von Redaktion

Interview Matthias Fischer vom Katastrophen-Hilfswerk gibt Tipps für den Notfall – und die Zeit davor

Rosenheim/Tuntenhausen – Egal ob ein Stromausfall in Spanien oder ein Hochwasser rund um Rosenheim. Eine Katastrophe kann schneller eintreten, als man denkt. Doch laut Matthias Fischer vom Medizinischen Katastrophen-Hilfswerk Deutschland sind nur die wenigsten darauf vorbereitet. Der ausgebildete Sanitäter möchte das ändern und organisiert in Tuntenhausen seit Jahren Kurse für verschiedene Krisensituationen. Im Gespräch mit dem OVB verrät er die besten Tipps für den Notfall.

Stromausfälle, Überschwemmungen, Brände oder Verkehrsunfälle – wovor haben die meisten Menschen Angst, wenn sie zu Ihnen in den Kurs kommen?

Da gibt es verschiedene Szenarien. Viele Leute wissen gar nicht, wie sie überhaupt an das Thema rangehen, und das versuchen wir, zu ändern. Wir haben insgesamt sieben Stationen, wo wir zum einen auf alltägliche Notfälle wie einen Brand oder Unfall eingehen, aber wir sprechen auch über so etwas wie die Notbevorratung. Dabei ist das Wichtigste, dass man sich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzt. Das muss dann nicht immer die hundertprozentige Lösung sein. 80 Prozent reichen dann auch.

Wie sehen diese 80 Prozent aus?

Am banalsten ist eigentlich der Vorrat. Viele sagen, dass sie keinen Platz und kein Geld dafür haben. Dabei geht es ganz einfach. Man legt sich ein paar Boxen und Dosen von den Dingen an, die lange halten und die man auch im Alltag verwerten würde. Dann kauft man genau davon ab und an eine Packung mehr und behält sie auf Vorrat.

Die Kostenbelastung ist relativ überschaubar und durch ein rotierendes System hat man auch nicht drei Boxen voller abgelaufener Lebensmittel zu Hause stehen.

Was für Lebensmittel sind besonders gut geeignet?

Alles, was im Haushalt verwertet wird. Wer nie Dosenravioli isst, braucht auch keine als Vorrat anzulegen. Reis, Nudeln, Konserven, Wasser, Medikamente und eventuell spezielle Nahrung für Babys oder Haustiere sind eine gute Grundlage.

Für wie lange sollte ein Vorrat reichen?

Die Faustregel liegt bei circa 14 Tagen. Dafür sollten genügend Essen und rund zwei Liter pro Tag pro Person gerechnet werden. Darin eingerechnet ist auch bereits das Wasser zum Kochen. Was außerdem selten bedacht wird, sind Möglichkeiten zum Kochen ohne Strom, heißt entweder einen Holzofen oder einen einfachen Campinggaskocher. Zudem braucht es einen Kontakt nach draußen, um Informationen einzuholen. Da darf es auch gerne das Autoradio oder eine andere gesicherte Quelle sein, also vielleicht nicht unbedingt Instagram.

Das heißt, nach dieser Rechnung haben Sie immer 28 Liter Wasser zu Hause?

Ehrlicherweise, ganz so genau bin ich da selbst nicht. Aber natürlich geht man mit einem anderen Blickwinkel einkaufen. Das ist auch das Ziel unseres Kurses. Wir wollen den Impuls geben, dass man diese Vorsorge in seinen Alltag integriert. Es soll kein Konzept sein, das am Kühlschrank hängt, sondern wirklich gelebt wird.

Haben Sie das Gefühl, dass die Vorsorge nachlässt?

Definitiv. Man hat sich mittlerweile daran gewöhnt, dass Dienste wie Amazon am nächsten Tag liefern. Dementsprechend werden so grundlegende Dinge immer mehr vergessen, weil sie ja scheinbar ständig verfügbar sind.

Mit Blick auf das Hochwasser im Juni 2024, wie kann man sich darauf vorbereiten?

Auch dabei gilt es, sich mit der Katastrophe zu beschäftigen. Was brauche ich im Fall einer Evakuierung? Da geht es um keinen Fall darum, den perfekten Bunker zu bauen, sondern sich vorher Gedanken darüber zu machen.

Heißt konkret?

Zum Beispiel einen einfachen Fluchtrucksack packen, den man im Eingangsbereich deponiert. Darin ist in erster Linie Ersatzkleidung. Aber auch wichtige Dokumente, etwas haltbare Nahrung und Ladekabel, um bei einer plötzlichen Evakuierung alles griffbereit zu haben. Wenn die Rettungskräfte kommen und man sein Zuhause verlassen muss, gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Dazu hilft es, sich auch um sein Umfeld Gedanken zu machen. Welche Unterstützung brauchen etwa meine Kinder oder meine Großeltern?

Wenn ich jetzt für den nächsten Notfall einkaufe, was sollte ich dabei unbedingt beachten?

Immer hinterfragen, was man wirklich braucht. Mittlerweile werden All-inclusive-Lösungen verkauft, die extrem teuer sind, aber am Ende keinen Mehrwert bieten. Im Zweifel reichen die Lösungen, die man eigentlich vom Camping kennt. Es braucht kein spezielles Überlebens-Paket. Wenn ich zum Beispiel im Garten eine Grillstelle habe, reicht auch schon etwas mehr Holzkohle. Wenn ich weiß, wie man einen Feuerlöscher bedient, reicht es, zu wissen, wo er hängt. All das sind Kleinigkeiten, die am Ende einen Unterschied machen.

Korbinian Sautter

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