Rosenheim – Er hat sie recherchiert, zusammengetragen und präsentiert sie nun seinen Lesern. Stefan Regniet, Autor der „Rosenheimer Geheimnisse“, erklärt im OVB-Gespräch, wie die Spurensuche abgelaufen ist und wo es besonders viel zu entdecken gab.
Herr Regniet, Sie sind in Rosenheim aufgewachsen und haben jetzt als Autor ganz neue Seiten in der Stadt entdeckt. Was hat Sie am meisten überrascht?
Heimatkunde fand ich schon immer faszinierend. Der Bruder eines Klassenkameraden hatte zufällig Relikte aus der Steinzeit im Wald gefunden, und insgeheim habe ich immer gehofft, auch einmal so etwas zu entdecken. Dass ich jetzt so viele Relikte „entdecken“ und so vieles über die Stadtgeschichte erfahren darf, war eine besondere Erfahrung.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit den Stadtkennern, die Sie in Ihrem Buch auch liebevoll ihre „Geheimnispaten“ nennen, erlebt?
Die Zusammenarbeit habe ich als sehr angenehm, professionell und engagiert wahrgenommen und die Geschichten, die mir die Paten erzählt haben, könnten noch mal ein ganzes Buch füllen. Heimatverbundene Menschen gibt es sicher überall, aber bei den Mitwirkenden hatte ich das Gefühl, dass sie einfach mit ganzem Herzen Rosenheimer sind. Manchmal äußert sich das auch wie in einer langjährigen Beziehung, wo man alle Marotten des anderen kennt und sich scherzhaft darüber äußert, aber die wirkliche Bindung offenkundig viel tiefer liegt.
Welches Geheimnis hat Sie besonders berührt?
Ganz besonders eindrucksvoll finde ich den verblassten Schriftzug des Warenlagers Isaak Isidor Camnitzer. Er war jüdischer Mitbürger und Opfer der Nationalsozialisten. Noch immer kann man die Schrift in einem Hinterhof erkennen, für mich ein sehr trauriges und bewegendes Zeitzeugnis.
Ist es Ihnen schwer gefallen, die 50 Geheimnisse zusammenzutragen?
Paten und Geheimnisse zu finden war eher kurzweilig und sehr spannend: Zahllose Spaziergänge durch die Stadt und interessante Gespräche mit meinen Geheimnispaten. Die Recherche der Hintergründe und Quellen selbst war eher aufwendig und ein langwieriger Prozess. Die Lektüre der „Chronik von Rosenheim“ Otto Titan Hefners aus dem Jahr 1860 fand ich dabei sehr hilfreich und für jeden Stadtbegeisterten ein echter Geheimtipp, frei verfügbar im Stadtarchiv.
Was ist Ihre größte Erkenntnis aus der Arbeit an dem Buch?
Wie stark doch auch das heutige Stadtbild noch von seinen Ursprüngen geprägt ist – weit über den eigentlichen Ortskern hinaus: Es lässt sich so vieles entdecken, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht.