„Glücksspielsucht ist keine Willensschwäche“

von Redaktion

Veranstaltung der Diakonie Rosenheim – Experten fordern mehr Aufklärung und Hilfe

Rosenheim – Fachleute haben Mitte September bei einer Veranstaltung der Diakonie Rosenheim intensiv über Ursachen, Herausforderungen und Schutzmaßnahmen im Zusammenhang mit Glücksspielsucht diskutiert. Laut Angaben der Diakonie Rosenheim kamen dabei Experten aus Wissenschaft, Praxis und Glücksspielbranche zusammen, um aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, politische Rahmenbedingungen und praktische Erfahrungen auszutauschen.

Dr. Tobias Hayer, Leiter der Arbeitseinheit Glücksspielforschung an der Universität Bremen, stellte in seinem Vortrag dar, wie Spielanreize, Risikogruppen und psychologische Mechanismen zusammenspielen. Besonders gefährlich sei, dass Glücksspiel oft als harmloses Freizeitvergnügen erscheine, während der eigentliche Anreiz meist das Geld sei. Hayer betonte: „Wir müssen in die Köpfe der Bevölkerung bekommen, dass Glücksspielsucht eine Krankheit ist – keine Willensschwäche.“

Konrad Landgraf von der Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern wies darauf hin, dass Suchthilfe eine gesellschaftliche Pflicht sei. Der Glücksspielstaatsvertrag verpflichte Anbieter zu Sozialkonzepten, Früherkennung und im Ernstfall auch zur Sperrung – Maßnahmen, die laut Landgraf dringend notwendig seien.

Lejla Asenov von der Fachstelle Glücksspielsucht der Diakonie Rosenheim berichtete aus dem Beratungsalltag, dass die Belastung der Betroffenen und ihrer Angehörigen oft enorm sei. Die Fachstelle biete individuelle, vertrauliche und unverbindliche Hilfe – nicht nur für Betroffene, sondern auch für deren soziales Umfeld. Ziel sei es, nicht nur die Sucht zu behandeln, sondern auch das gesamte Lebensumfeld zu stabilisieren.

Auch die Schuldnerberatung der Diakonie Rosenheim spielt eine wichtige Rolle. Nadine Hausburg, Leiterin der Schuldnerberatung, erklärte: „Wenn es den Menschen wieder besser geht, wenn sie stabil sind, kann man gemeinsam überlegen, wie der Weg aus der Verschuldung aussehen kann.“

In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde die Bedeutung der Zusammenarbeit aller Beteiligten hervorgehoben – von Beratung und Wissenschaft bis hin zu Glücksspielanbietern. Peter Hüller von der Hüller Spielhallen GmbH lobte das bundesweite Sperrsystem OASIS als effektives Schutzinstrument für gefährdete Personen. Die Veranstaltung der Diakonie verdeutlichte, wie wichtig der konstruktive Austausch zwischen Praxis, Forschung und Glücksspielbranche ist, um gemeinsam wirksame Antworten auf die wachsende gesellschaftliche Herausforderung der Glücksspielsucht zu finden.

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