Salzburg/Traunstein – Ende März starb ein 79-jähriger Salzburger, weil am Landeskrankenhaus Salzburg nach 15.30 Uhr nur ein Notfall-Team in der Herzchirurgie zur Verfügung stand und dieses bereits einen anderen Notfallpatienten operierte. Vier Stunden musste der 79-Jährige auf den Weitertransport nach Linz warten, elf Kliniken wurden um die Übernahme gebeten, darunter drei Spezialkliniken in Bayern. Das Klinikum Traunstein war nicht dabei, doch warum nicht?
Vier Stunden lang muss der Mann Ende März in der Notfallambulanz warten. „Dem Team der Ambulanz wurde von der Herzchirurgie kommuniziert, dass die Operation an einem anderen Patienten noch mehrere Stunden dauern würde“, so Opferanwalt Stefan Rieder vom Weißen Ring, der die Angehörigen des 79-Jährigen vertritt.
Das Team der Notfallambulanz habe daraufhin mit elf herzchirurgischen Zentren Kontakt aufgenommen: Wels, Linz, Klagenfurt, Krems, Wien-Floridsdorf und Innsbruck, außerdem St. Pölten und Bozen sowie München, Regensburg und Passau auf deutscher Seite. „Alle diese Zentren konnten aber aufgrund eigener Auslastung bei der ersten Kontaktaufnahme keine Zusage zur Übernahme und operativen Versorgung geben“, so Rieder. In der Notfallambulanz in Salzburg hätten mehrere Mitarbeiter Überstunden gemacht, um dem Zeitdruck gerecht zu werden, alle Herzzentren anrufen zu können.
Im grenznahen Bayern ist in diesem Zusammenhang die Frage aufgetaucht, warum nicht die Kardiologie am Klinikum in Traunstein angefragt wurde. Hier werden jährlich 5000 Patienten stationär und 6000 ambulant behandelt. Laut Eigendarstellung erlaubt „die medizinische und technische Ausstattung die Behandlung sämtlicher Krankheitsbilder der internistischen und neurologischen Intensivmedizin“. Die Frage, ob das Klinikum Traunstein Eingriffe nach einem Aortenriss durchführen kann, beantwortet der Sprecher mit einem klaren „Nein“. „Am Klinikum Traunstein werden keine herzchirurgischen Eingriffe durchgeführt. Aortenrisse im Bauchraum können behandelt werden. Beim angefragten Fall handelte es sich jedoch um die aufsteigende (herznahe) Aorta. Diese kann nur in einem herzchirurgischen Zentrum behandelt werden“, so Alexander Schlaak, Sprecher der Kliniken Südostbayern.
Daher sei am besagten Tag auch keine Anfrage aus Salzburg über die Integrierte Leitstelle oder über ein spezielles System erfolgt. Auch wenn das Klinikum Traunstein über keine Herzchirurgie verfügt, „ist die kardiologische Akut- und Notfallversorgung, einschließlich der Herzinfarktbehandlung, rund um die Uhr gewährleistet“.
Die Frage nach einer Rufbereitschaft am Klinikum Traunstein, auch wenn es keine Herzchirurgie gibt, beantwortet der Sprecher so: „Für zahlreiche Fachbereiche besteht eine 24/7-Verfügbarkeit.“ Schlaak verweist dabei auf die Unfallchirurgie (einschließlich komplexer Wirbelsäulenverletzungen), Neurologie (inklusive interventioneller Schlaganfallbehandlung im Thrombektomiezentrum) und Gefäßchirurgie sowie Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gynäkologie, Kinder- und Jugendmedizin, Neonatologie (Perinatalzentrum Level 1), Kinderchirurgie, Urologie, Neurochirurgie, HNO, rekonstruktive Chirurgie und internistische Notfallversorgung (zum Beispiel bei Nierenversagen oder gastrointestinalen Blutungen). Michael Hudelist