Die kleinen Dorfkirchen und die prächtigen Dome sind die Leuchttürme unserer bayerischen Landschaft. Selbst wer nicht mehr regelmäßig zum Gottesdienst geht, spürt: Diese Räume bergen etwas Heiliges. Doch viele dieser Kirchen stehen heute oft leer. Für ihren Unterhalt fehlt vielerorts das Geld. Gemeinden fragen sich, wie sie die Verantwortung für ihre Gebäude noch tragen können. Deshalb wird dort, wo mehrere Kirchen nebeneinanderstehen, inzwischen auch über eine Umnutzung nachgedacht. Eine Ausstellung in Mainz zeigt beispielhaft, wie Kirchenräume ökumenisch genutzt oder zu Museen, Urnenhäusern und Begegnungsorten werden können ohne ihren Charakter ganz zu verlieren. Auch die Verwendung für den sozialen Wohnungsbau steht zur Debatte. Mich schmerzt einerseits der Gedanke, dass Kirchen ausgeräumt und umgenutzt werden, doch sehe ich durchaus die Realität der nüchternen Zahlen.
Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Er braucht keine Kathedralen, um gegenwärtig zu sein. Und doch: Unsere Kirchen sind Orte, die seine Nähe spürbar machen.
Sie sind Häuser des Gebets, der Gemeinschaft, des Trostes. Darum brauchen wir sie nicht nur aus Tradition oder als Sehenswürdigkeiten für Touristen. Sie sind Predigten aus Stein. Ihre Räume öffnen das Herz. Sie laden ein zum Innehalten. Deshalb geht es nicht zuerst um die Frage, wie wir die Steine erhalten. Es geht darum, ob wir Räume des Glaubens lebendig halten – offen, einladend, menschenfreundlich. Eine Kirche ist dann wirklich Kirche, wenn sie Herz und Türen weit öffnet für Gott und für die Menschen.