Tuntenhausen – Was in Europa christlich mit Blick auf den Menschen und seine Würde sowie Werte, wie Frieden und Demokratie, gewachsen ist, lohnt sich, zu verteidigen und Gefahren abzuwenden – so lautete das Credo der diesjährigen Herbstwallfahrt des Katholischen Männervereins Tuntenhausen.
Eingeladen hatten als Vorsitzende, der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Dr. Florian Hermann, und Landrat Otto Lederer. Ehrengast und Referent war Dr. h.c. Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland und ehemaliges Mitglied des Europaparlaments. Zeichen inniger Verbundenheit bekundeten daneben Landtagsabgeordneter Sebastian Friesinger, Tuntenhausens Bürgermeister Georg Weigl, die Prinzen Erich und Peter von Lobkowicz, ehemalige Landtagsabgeordnete und Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden sowie Mitglieder des Katholischen Männervereins.
Der Frieden
am seidenen Faden
Nach gutem Brauch ging dem Treffen ein würdevoller Gottesdienst in der Basilika Mariä Himmelfahrt mit Domkapitular G.R. Hans Georg Platschek als Zelebrant und musikalischer Umrahmung durch den Kirchenchor und Instrumentalisten unter der Leitung von Gabi Gröbmeier voraus. In seiner ansprechenden Predigt mahnte der Geistliche in Anlehnung an das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus aus dem Lukas-Evangelium, in einer Zeit der Orientierungslosigkeit die Lebenswege wieder an der Lehre Gottes auszurichten.
Wie der Vorsitzende Dr. Florian Herrmann in seiner anschließenden weltlichen Kundgebung im Gasthaus Schmid in seiner Begrüßung sagte, lebten Gesellschaft und Gemeinschaften im wörtlichen Sinne in „verrückten“ Zeiten, in denen Frieden an einem seidenen Faden hänge. Die Weltanschauung habe sich angesichts von Provokationen und Versuchen der Destabilisierung, etwa durch Drohnen als kleine Nadelstiche, verändert.
Passend zu den gegenwärtigen Herausforderungen an die Gesellschaft befasste sich Dr. h.c. Bernd Posselt in seiner Rede mit dem Thema „Europa im Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden“ und erwies sich mit einem spannenden Vortrag als Experte für den europäischen Gedanken – nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis.
Schutzpatronin Europas ist Maria, die Mutter Gottes, (symbolisch mit den zwölf Sternen auf blauem Grund der Europafahne angedeutet), deren Fürsprache und Hilfe aus christlicher Sicht in diesen schwierigen Zeiten dringender denn je benötigt werden, so der Landesvorsitzende der Union der Vertriebenen und Aussiedler. 1922 entstand mit „Paneuropa“ die älteste Einigungsidee, die zwischen 1929 und 1932 komplett zusammenbrach und den Aufstieg der NSDAP im Westen und des Kommunismus im Osten ermöglichte. Europa und auch die NATO hätten, so Posselt, nur Zukunft mit einer gleichberechtigten Partnerschaft mit den USA, die derzeit allerdings einige Fragen aufwerfe. Die Gefahr einer Abkehr der USA von Europa und deren Zuwendung in Richtung der pazifischen Staaten habe bereits unter Trumps Vorgängern als US-Präsidenten bestanden.
Strategie für
Verteidigung
„Europa muss bald auf eigenen Füßen stehen“, sagte Posselt, der Russlands Präsidenten Wladimir Putin seit 1990 kennt. Putin, so der Referent, verfolge das Ziel, Europa zu unterdrücken und zu spalten, die Ukraine zu vernichten und die Sowjetunion in neuer Form als Eurasien von Wladiwostok bis Lissabon zu errichten. In Bezug auf das Bündnis von Russland mit China sagte Posselt, die Machthaber im Reich der Mitte würden damit eigene Interessen verfolgen.
Dringend benötigt wird seiner Ansicht nach eine effiziente Verteidigung. Zudem müsse eine Vision für eine gemeinsame Verteidigungsstrategie in Europa angegangen werden. Wie der Präsident der Paneuropa-Union betonte, müsse sich unsere Gesellschaft als „gutes Salz und wertvoller Sauerteig“ für Frieden und Demokratie einsetzen.
Auch Landrat Otto Lederer äußerte im Anschluss seine Meinung, dass Europa eine Verteidigungsunion brauche. Die junge Generation solle jedoch nicht ins Schlachtfeld ziehen müssen. Sinn sei es, beim Frieden voranzukommen.Peter Strim