Zug-Chaos frustriert Pendler in Region

von Redaktion

Pendler zwischen Salzburg, Rosenheim und München brauchten in den vergangenen Tagen starke Nerven. Signalstörungen, Ausfälle und widersprüchliche Informationen sorgten dafür, dass viele Reisende stundenlang festsaßen – darunter auch unsere Reporterin. Was die Bahn zum Chaos in der Region sagt.

OVB-Autorin Johanna Janisch strandete zuletzt selbst in Salzburg. In Richtung Rosenheim ging nichts mehr.

Salzburg/Bad Aibling/Prien – Fernando Gerbrich hat am vergangenen Dienstag extra um 15 Uhr in seiner Firma in München Schluss gemacht, um es rechtzeitig zur Geburtstagsfeier seiner Nichte in Bad Aibling zu schaffen. Doch aus dem pünktlichen Geburtstagsglückwunsch wurde nichts: Der 46 Jahre alte Familienvater kam erst nach geschlagenen zweieinhalb Stunden am Bahnhof Bad Aibling an. Normal wäre ungefähr eine Stunde. Ähnlich ärgerliche Erfahrungen – für die die Deutsche Bahn vor allem Bauarbeiten verantwortlich macht – haben in den letzten Tagen viele Pendler gemacht.

So auch ich. Einen Tag vorher, am 24. November, war für mich in Salzburg ab dem späten Nachmittag keine Fahrt nach Rosenheim mehr möglich. Sämtliche Verbindungen nach München fielen aus. Eine alternative Verbindung, auf die ich meine letzten Hoffnungen gesetzt hatte, wurde prompt in dem Moment abgesagt, als ich mir das Ticket gebucht hatte.

Signalstörung
verursacht Ausfälle

Mein Frust war groß. Vor der Anzeigetafel sinnierte ich darüber, ob ich mir ein Taxi über die Grenze nehmen sollte und wie viel mich das wohl kosten würde. Währenddessen fragten mich andere Fahrgäste, wo denn die Verbindung nach München abfahren würde. Nirgendwo, war meine Antwort.

Manch einem war die Verzweiflung deutlich anzusehen, als absehbar wurde, dass eine Weiterfahrt von Salzburg Richtung München nicht möglich ist. Einige weitere Fahrgäste mit Koffern standen ratlos in der Salzburger Bahnhofsvorhalle und entschieden sich dann doch, die Rolltreppe zum Bahngleis zu nehmen, wohl in der Hoffnung, dass der Zug nach München vielleicht doch noch abfahren würde. Ein Schienenersatzverkehr fuhr nur nach Innsbruck oder Wörgl, um die ausgefallenen Railjet-Verbindungen zu ersetzen.

Um 16 Uhr nahm ich wie viele andere am Bahnhof resigniert zur Kenntnis, dass es nicht weitergeht und sagte meinen Termin in Rosenheim ab.

„Dass Züge kurzfristig ausfallen, kann unterschiedliche Gründe haben. Wir hatten am 24. November eine Signalstörung zwischen Rumgraben und Traunstein. Dadurch kam es zu hohen Verspätungen und Zugausfällen“, heißt es von einer Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage.

Für zusätzlichen Frust bei den Reisenden sorgten zudem verwirrende Lautsprecheransagen und unterschiedliche Angaben am Bahnhof und in der App.

Auf Nachfrage, warum sich die Anzeigen am Bahnhof und in der App häufig unterscheiden, heißt es von der Bahn, dies sei abhängig von den jeweiligen Leitstellen der Eisenbahnunternehmen. „Damit in den Auskunftsmedien und am Bahnsteig eine aktuelle und zuverlässige Fahrgastinformation gewährleistet werden kann, müssen die Leitstellen der Eisenbahnverkehrsunternehmen (DB, BRB etc.) ihre Daten rechtzeitig und korrekt eingeben. Nur wenn beispielsweise Verspätungen, Gleiswechsel oder sonstige Störungen zeitnah in die zentralen Systeme gemeldet werden, können diese Informationen automatisch in die digitalen Anzeigesysteme an den Bahnhöfen sowie in den DB-Navigator und andere Auskunftsmedien übernommen werden“, gibt die Pressestelle der Deutschen Bahn Auskunft.

Ich wagte am nächsten Tag, 25. November, eine neue Fahrt von Salzburg nach Rosenheim: Geplant hatte ich, die Verbindung um 9.05 Uhr zu nehmen, die Abfahrt verspätete sich jedoch um acht Minuten, obwohl der Zug schon am Bahngleis stand. Die Durchsage über Verspätungen und Zugausfälle wegen Bauarbeiten entlang der Strecke lief bis zur Abfahrt in Dauerschleife. Weitere Verspätung kam durch die Grenzkontrollen hinzu. Mein Sitznachbar wurde ungehalten: „Als ob man denn nicht eh schon viel zu spät dran ist.“

Kurz vor Bernau stoppte die Fahrt erneut. „Das Gleis vor uns ist belegt“, tönte die Durchsage unseres Lokführers durch den Triebwagen. Zwei Züge rauschten an uns vorbei, bevor es weiterging. Bis zur Ankunft in Rosenheim hatten sich mehr als 20 Minuten Verspätung angesammelt. Ein „tägliches Trauerspiel“, wie mir auch ein Kollege aus Prien bestätigte, der die Strecke regelmäßig nutzt.

BRB plant
„Vorplanfahrten“

Geduld brauchten am Dienstag auch die Fahrgäste, die den Münchner Ostbahnhof anfahren wollten. Die Reparatur einer defekten Weiche führte zur Umleitung mehrerer Züge und Ausfällen der S-Bahn. Die Störung hielt noch bis zum Mittwoch an.

Die Bauarbeiten der Deutschen Bahn treffen vor allem die Verbindungen der Bayerischen Regiobahn (BRB). BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann fand hierzu bereits klare Worte (wir berichteten). Um Verspätungen zu vermeiden, plant die BRB sogenannte „Vorplanfahrten“. Das heißt, dass Züge bis zu 20 Minuten zeitiger als eigentlich geplant in München losfahren, um die Anschlüsse auf der Strecke zu halten. Die Verspätung wird sozusagen schon vorab eingeplant. Mangelnde Kommunikation der DB InfraGo über die Baustellenstarts würde eine zuverlässige Planung unmöglich machen, äußerte Schuchmann.

Baumaßnahmen gab es laut Deutscher Bahn zuletzt einige auf der Strecke zwischen München und Salzburg. Sie sind laut der Pressestelle aber nun weitgehend beendet. So finden in der nächsten Zeit vor allem kleinere Maßnahmen in nächtlichen Sperrpausen statt. Diese sollten keine Einschränkungen für die Reisen mit sich bringen – so zumindest die Auskunft der Deutschen Bahn.

Welche Rechte haben Fahrgäste?

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