Brannenburg – Im Rahmen eines Besuchs des Präsidiums des Bayerischen Landtags unter Leitung von Landtagspräsidentin Ilse Aigner informierten sich die Parlamentarier auf dem Wendelstein über die astronomische Forschung der Ludwig-Maximilians-Universität und die Bedeutung des Observatoriums. Nach einem Vortrag vom Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik Professor Ralf Bender hatten die Besucher die Gelegenheit, die Teleskope zu besichtigen. Die Besichtigung der Außenanlagen musste allerdings aufgrund eines Schneesturms entfallen.
Landtagspräsidentin
blickt auf Jugend zurück
Anlässlich des Besuchs wurde Aigner, die als technik- und wissenschaftsaffin gilt, zum Ehrenmitglied des Vereins „Freundeskreis Universitäts-Sternwarte München/Observatorium Wendelstein“ ernannt. Die Ehrenurkunde überreichte ihr der Vizepräsident des Freundeskreises Jens-Holger Ziegler. Aigner hat den Berg in guter Erinnerung. „Früher bin ich oft auf dem Wendelstein Ski gefahren – heute allerdings nicht mehr“. Ihre Begeisterung für das Observatorium und die Zahnradbahn ist geblieben. Bei der Talfahrt ließ sie es sich nicht nehmen, dem Lokführer über die Schulter zu schauen, um sich über die Zugtechnik und die spektakulär an Felshängen verlaufende Strecke zu informieren. Bis 1935 standen auf dem Gipfel des Wendelstein nur ein Gipfelkreuz und eine kleine Kapelle, außerdem war in einer Steinplatte ein trigonometrischer Punkt für die Landvermessung markiert. Für den Bau eines Observatoriums wurde der Berg laut Bender ausgewählt, weil er relativ frei vor den Alpen steht und aufgrund seiner Form bei Wind wenig Luftverwirbelung erzeugt, weshalb er gut für Beobachtungen geeignet ist. 1939 wurde das Sonnenobservatorium gegründet, das zehn Jahre später an die Ludwig-Maximilians-Universität München angegliedert wurde. Die Sonnenbeobachtung war laut Bender in den 1950er-Jahren sehr gut möglich, seither leidet sie unter der Luftverschmutzung durch den zunehmenden Flugverkehr. Das Observatorium ist laut Bender wegen seiner guten Ausstattung „sehr attraktiv für technisch orientierte Studenten“. Aufgrund seiner exponierten Lage und Temperaturen von bis zu minus 25 Grad Celsius im Winter sei es allerdings aufwendig im Betrieb. Die Betriebskosten würden rund eine halbe Million Euro pro Jahr betragen. Dennoch sei es günstiger, die Studenten hierzubehalten, als sie nach Südspanien zu bringen, wo das nächste für die Forschung geeignete Observatorium steht. Die alte Kuppel, die in den sechziger Jahren von einem einheimischen Schiffsbaubetrieb aus Holz gezimmert wurde, und das alte Teleskop sind noch erhalten. Geforscht wird heute aber mit einem neuen 2,1-Meter-Teleskop, für das eine neue Kuppel gebaut wurde. Mit ihm können so viele Sterne und Planeten beobachtet werden, auf denen sich Leben entwickelt haben könnte, dass sich Bender sicher ist:
Kontakt zu Aliens
eher unwahrscheinlich
„Das Universum ist voll von Leben.“ Ein Kontakt zu Außerirdischen sei aber unwahrscheinlich, da die anderen Zivilisationen entweder zu wenig entwickelt für eine Kontaktaufnahme sein könnten – oder so schlau, dass sie die Menschen auf der Erde für dumm halten und daher gar keinen Kontakt wollen.
Auch eine Kuriosität erwähnte Bender: Die beiden „höchstgeborenen Kinder“ sind auf dem Wendelstein zur Welt gekommen. Es sind die Töchter eines Mitarbeiters des Observatoriums, der mit seiner Familie in einer Hütte in der Nähe des Ostgipfels lebte, die inzwischen abgebrochen worden ist. Das Observatorium ist aus Sicherheitsgründen nicht für Besucher zugänglich. Für Gruppen, etwa Schulklassen, werden aber nach Vereinbarung Führungen angeboten.
Alfred Schubert