt es seit 2020 1633 Schüler mehr an den Grund- und Mittelschulen. „Das entspricht quasi drei großen Mittelschulen“, sagt Unterreiner. 84,7 Prozent der Grundschüler sind in Klassen mit 25 oder weniger Schülern. Bei den Mittelschülern sind es 87,4 Prozent. Der Grund für den Anstieg der Schülerzahlen sieht Unterreiner in den hohen Geburtenzahlen der älteren Jahrgänge und der Migration. Zudem seien Schüler aus anderen Bundesländern nach Bayern gezogen. „Wir sind nun mal eine attraktive Region“, sagt er.
Zuständig für die 18911 Grund- und Mittelschüler sind insgesamt über 1730 Lehrer – mit Förderlehrern, Religionslehrern, Substitutionskräften und den sogenannten „mobilen Reserven“. Damit gemeint sind die Kräfte, die beispielsweise im Krankheitsfall einspringen. Und genau hier fangen die Probleme an. Denn für das kommende Schuljahr gibt es weniger mobile Reserven als noch im Vorjahr. „Wir brauchten zehn zusätzliche Lehrer, um den Pflichtunterricht abzudecken“, erklärt Schulamtsdirektor Wolfgang Baumann. Heißt im Umkehrschluss: Wenn die Grippewelle anrollt, könnte es passieren, dass einige Klassen plötzlich ohne Lehrer dastehen und es keinen Ersatz gibt. Denn der Lehrermangel geht auch an den Schulen in der Region nicht spurlos vorbei.
„Die gute Nachricht ist, dass wir alle Klassen mit einer Leitung besetzen konnten“, sagt Angelika Elsner. Auch Kürzungen gebe es keine. So findet beispielsweise die Deutschförderung in vollem Ausmaß statt. Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick auf die Migrationszahlen. Insgesamt gibt es 6041 Schüler mit Migrationshintergrund. Das sind 228 mehr Schüler als noch im Vorjahr. Die Schüler sind also entweder nicht in Deutschland geboren, besitzen keine deutsche Staatsangehörigkeit oder sprechen zu Hause nicht Deutsch.
In der Stadt Rosenheim bewegt sich der Migrationshintergrund in den Grundschulen – mit Ausnahme Aising, Pang und Westerndorf – deutlich über 50 Prozent. An den Mittelschulen in Aising, Westerndorf, Fürstätt und am Luitpoldpark bewegt sich der Anteil zwischen 56 und 86 Prozent. „Migrationshintergrund bedeutet aber nicht unbedingt, dass die Schüler nicht hervorragend Deutsch sprechen können“, betont Angelika Elsner.
Früher Start mit
Baumaßnahmen
Neben der Digitalisierung und dem Umgang mit der künstlichen Intelligenz ist auch das Thema Ganztagsbetreuung ein wichtiger Punkt. „Ab dem Schuljahr 2026/27 gilt in Bayern ein Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Grundschulkinder“, sagt Wolfgang Baumann. Dieser Anspruch soll schrittweise eingeführt werden und gelte zunächst für Erstklässler. Bis zum Schuljahr 2029/30 soll der Rechtsanspruch dann auf alle Klassenstufen der Grundschule ausgeweitet werden.
Für die Schaffung der Ganztagsangebote ist die Kommune zuständig. Da Baumann bisher kaum etwas gehört hat, geht er davon aus, dass viele auf einem guten Weg sind und bereits frühzeitig mit Baumaßnahmen begonnen haben. „Der Bedarf an Ganztagsangeboten ist ja bereits in den Vorjahren gestiegen“, sagt er. So würden immer mehr Eltern ihre Kinder zur Mittagsbetreuung oder in die offene Ganztagsschule schicken.