Rohrdorf – Schritt für Schritt nähert sich die Gemeinde Rohrdorf dem Ziel, und nun ist ein weiterer Meilenstein erreicht: Der Fahrrad- und Fußgänger-„Tunnel“ unter der A8 kann nun offiziell gebaut werden. Damit befindet sich dieses Rohrdorfer Jahrhundertprojekt tatsächlich auf seiner Zielgeraden. Selbstverständlich ist das nicht: Denn fast 50 Jahre lang bettelten und barmten die Rohrdorfer bei öffentlichen Stellen – vom Landratsamt bis zur Staatsregierung – darum, dass die Unterführungsengstelle an der Staatsstraße 2359 entschärft würde.
Eine jahrzehntelange
Gefahrenstelle
Diese Straße verbindet in Rohrdorf die größten Ortsbereiche – den Kernort und den Ortsteil Thansau. Allerdings tut sie das eigentlich nur für Autos und Lkw – für alle, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs waren, galt und gilt auch derzeit noch: Benutzen nur auf eigene Gefahr. Es war deshalb ein großer Erfolg der Verwaltung, im vergangenen Jahr endlich einmal Entscheidungsträger der Autobahn GmbH und des Staatlichen Straßenbauamtes an einen Tisch bekommen und gemeinsam mit ihnen auch tatsächlich eine Lösung gefunden zu haben.
Die sieht so aus, dass der Staat zwar nicht selbst bauen kann, „wie er es bei einem derartigen Verkehrshindernis eigentlich tun müsste“, so damals Alexander Eisner, Abteilungsleiter im Straßenbauamt. Denn dem steht, wie Eisner erläuterte, die Tatsache im Weg, dass man für den Ausbau der A 8 in Abschnitten schon im Planfeststellungsverfahren ist, auch wenn es noch mindestens zehn Jahre dauern wird, bis man auch auf Rohrdorfer Gebiet mit dem Ausbau beginnen kann.
Weil der Staat aber anerkennt, dass hier etwas passieren muss, wird ein Bau in „Eigeninitiative“ nicht nur zugelassen, sondern es gibt auch eine Förderung in Millionenhöhe. Das war der Sachstand im Sommer vergangenen Jahres, den Alexander Eisner vom Staatlichen Straßenbauamt und Sebastian Hock von der Autobahn GmbH dem Gemeinderat vorstellten.
Und Andras Czesznak vom Ingenieurbüro Gebauer rechnete hoch, dass man die Radfahrerunterführung vielleicht schon im Dezember 2025, also in diesem Jahr, eröffnen könnte. Die drei Herren hatten bei ihrer Zeitprognose aber nicht das Kleinklein deutscher Bürokratie berücksichtigt: Für das Sonderverfahren, das für den Unterführungsbau greift, musste ein sogenanntes Negativzeugnis erbracht werden: Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass die Verwaltung jeden einzelnen Träger eines öffentlichen Belangs von sich aus ansprechen musste und fragen, ob hier irgendwelche Einwände bestünden.
Und die Liste derer, die sich eventuell betroffen hätten fühlen können, war lang, sie reichte von der Bundesbahn bis zu Vodafone. Denn: Gefragt werden müssen vorsichtshalber alle, auch wenn der gesunde Menschenverstand sagen würde: „Die können doch gar nicht betroffen sein.“ Und wer einmal in einer Gemeinderatssitzung war und dort mitbekam, dass schon bei normalen Auslegungen die einzelnen Stellungnahmen oft seitenlang sind, auch wenn darin gar keine Einwände vorgebracht werden, der kann es sich vorstellen: Die bürokratisch korrekte Abarbeitung dieser Liste kostete Zeit, viel Zeit.
Nun ist aber auch dieses Hemmnis erfolgreich überwunden, das Negativzeugnis von allen möglicherweise Betroffenen konnte eingeholt werden und deshalb gab die Regierung von Oberbayern nun endgültig ihre Zustimmung und erteilte sogar die Genehmigung für einen vorzeitigen Baubeginn. Der Bürokratie aber nicht genug: Da sich der A8-Ausbau derzeit im Planfeststellungsverfahren befindet, gilt für diesen Bereich rechtlich eine Veränderungssperre.
Eine Befreiung davon hat die Regierung von Oberbayern bereits in Aussicht gestellt, der entsprechende Antrag ist gerade in Arbeit. Damit es dann möglichst schnell weitergeht, ist man bereits dabei, die Ausschreibung für alle benötigten Fachplaner und die Bauausführenden einzuleiten. Liegen die Ergebnisse vor, werden sie dem Gemeinderat vorgestellt, damit dieser die Beauftragung genehmigen kann.
Hartnäckigkeit
macht sich bezahlt
Was im Klartext heißt, dass mit einem Baubeginn nun tatsächlich im Lauf des kommenden Frühjahrs zu rechnen ist. Bürgermeister Hausstetter betont in diesem Zusammenhang, dass all jene Hürden leicht zu Resignation hätten führen können. Ihn wundere es nicht, dass dieses Projekt jahrzehntelang nicht realisiert werden konnte. Dass die Verwaltung aber nicht aufgeben wollte und auch nicht aufgegeben habe, zahle sich nun aus, denn jetzt ist es amtlich:
Bald werden die Radfahrer und Fußgänger zwischen Thansau und Rohrdorf nicht mehr das lebensgefährliche Hindernis der Straßenunterführung unter der Autobahn überwinden müssen.