Nach der Erstkommunion haben Kinder in der vierten Klasse die Möglichkeit, Ministrant oder Ministrantin zu werden. Nicht wenige Prominente erzählen, dass gerade diese Aufgabe mit dem ersten öffentlichen Auftreten eine prägende Erfahrung für ihr ganzes weiteres Leben war. Natürlich spricht das nicht jedes Kind an. Schade ist aber, wenn manchmal die Eltern die Begeisterung ihrer Kinder bremsen. Eine Mutter brachte es zumindest ehrlich auf den Punkt: „In der vierten Klasse schreiben die Kinder schließlich auch noch das kleine Abitur!“ Gemeint ist klar das Übertrittszeugnis. Doch bei dieser Formulierung stockt mir fast der Atem. Eltern wünschen ihren Kindern freilich das Beste. Und doch: Das Beste ist nicht immer das Gymnasium. Das Beste ist, wenn ein Kind spürt: „Ich bin richtig, so wie ich bin.“ Wenn es erfahren darf, dass seine Würde nicht von Leistung abhängt, sondern von der Liebe, die es umgibt. Mit den Worten Jesu „Lasst die Kinder zu mir kommen, denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes“ wird deutlich: Kinder sind kein Zukunftsprojekt, das man optimieren muss. Sie sind ein Geschenk. Jetzt, heute, in diesem Augenblick. Sie erinnern uns daran, dass das Leben nicht aus Erfolgen besteht, sondern aus Liebe, Vertrauen und Geborgenheit. Unser durchlässiges Schulsystem bietet jedem Kind viele Wege und Chancen – auch ohne Druck. Und fördert so vielleicht sogar mehr die schulischen Grundkompetenzen, an denen es heute fehlt. Ein glückliches Kind ist das größte Geschenk auf Erden. Nicht, weil es etwas leistet, sondern weil es uns zeigt, was Gott in jedes Menschenherz gelegt hat: Fantasie zum Leben – und bedingungslose Liebe.