„75 Jahre Verantwortung für das zweitgrößte Ökosystem der Welt“

von Redaktion

Waldbesitzervereinigung Rosenheim feiert 75 Jahre Einsatz für den Wald und seine Zukunft

Rosenheim – Fast 200 Gäste konnte Alois Kalteis jüngst in der Tenne des Gasthofs Hirzinger in Söllhuben begrüßen, wohin die Waldbesitzervereinigung (WBV) Rosenheim zur Feier ihres 75-jährigen Bestehens eingeladen hatte.

„Wir wollen keine Fachvorträge hören, sondern einfach feiern“, so der WBV-Vorsitzende zum Charakter der Veranstaltung. Auch wenn Wiebke und Windbruch, Käfer und Kalamitäten nicht im Vordergrund standen, so bekamen die Besucher im Rückblick von Geschäftsführer Michael Heffner doch auch etwas davon zu hören.

Nach dem Krieg sei viel Holz für den Wiederaufbau benötigt worden, was den Holzpreis in die Höhe trieb, blickte der WBV-Geschäftsführer auf die Anfänge der Vereinigung zurück. Es sei auch die Enteignung der Waldbauern in Erwägung gezogen worden, um die Nachfrage zu decken. Später seien die Weiterbildung, die gegenseitige Unterstützung und die Vermarktung des Holzes in den Vordergrund der Vereinigung getreten.

In den 1980er-Jahren und 1990er-Jahren seien das Waldsterben und die Diskussion um „Wald vor Wild“ wichtige Themen gewesen. Hinzu gekommen seien die fallenden Holzpreise durch das Überangebot nach den Stürmen Vivian und Wiebke und den folgenden Käfer-Kalamitäten gewesen. Um die Bestände abzubauen sei damals viel Holz exportiert worden, unter anderem über die Donau in die Türkei, erklärte Heffner weiter.

Nach der Jahrtausendwende hat den Waldbauern laut Heffner der Zwischenhandel Probleme bereitet, der viel „abgeschöpft hat“. Der gemeinsame Direktverkauf an Sägewerke habe das Problem gelöst. Ein neuer Markt entstand schließlich durch die Energiewende. Unter dem Motto „Wir brennen für die Holzenergie“ wurden Brennholz und Hackschnitzel als nachwachsender Rohstoff zur Wärmeerzeugung verkauft. Neue Perspektiven für die Waldbauern biete auch der Trend zum Bau von Wohnhäusern aus Holz. „Wir bauen auf heimisches Holz“, so der Slogan, mit dem seit 2021 für den Holzbau geworben wird. Dieser trage zum Klimaschutz bei, da in den Bauwerken Kohlendioxid langfristig gebunden ist. Zudem erschließt sich die WBV laut Geschäftsführer Heffner neue Geschäftsfelder, wie etwa den Pflanzeneinkauf, die Pflanzung und die Waldpflege. Letztere hat im Jahr 2000 mit vier Pflegeverträgen für eine Fläche von zusammen 21 Hektar begonnen, heute sind es 85 Verträge für eine Fläche von 1.238 Hektar Fläche.

Zu den großen Herausforderungen der Zukunft gehört laut Heffner der Waldumbau zur Förderung der Klimastabilität, die Wiederbewaldung von Kalamitätsgebieten und die Nachwuchsförderung. Doch vorher seien noch einige andere Aufgaben zu erledigen, wie die Suche nach neuen Büroräumen und einer Arbeitskraft für die Geschäftsstelle. Auch Holzvermittler und Förster würden gebraucht.

Landrat Otto Lederer würdigte die Leistung der WBV beim Festakt als „75 Jahre Verantwortung für das zweitgrößte Ökosystem der Welt“. Allein im Landkreis Rosenheim würden 9.000 Waldbesitzer 38.000 Hektar Wald bewirtschaften, von denen über ein Drittel Mitglieder der WBV seien. Für sie sei dabei das „Rosenheimer Modell“ von Vorteil, in dem alle Beteiligten – Waldbesitzer, Jäger, Verwaltung und Politik – zusammenarbeiten.

Lederer dankte allen, die am Erhalt des Waldes beteiligt sind, denn: „Der Wald ist ein Teil der Lösung der Probleme, die wir in Zukunft haben werden.“

Alfred Schubert

Artikel 1 von 11