Ausfälle, Verspätungen und Ersatzbusse

von Redaktion

Die Befürchtungen waren groß. Seit dem vergangenen Montag kommt es auf den Zugstrecken von München nach Salzburg und Kufstein zu Einschränkungen und Zugausfällen. Ein Bahn-Chaos rund um Rosenheim war nicht ausgeschlossen. Wie die Beeinträchtigungen zu spüren sind – und was Pendlern und Urlaubern noch droht.

Rosenheim – Der morgendliche Blick aufs Handy macht ein wenig Hoffnung. Rund eine halbe Stunde vor Abfahrt steht auf dem Fahrplan im Internet ein kleines Pluszeichen und eine grüne Vier neben der Zugverbindung nach Rosenheim – bloß, ist man geneigt zu sagen. Schließlich kommt es seit dem vergangenen Montag auf der Strecke von München über Rosenheim nach Kufstein und Salzburg zu Zugausfällen, geänderten Fahrzeiten und Schienenersatzverkehr. Potenzial für ein Bahn-Chaos.

Pendler setzen
weiter auf den Zug

Wirklich etwas davon zu spüren, ist am vergangenen Mittwochmorgen nicht. Auf dem Parkplatz am Bahnhof in Großkarolinenfeld parken zum Beispiel genauso viele Autos wie immer. Die Pendler scheinen trotz der angekündigten Beeinträchtigungen auf den Zug zu setzen. Nach wenigen Minuten am Bahnsteig dann aber die Ernüchterung: Der Zug nach Kufstein hat statt der vier Minuten doch 20 Minuten Verspätung. Und das, obwohl es an diesem Tag „nur“ auf dem Abschnitt zwischen Rosenheim und Brannenburg zu Abweichungen kommen soll.

Die wenigen Reisenden nehmen die Verspätung mit Humor. Handys werden gezückt, in der Arbeit und bei Bekannten angerufen und versichert, dass man auf jeden Fall komme – nur eben etwas später. Während Minute um Minute an Wartezeit vergeht, versammeln sich auf dem anderen Bahnsteig – in Richtung München – immer mehr Menschen. Warten müssen sie kaum, in die Richtung scheinen die Züge weitestgehend pünktlich zu fahren.

Kurze Zeit später fährt dann auch der Zug nach Kufstein ein – mit einer Verspätung von 19 Minuten. Während der kurzen Fahrt nach Rosenheim klärt sich auch der Grund für die Verzögerung. Und der überrascht: Mit den Bauarbeiten habe das nichts zu tun. Vielmehr seien ein vorausfahrender Zug und Zugüberholung das Problem gewesen, gibt eine Zugbegleiterin per Durchsage bekannt.

Auch von einer Endstation in Rosenheim aufgrund der Bauarbeiten ist nicht die Rede. Dieser Zug scheint „normal“ nach Kufstein weiterzufahren – ohne Schienenersatzverkehr. Normal läuft an diesem Tag auch der Betrieb am Rosenheimer Bahnhof. Keine Spur von gestressten Reisenden, überfüllten Bussen oder gestrandeten Urlaubern. „Man hat sich natürlich im Vorfeld informiert, was fährt und was nicht“, sagt ein Reisender. Zur Sicherheit habe er sich trotzdem von seiner Frau mit dem Auto von Kiefersfelden nach Rosenheim fahren lassen. „Nur für alle Fälle, es wäre blöd, wenn ich den ICE verpasse“, sagt er und lacht.

Beschweren könne er sich aber nicht. Er sei oft mit der Bahn unterwegs. Und trotz der vielen Baustellen auf den Strecken um Rosenheim habe er immer alle Züge erwischt. Daher habe er keine Bauchschmerzen bei den aktuellen Baumaßnahmen. Es sei nicht immer alles so schlecht, wie es heißt. So sieht das auch eine Mitarbeiterin der Deutschen Bahn am Rosenheimer Bahnhof. Während der ersten drei Tage der Bauarbeiten habe sich niemand über die Einschränkungen echauffiert. Bislang laufe es rund. Das kann auch die Pressesprecherin der Bayerischen Oberlandbahn (BRB) bestätigen. „Aus unserer Sicht laufen die Baumaßnahmen wie geplant, bisher kamen keine Beschwerden von Fahrgästen“, sagt sie auf OVB-Anfrage. Bis zum 14. November brauchen die Reisenden wohl aber trotzdem starke Nerven. An diesem Wochenende und am 13. November kommt es zwischen München und Kufstein sowie Salzburg zu größeren Abweichungen vom Fahrplan, teilt die BRB-Sprecherin mit.

