Es braucht„Brot und Rosen“

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

In unserer Pfarrkirche steht die Figur einer Frau mit einer offenen Schürze voller Blumen. Sie stellt die heilige Elisabeth dar, deren Fest wir heute, am 19. November, feiern. Von ihr erzählt die Legende, dass sie von der Wartburg, auf der sie als Landgräfin lebte, freigebig Brot zu den Armen brachte – sehr zum Missfallen ihrer Verwandten. Als ihr Mann eines Tages ihren Korb kontrollierte, waren aus dem Brot Rosen geworden. Ein stilles Zeichen dafür, dass Liebe verwandelt. „Brot und Rosen“ wurde 1911 dann tatsächlich auch zum Ruf streikender Textilarbeiterinnen in Amerika. Sie forderten nicht nur das Lebensnotwendige, sondern dazu Würde und Wertschätzung. Beides braucht der Mensch.

„Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht“ beginnt ein Lied, das wir oft in unseren Gottesdiensten singen. Es erinnert mich daran, dass Geben mit offenen Augen beginnt – und mit einem Herzen, das sich bewegen lässt. Not begegnet uns längst nicht nur in fernen Regionen. Sie wohnt mitten unter uns: in finanziellen Sorgen, in sozialen Spannungen und in der leisen Einsamkeit vieler Alleinstehender. Diese lässt sich nicht mit Brot allein lindern. Sie braucht Rosen – Aufmerksamkeit, Liebe und Nähe, Worte, die tragen. Darum hat der alte Ruf nichts verloren. Er lädt ein, neu zu fragen: Wo kann ich heute ein Stück Brot teilen? Und wo vielleicht eine Rose schenken? Die Frau mit der Blumenschürze in der Kirche sagt mir: Elisabeth öffnet noch immer Herzen. Ihr Leben spricht: Liebe verwandelt – oft lautlos, manchmal gegen Widerstände, aber immer spürbar.

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