Tiere als Kraftquelle für Schlaganfallpatienten

von Redaktion

Eine neue Therapie mit Lamas im Medical Park Bad Feilnbach Reithof hilft Schlaganfallpatienten zurück ins Leben. Die sanftmütigen Tiere fördern die Motorik und das Wohlbefinden der Betroffenen und ergänzen die klassischen Behandlungsmethoden.

Bad Feilnbach – Das Ziel des Medical Park Bad Feilnbach Reithofpark ist es, Patienten, beispielsweise nach einem Schlaganfall, Schritt für Schritt zurück in ein aktives Leben zu helfen. Im Mittelpunkt stehen die Wiederherstellung und Förderung von Beweglichkeit, Sprache und Selbstständigkeit. Spezialisierte Teams aus Ärzten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Neuropsychologen arbeiten dabei eng zusammen.

Nach neuesten
Erkenntnissen

Zur Therapie werden verschiedene Bausteine je nach Krankheitssymptomen, beispielsweise bei Lähmungen, eingesetzt. Die Therapieansätze sind individuell auf den jeweiligen Patienten abgestimmt und nutzen neueste medizinische Erkenntnisse – von robotergestütztem Training bis zu klassischen physiotherapeutischen Methoden. Dazu gehören Ergotherapie, Neuropsychologie und andere Behandlungsformen, unter anderem mit modernen medizinischen und computergesteuerten Geräten. Eine völlig neue Art ist die Therapie für Schlaganfallpatienten mit Lamas, die das Team um Prof. Dr. med. Peter Young, Chefarzt der Neurologie und Ärztlicher Direktor im Medical Park Reithofpark, seit Frühjahr dieses Jahres anbietet. Wie der Facharzt für Neurologie mit Zusatzbezeichnung „Intensivmedizin und Schlafmedizin“ ausführte, wird der zusätzliche medizinische Baustein in der Therapieplanung sehr gut angenommen. Tiere haben eine besondere Wirkung auf Menschen: Sie begegnen uns wertfrei, fördern Motivation und schaffen Vertrauen – Eigenschaften, die in der Rehabilitation von unschätzbarem Wert sind, so Prof. Dr. Young. Maßgebend für eine TGI (Tiergestützte Intervention) ist das Krankheitsbild während der Rehabilitationsmaßnahme. Wie erste Ergebnisse zeigen, hatte die Therapie mit den Lamas durchweg positive Auswirkungen auf Krankheitsverläufe und bestätigte auch aus wissenschaftlicher Sicht die Sinnhaftigkeit dieses neuen Bausteins. Eine wertvolle Stütze im Rahmen der „Tiergestützten Intervention“ ist dabei Elisabeth Astner („Lama Lisi“) aus Brannenburg, die ihre friedvollen Lieblinge nach Bad Feilnbach führt. Lamas, ursprünglich in den südamerikanischen Anden angesiedelt und vor 5000 Jahren als Haustiere domestiziert, eignen sich bestens als Menschenbegleiter, Partner, Helfer und Lastenträger. Ausschlaggebend ist ihr sanftmütiges Verhalten, das eine optimale Zusammenarbeit zwischen Tier und Mensch ermöglicht.

Zweimal in der Woche wird die 30 Minuten dauernde Therapie von Patienten, die aufgrund ihrer Krankheit dafür infrage kommen, in drei Gruppen entsprechend dem Krankheitsverlauf genutzt. Ziel in den ersten beiden Gruppen ist es dabei, die Feinmotorik von Schlaganfallpatienten zu fördern und zu stärken. Fortgeschrittene dürfen sich einer anspruchsvolleren Maßnahme mit Bewegung widmen.

Mit den Lamas zu arbeiten – ob streicheln, striegeln, bürsten oder auch mal kuscheln – macht riesig Spaß, wie Patienten auf Anfrage äußerten und die Erfahrungen der Tiertherapeuten bestätigten. Das Führen der Hand über das Tier wirkt sich positiv auf das Gehirn der Menschen aus und bietet durch innere Motivation eine gewisse Ablenkung vom Nachdenken über die eigene Krankheit.

Die Tiere üben dabei eine ganz eigene Faszination aus. Ihre Präsenz wirkt entschleunigend und fördert Konzentration und Achtsamkeit.

Die Patienten lernen, Körpersprache bewusst einzusetzen und Vertrauen zu fassen; motorische Fähigkeiten werden trainiert und die Koordination gefördert. Zusätzlich ermöglicht das Therapiemodul, durch Konzentration an der jeweiligen eigenen Motorik zu arbeiten. Vor allem vermittelt das Lama, im Gegensatz zum medizinischen Gerät, durch naturgegebene „Wärme, Ruhe und Gelassenheit“.

Anspruchsvoller
Aufnahmetest

Begleitet wird „Lama-Lisi“ von Michaela Kreitmair, Therapieleiterin im Medical Park Bad Feilnbach Reithofpark, von ihrem Therapiehund „Oreo“. Ihre Ausbildung zur Tiertherapeutin, die in Kürze endet, dauerte gut ein Jahr und startete mit einem anspruchsvollen Aufnahmetest. Die Schulung in den Schwerpunkten Anatomie, strengen Tierschutzgesetzen sowie einem speziellen Hundeführerschein erfolgte in Blöcken.

Ebenso erhielt ihr treuer Begleiter, eine Mischung aus Barsoi und Großmünsterländer, eine fundierte Ausbildung für den therapiegerechten Einsatz am Menschen. Gerade in der neurologischen Rehabilitation, in der Geduld und innere Balance eine große Rolle spielen, können Lamas und Hunde wertvolle Co-Therapeuten sein.

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