Mehrere Einschränkungen
am Wochenende

Zwischen dem Hauptbahnhof in München und Grafing fallen an diesen Tagen fast alle Verbindungen aus. Von Rosenheim aus fahren bis zum Bahnhof in Grafing Busse statt Züge. Genauso wie zwischen Rosenheim und Brannenburg und Prien am Chiemsee und Übersee. Wie groß die Beeinträchtigungen heute und am morgigen Sonntag dadurch werden, hänge stark vom Wetter und dem Ausflugsverkehr ab, sagt die Pressesprecherin. „Außerdem ist dies noch das Ende der Herbstferien, was ebenfalls zu vermehrtem Andrang führen könnte“, betont sie.

Entsprechend viele Busse braucht es für den Schienenersatzverkehr (SEV). Denn in der Vergangenheit war auch immer wieder mal von heillos überfüllten Bussen im Schienenersatzverkehr die Rede. Wie viele Fahrzeuge genau im Einsatz sind, könne die BRB-Sprecherin nicht sagen. Sie könne aber versichern: „Wir sind mit den Busunternehmen im ständigen Austausch wegen der Kapazitäten, orientieren uns an den Fahrgastzahlen, die uns aus unseren Fahrgastzählungen vorliegen und können gegebenenfalls nachsteuern, soweit dies die Kapazitäten der Busunternehmen – Personal und Busse – zulassen.“ Kleinere Verspätungen seien hingegen während des Schienenersatzverkehrs kein Problem. „Bei Verspätungen warten die Busse in der Regel 15 Minuten“, sagt die Pressesprecherin. Dennoch sei es sinnvoll, sich vor jeder Fahrt über den aktuellen Stand zu informieren – entweder über die Internetseite, auf Facebook oder über den Whatsapp-Kanal der BRB.

Die BRB-Sprecherin gibt allerdings auch zu, dass die Organisation während größerer Bauarbeiten immer komplizierter werde – auch wegen der Kommunikation mit der Deutschen Bahn (DB InfraGO). „Es kommt inzwischen leider vermehrt vor, dass diese ihre Baustellen im angekündigten Zeitraum nicht fertigstellen kann und die Baustelle dann äußerst kurzfristig verlängert wird oder Baustellen mit einem zu geringen Vorlauf angekündigt werden“, sagt die BRB-Sprecherin.

Kurzfristige Änderungen
bereiten Probleme

Die Folge: Probleme für die BRB. „Beim Organisieren der SEV-Busse und beim Umplanen der Schichten des Fahrpersonals“, sagt die Pressesprecherin. Das habe sich erst in diesen Tagen wieder gezeigt. Die Baumaßnahmen zwischen Rosenheim und Brannenburg seien von der DB InfraGo plötzlich um einen Tag – vom 5. auf den 6. November – verlängert worden. Die Information habe die BRB erst kurz davor erhalten. „Wir hatten zumindest das große Glück, dass wir SEV-Busse bekommen haben“, sagt die BRB-Sprecherin.

Wie die Deutsche Bahn auf Anfrage mitteilt, handelt es sich bei den Arbeiten um „routinemäßige, langfristig geplante Erneuerungsmaßnahmen“. „Sie dienen der Erhaltung und Verbesserung der Infrastruktur und damit der sicheren und zuverlässigen Abwicklung des Bahnverkehrs“, sagt eine Sprecherin der DB.

Viele Bauarbeiten zwischen
Rosenheim und Kufstein

Zu den wichtigsten Maßnahmen der aktuellen Bauarbeiten gehören die Fertigstellung der Erneuerung des Bahnübergangs Seestraße in Happing, die Erneuerung der Eisenbahnüberführung an der Bahnhofstraße in Raubling, eine Gleiserneuerung zwischen Brannenburg und Raubling, eine Schienenerneuerung sowie Schwellenwechsel zwischen Oberaudorf und Rosenheim. Hinzu kämen kleinere Instandhaltungsarbeiten entlang der Strecke zwischen München und Rosenheim. „Ein vollständiger Ausfall des Zugverkehrs ist jedoch nicht vorgesehen“, betont die DB-Sprecherin.

Artikel 9 von 11