Traunstein – Zehn Justizwachtmeister und -wachtmeisterinnen mussten Dienst versehen an den Amtsgerichten Altötting, Laufen, Mühldorf und Rosenheim, dazu ein Team im Justizzentrum Traunstein mit Staatsanwaltschaft, Land- und Amtsgericht. Alle übrigen 41 aus dem Landgerichtsbezirk nahmen am „Tag des Justizwachtmeisters“ teil, einer Weiterbildungsveranstaltung von Landgerichtspräsidentin Anja Kesting. Referenten boten interessante Themen. Nach Geistestraining und sportlichen Aktivitäten wurde im Hof gegrillt.
Den Anstoß zu der in Traunstein wie im Freistaat erstmaligen Weiterbildungsoffensive hatte Daniela Krammer, Direktorin des Amtsgerichts Laufen, bei einer Dienstbesprechung im Frühjahr gegeben. Die konkrete Gestaltung legte Anja Kesting in die Hände von Clarissa Helldobler und Carola Meisl. Damen aus dem Präsidialbüro steckten viel Zeit und Energie in die Vorbereitung. Die Fortbildungsabteilung für den nichtrichterlichen Dienst am Oberlandesgericht München leistete ebenso wie die Richterschaft einen finanziellen Beitrag. Dazu die Landgerichtspräsidentin bei der Begrüßung: „Das beweist vor allen Dingen: Nur gemeinsam sind wir stark.“
Der „Tag des Wachtmeisters“ war nach Anja Kesting dem Engagement, der Professionalität und der Verantwortung einer Berufsgruppe gewidmet, die aus dem Alltag der Justiz nicht wegzudenken ist. Der Beruf des Justizwachtmeisters habe in den letzten Jahrzehnten eine bemerkenswerte Entwicklung erfahren. Die zwischenzeitlichen Aufgaben reichten weit über die traditionellen hinaus: „Wachtmeister sind für die Ordnung im Gericht mitverantwortlich und sorgen dafür, dass sich die Menschen, die den Gerichtssaal betreten, sicher fühlen können.“
Auch zum reibungslosen Ablauf der Verhandlungen trügen sie bei. Seit Kurzem seien sie auch noch für Videoverhandlungen und das Einscannen analog eingereichter Dokumente zuständig. „Aber nicht nur diese Aufgaben bewältigen unsere Wachtmeister täglich mit viel Engagement. Sie sind außerdem der erste Kontakt für die Besucher unserer Behörden, das erste Gesicht der Justiz, das die Bürger sehen. Ihr Auftreten und vor allem ihr respektvoller Umgang mit allen Menschen prägen das öffentliche Bild unserer Gerichte und Staatsanwaltschaften maßgeblich.“
Ihre Arbeit trage in hohem Maße dazu bei, das Vertrauen in die Rechtsordnung zu stärken. Justizwachtmeister seien „nicht nur Wächter der Ordnung, sondern auch Vermittler und Beschützer – und das in einem Umfeld, das oft von Emotionen, Unsicherheit und Konflikten geprägt ist“. Sie leisteten „einen unverzichtbaren Beitrag zur Funktionsfähigkeit und Glaubwürdigkeit unseres Rechtssystems“. Ohne Wachtmeister wären ein reibungsloser Ablauf der Gerichtsverhandlungen und ein respektvoller Umgang mit den Verfahrensbeteiligten und der Öffentlichkeit kaum denkbar, hob die Präsidentin heraus. Hätten sie früher eher untergeordnete Tätigkeiten ausgeübt, so seien sie längst „eine tragende Säule des Justizsystems.“ Kesting dankte dem gesamten Wachtmeisterteam namens der Behördenleiter Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Wolfgang Beckstein sowie den Direktorinnen und Direktoren der Amtsgerichte, namens ihres Hauses, aber auch aller anderen Richter und Mitarbeitenden für die wertvolle Arbeit und den unermüdlichen Einsatz.
Auf die Historie des Wachtmeisterberufs blickte Uwe Vater, Ausbildungsleiter am Oberlandesgericht München, zurück. 1879 sei das Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) in Kraft getreten. Damit habe sich bei den Berufen in der Justiz viel geändert. Aus den Landrichtern, vorher gleichzeitig oberste Beamte, seien die Amts-, Land- und Oberlandesgerichte entstanden – „mit Gerichtsdienern im untersten Feld.“ Für Sicherheit hätten bis 1945 aktive Landgendarmerie und die Stadtpolizei gesorgt, ebenso für die Gerichtsbegleitung. Gerichtsboten hätten die Hausgeschäfte übernommen.
Der Referent wörtlich: „Der Gerichtswachtmeister, der beim Königlich-Bayerischen Amtsgericht immer ‚jawoll‘ sagt, war ein Landgendarm.“ Nach 1945 seien wieder neue Berufsbilder entwickelt worden. Gerichtsboten und Polizeiwachtmeister seien zusammengeführt worden zu Justizwachtmeistern, erinnerte Uwe Vater, dienstältester Ausbildungsleiter in der bayerischen Justiz.
In zwei Workshops mit Wechsel der Gruppen ging es danach um „gewaltfreie Kommunikation“ unter Leitung von Karin Niedermeyer, Trainerin in diesem speziellen Bereich, die an der Volkshochschule Waging Kurse zu dem Thema bietet. Parallel brachten die Karateexperten Sensei Adi Bernard und Sensei Klaus Schlögelmann von der Kun Tai Ko Karate Schule Inzell die Wachtmeisterinnen und Wachtmeister auf den neuesten Stand zu „Stärken des Selbstbewusstseins und Selbstverteidigung im täglichen Dienstbetrieb.“
Nach dem geistigen wie sportlichen Training war Entspannung beim Grillen angesagt. Der Richterrat im Landgerichtsbezirk unterstützte das Treffen nicht nur finanziell, sondern auch mit Würstchen, Getränken und selbst gebackenen Kuchen. Vorsitzende Richterin Heike Will stiftete gleich drei Kuchen aus ihrer privaten Küche.
Nach Fazit von Landgerichtspräsidentin Anja Kesting war die Veranstaltung „ein voller Erfolg.“ Von den Teilnehmenden habe sie ausschließlich ein positives Feedback bekommen: „Sie fühlten sich wahrgenommen und in ihren Leistungen wertgeschätzt.“ Ein Wachtmeister meinte: „Es war ein spannender Tag.“
Monika Kretzmer-Diepold