Seeon – Wie künstliche Intelligenz den Mittelstand verändert, stand im Fokus des diesjährigen Seeoner Gesprächs, das am vergangenen Freitag im Kloster Seeon stattfand. Die Technische Hochschule (TH) Rosenheim und die Wirtschaftsvereinigung Seeoner Kreis boten mit der Veranstaltung praxisnahe Einblicke, strategische Orientierung und konkrete Beispiele aus regionalen Unternehmen, wie aus einer Mitteilung hervorgeht.
Großes KI-Interesse – aber noch viele offene Fragen
Nach der Begrüßung durch Gerald Rhein, Vorstandsvorsitzender des Seeoner Kreises, unterstrich Professor Dr. h.c. Heinrich Köster, Präsident der TH Rosenheim, die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Wirtschaft. Köster nutzte zudem die Gelegenheit, auf das Jubiläum und die hundertjährige Geschichte der Hochschule zurückzublicken.
Einen ersten thematischen Schwerpunkt setzte Professorin Dr. Brigitte Kölzer mit einer aktuellen Umfrage zur KI-Transformation in der Region. Laut Kölzer möchten mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen künstliche Intelligenz einsetzen, wisse jedoch noch nicht, in welchen Bereichen und mit welchen Technologien. Zu den größten Herausforderungen zählen fehlendes Know-how der Mitarbeitenden, Datenschutzanforderungen und rechtliche Unsicherheiten. Viele Unternehmen wünschen sich daher verstärkt die Fachexpertise der TH Rosenheim, sowohl in der Ausbildung künftiger Fachkräfte als auch in praxisnahen Weiterbildungsangeboten.
Mehr als ein Werkzeug
in Wertschöpfungsketten
Strategische Impulse für den Mittelstand lieferte Dr. Andreas Liebl, Mitglied der Geschäftsleitung der UnternehmerTUM GmbH. Er betonte, dass künstliche Intelligenz heute kein reines Werkzeug mehr sei, sondern als agierender Agent Wertschöpfungsketten grundlegend verändere. Entscheidend werde die Zusammenarbeit von Mensch und KI-Agenten. Liebl rief die Unternehmen dazu auf, mutig zu handeln, klein anzufangen und die Chancen für Innovation zu erkennen. Im zweiten Veranstaltungsteil stellten regionale Unternehmen ihre Best-Practice-Beispiele vor. Max Heller, Geschäftsführer der Schüller Möbelwerk GmbH, betonte, dass künstliche Intelligenz in der Gesamtorganisation sinnstiftend verankert werden müsse. Die digitale Transformation gelinge dort, wo Unternehmen klein anfangen, sichtbar Mehrwert schaffen und mutig Brücken zwischen Menschen, Prozessen und Technologien bauen – immer mit dem Menschen im Zentrum.
Dr.-Ing. Andre van Bennekom und Dr. Stephan Glöckner präsentierten KI-Anwendungen in der Stahlproduktion der Max Aicher AG, etwa zur Optimierung von Produktionsabläufen und zur frühzeitigen Fehlererkennung. Besonders bei der Rissprüfung von Stahl sei künstliche Intelligenz bereits im Einsatz, wodurch das Unternehmen seinen Wettbewerbern voraus sei. Die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden wachse, auch wenn noch Skepsis bestehe. Im Anschluss tauschten sich die Teilnehmenden zu individuellen Herausforderungen rund um die Einführung und Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz aus.
Vertreter der TH Rosenheim standen dabei für praxisnahe Lösungen zur Verfügung. Themen wie Datenmanagement, Schulungsbedarf und rechtliche Rahmenbedingungen wurden intensiv diskutiert. Die Resonanz zeigte, dass der Bedarf an Orientierung und Erfahrungsaustausch im regionalen Mittelstand weiterhin hoch ist.
Kernaufgabe einer
jeden Transformation
Zum Abschluss hob Gerald Rhein hervor, dass künstliche Intelligenz heute eine Kernaufgabe jedes Unternehmens für die Transformation sei und nur erfolgreich umgesetzt werden könne, wenn die Mitarbeitenden aktiv einbezogen werden. Er appellierte, gemeinsam mit der Technischen Hochschule Rosenheim ein KI-Zentrum aufzubauen, das praxisnahes Wissen und innovative Lösungen für die Region entwickelt.